„Gutes tun und nachhaltig sein ist kein Widerspruch“
„Rechnet sich Nachhaltigkeit?“ Winfried Rübesam, Geschäftsführer von Fritz-Kola, brachte das diesjährige Thema des Unternehmerdialogs gleich zu Anfang auf den Punkt. Werte wie Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung seien in der Firmen-DNA des Hamburger Getränkeherstellers fest verankert, der Haltung vor Wachstum setzt und diese Philosophie glaubwürdig in allen Bereichen vertritt. Das drückt sich sowohl im radikalen Verzicht auf Plastik, als auch in den verwendeten Rohstoffen aus – alles Bio und so regional wie möglich. Damit behauptet sich das Unternehmen in einem insgesamt abnehmenden Markt für Cola und Limonaden. „Wenn die Marke stark genug ist, wird sich auch der Markt in die richtige Richtung verändern“, ist Winfried Rübesam überzeugt. Seine Frage am Schluss klang zwingend logisch: „Lohnt es sich langfristig, nicht nachhaltig zu sein?" Fritz-Kola hat sich diesbezüglich längst entschieden.
“The future is plant-based”
Die Veränderung von Ernährungsgewohnheiten und damit verbunden der rückläufige Absatz von zuckerhaltigen Lebensmitteln beschäftigt auch Dr. Niels Pörksen, Vorstandsvorsitzender der Südzucker AG. Europas größter Zuckerproduzent verarbeitete 2021 rund 35 Mio. Tonnen pflanzliche Rohstoffe – neben der Zuckerrübe auch zunehmend weitere Feldfrüchte. Im Rahmen der bereits seit Jahren vorangetriebenen Diversifizierung ist das Unternehmen auch in die Extraktion und Texturierung pflanzlicher Proteine auf Basis der Ackerbohne eingestiegen. Der Slogan „Get the power of plants“ beschreibt daher die fortschreitende Entwicklung des ehemaligen Rohstofflieferanten zum Partner für pflanzenbasierte Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. „Dieser Ansatz, partnerschaftliche Ideen direkt mit den Abnehmern zu entwickeln, ist neben den Maßnahmen für ökologischeren Anbau Teil des Konzepts für ein nachhaltigeres Wirtschaften bei der Südzucker“, betonte Pörksen.
„Smartphones sind Fernbedienungen zum Leben“
Auf diesen Weg, so präzise wie möglich die Nachfrage vorherzusagen, schwor auch der Publizist und Food-Aktivist Hendrik Haase die anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Kaffeepause ein. Er nahm das Auditorium mit auf eine beeindruckende Reise in die Zukunft unserer Ernährungs- und Einkaufsgewohnheiten, die von der Verbindung von Bio- und Digitaltechnologie geprägt sein wird. „Wer die Daten besitzt, steuert künftig den Konsum“, so seine Vorhersage zum Thema Food 4.0. Es gehe nicht darum, möglichst viele Packungen Knödel ins Regal zu stellen und dann abzuwarten, wer sie kauft. Entscheidend sei vielmehr die „Knödel-Experience“, d.h. die eigene Erfahrung mit dem Produkt! Haase erläuterte anhand von Beispielen, dass die Kaufentscheidungen von morgen auf der Basis gesammelter Gesundheitsdaten oder der bequemen Vernetzung unserer Haushaltsgeräte mit entsprechenden Lieferplattformen getroffen werden - Möglichkeiten, die teilweise heute schon existieren. Die Frage, ob die „Precision Nutrition“ zu mehr Nachhaltigkeit führen wird, blieb (noch) ungeklärt.
Fortsetzung 2023
Christoph Havermann und Klaus-Martin Fischer, beide Partner der Ebner Stolz Management Consultants, die das Publikum durch die rundum gelungene Veranstaltung führten, freuten sich im Anschluss an den letzten Vortrag schon auf die nächste Ausgabe im kommenden Jahr: „Auch 2023 wird es wieder einen Unternehmerdialog mit spannenden Themen und interessanten Gästen aus der Agrar- und Ernährungsindustrie geben.“ Damit leiteten sie zum Ausklang des Tages über, der für die rund 50 geladenen Gäste aus allen Bereichen der Branche bei einem gemeinsamen Abendessen mit intensiven Gesprächen und Networking auf höchstem Niveau beschlossen wurde.