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§ 2b UStG: Interkommunale Zusammenarbeit

Die OFD Frank­furt hat um­fang­reich zu den ver­schie­de­nen For­men der in­ter­kom­mu­na­len Zu­sam­men­ar­beit der öff­ent­li­chen Hand Stel­lung be­zo­gen und da­bei de­tail­liert zwi­schen den ver­schie­de­nen For­men der „In­ter­kom­mu­na­len Zu­sam­men­ar­beit“ (IKZ) un­ter­schie­den (vgl. OFD Frank­furt, Verfügung vom 04.02.2022, S 7107 A - 005 St 110.2).

Hin­weis: Die nach­fol­gend dar­ge­stell­ten Schluss­fol­ge­run­gen be­zie­hen sich auf hes­si­sches Lan­des­recht (insb. § 2 KGG). In an­de­ren Bun­desländern ist vor ei­ner Über­tra­gung insb. auch das je­weils gel­tende Lan­des­recht zu berück­sich­ti­gen. Da aber an­dere Bun­desländer meist ver­gleich­bare Re­ge­lun­gen ge­trof­fen ha­ben, er­ach­ten wir die Dar­stel­lung je­doch auch über Hes­sen hin­aus als wert­volle Ar­gu­men­ta­ti­ons­grund­lage für ei­gene Ent­schei­dun­gen/Be­wer­tun­gen.

Die Hin­weise könn­ten auch für an­dere jPdöR (Kir­chen, Land­kreise, Kam­mern, etc.) An­re­gun­gen zur Be­wer­tung der ei­ge­nen Ko­ope­ra­tio­nen wei­tere An­re­gun­gen ge­ben.

Die OFD Frank­furt un­ter­schei­det zwi­schen

  • Kom­mu­na­len Ar­beits­ge­mein­schaf­ten („kom-ARGE“)
  • Zweck­verbänden
  • Öff­ent­lich-recht­li­chen Ver­ein­ba­run­gen
  • Kom­mu­na­len An­stal­ten

a) Kom­mu­nale Ar­beits­ge­mein­schaf­ten („kom-ARGE“)

In der be­nann­ten Verfügung de­fi­niert die OFD Frank­furt die „kom-ARGE“ (ver­ein­facht) als eine Form der IKZ, bei wel­cher die Be­fug­nis der Be­tei­lig­ten als Träger der Auf­ga­ben und der Be­fug­nisse un­berührt blei­ben. Ge­gen­stand sei le­dig­lich die „Ko­or­di­nie­rung des Ein­sat­zes des Per­so­nals der be­tei­lig­ten Ge­mein­den und Land­kreise“.

Für diese de­fi­nierte kom-ARGE ver­tritt die OFD Frank­furt die Auf­fas­sung, dass nach hes­si­schem Lan­des­recht we­der die ho­ri­zon­tale IKZ (= sämt­li­che Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner ei­ner po­li­ti­schen Ebene zu­gehörig; z. B. zwei Nach­bar­ge­mein­den), noch die ver­ti­kale Zu­sam­men­ar­beit (z. B. Ge­meinde(n) und Land­kreis) nicht dazu führt, dass die kom-ARGE eine ei­gene Rechts­persönlich­keit begründet. Denk­bar wäre hier ins­be­son­dere die An­nahme ei­ner Ge­sell­schaft bürger­li­chen Rechts (GbR), wel­che die OFD Frank­furt je­doch ausdrück­lich ver­neint.

Man­gels ei­ge­ner Rechts­persönlich­keit könne die kom-ARGE so­mit kein um­satz­steu­er­li­cher Un­ter­neh­mer sein. Viel­mehr ha­ben die Mit­glie­der et­waige Ein­nah­men ei­genständig um­satz­steu­er­lich zu be­wer­ten und ggf. zu ver­steu­ern. Dies be­trifft so­wohl Umsätze der Mit­glie­der un­ter­ein­an­der als auch ge­genüber Drit­ten.

b) Zweck­verbände

Ein Zweck­ver­band ist grundsätz­lich (ne­ben den be­tei­lig­ten Kom­mu­nen, Land­krei­sen, etc.) ein ei­ge­ner Recht­sträger und so­mit po­ten­zi­ell ei­genständi­ger um­satz­steu­er­li­cher Un­ter­neh­mer. In­so­fern können Leis­tungs­be­zie­hun­gen zwi­schen den Be­tei­lig­ten und dem Zweck­ver­band grundsätz­lich um­satz­steu­er­lich re­le­vant sein bzw. i.d.R. einen um­satz­steu­er­ba­ren Leis­tungs­aus­tausch begründen.

Die OFD Frank­furt ver­tritt je­doch die Auf­fas­sung, dass bei Tätig­kei­ten/Leis­tun­gen, für wel­che ein ge­setz­li­cher Wett­be­werbs­aus­schluss gilt und diese auf öff­ent­lich-recht­li­cher Grund­lage er­fol­gen, § 2b Abs. 3 Nr. 1 UStG greift und die Ein­nah­men so­mit nicht um­satz­steu­er­bar sind. Als Bei­spiel ausdrück­lich be­nannt ist die Per­so­nalüber­las­sung an einen Ge­mein­de­ver­wal­tungs­ver­band, da diese - zu­min­dest nach hes­si­schem Lan­des­recht - nur durch jPdöR er­fol­gen kann.

Im Ein­zel­fall sind ausdrück­lich aber auch nicht um­satz­steu­er­bare Ge­sell­schaf­ter­beiträge denk­bar (vgl. Ab­schn. 1.6 Abs. 3 UStAE).

c) Öff­ent­lich-recht­li­che Ver­ein­ba­run­gen

Bei den öff­ent­lich-recht­li­chen Ver­ein­ba­run­gen un­ter­schei­det die OFD Frank­furt zwar zwi­schen der „De­le­ga­tion“ und der „Man­da­tie­rung“.

Im Kern bleibt es je­doch da­bei, dass eine Leis­tungs­er­brin­gung der einen jPdöR an eine an­dere jPdöR re­gelmäßig zu einem Leis­tungs­aus­tausch führt und so­mit um­satz­steu­er­bar wird. Aus­nah­men be­ste­hen un­verändert bzgl. ho­heit­li­cher Auf­ga­ben ohne Wett­be­werbs­re­le­vanz. Für be­stimmte Ein­zelfälle könn­ten sich so­mit Ge­stal­tungs­spielräume er­ge­ben. Un­ter Ver­weis auf die BMF-Schrei­ben vom 16.12.2016 (BStBl. I 2016, S. 1451) und 14.11.2019 (BStBl. I 2019, S. 1140) ver­bleibt un­verändert die Prüfung ei­ner Wett­be­werbs­re­le­vanz.

d) Kom­mu­nale An­stal­ten

Kom­mu­nale An­stal­ten sind ebenso wie Zweck­verbände ei­genständige Recht­sträger und so­mit um­satz­steu­er­li­che Un­ter­neh­mer. Es gel­ten so­mit die Ausführun­gen, wie diese zu­vor für Zweck­verbände getätigt wur­den.

Hin­weis: Vor­aus­set­zung für die An­wen­dung des § 2b UStG bleibt un­ein­ge­schränkt die Vor­aus­set­zung, dass die Zu­sam­men­ar­beit auf öff­ent­lich-recht­li­cher Grund­lage ba­siert. Be­ste­hende Ver­ein­ba­run­gen wären - so­weit möglich - ggf. an­zu­pas­sen. Außer­halb Hes­sens ist zusätz­lich dar­auf zu ach­ten, dass das je­wei­lige Lan­des­recht ent­spre­chende Re­ge­lun­gen be­inhal­tet.

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