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Leistungen

7. Unternehmerdialog Agrar & Ernährung: Umbruch als Chance – die eigene Position neu bestimmen

Im Drei­schei­ben­haus hoch über Düssel­dorf begrüßte Eb­ner Stolz be­reits zum sieb­ten Mal knapp 60 Un­ter­neh­me­rin­nen und Un­ter­neh­mer aus der Agrar- und Ernährungs­in­dus­trie zum Dia­log in ex­klu­si­ver Runde. Un­ter dem Motto „Um­bruch als Chance – die ei­gene Po­si­tion neu be­stim­men“ lie­fer­ten drei span­nende Im­puls­vorträge die Ba­sis für viele an­ge­regte Ge­spräche und in­ten­sive Dis­kus­sio­nen.

Vom Wursthersteller zum Protein- und Technologieanbieter

Gleich im ers­ten Vor­trag des diesjähri­gen Un­ter­neh­mer­dia­logs zeig­ten die bei­den CEOs der In­Fa­mily Foods Hol­ding, Hans-Ewald Rei­nert und Dr. Wolf­gang Kühnl, wie ein Um­bruch ge­lin­gen kann. Aus­gangs­punkt für die Trans­for­ma­tion ih­rer Un­ter­neh­men Rei­nert und Kem­per war die Er­kennt­nis, dass die bei­den Fleisch­ver­ar­bei­ter es „al­leine nicht mehr schaf­fen wer­den“ sich in einem im­mer schwie­ri­ger wer­den­den Markt­um­feld zu be­haup­ten. „Wir woll­ten uns nicht zu Tode spa­ren, son­dern ge­mein­sam nach vorne ge­hen und et­was Großes schaf­fen.“ Ge­sagt, ge­tan. Die in­ner­halb kur­zer Zeit er­folgte Fu­sion der bei­den Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men setzte die not­wen­di­gen Kräfte frei, um sich wie­der auf Zu­kunfts­the­men fo­kus­sie­ren zu können. Mit der Gründung von The Plantly But­chers ge­lang zu­dem der Ein­stieg in den Wachs­tums­markt pflanz­li­cher Flei­scher­satz­pro­dukte. Ein ei­gens ent­wi­ckel­ter und pa­ten­tier­ter Fer­men­ta­ti­ons­pro­zess si­chert da­bei den ge­schmack­li­chen und tech­no­lo­gi­schen Vor­sprung. Der Blick der bei­den Un­ter­neh­mer in die Zu­kunft un­se­rer Ernährung reicht je­doch deut­lich über den „pflanz­li­chen Tel­ler­rand“ hin­aus. Die neu gegründete Tech­no­lo­gie-Toch­ter Cul­ti­va­ted B soll als Enabler die kom­plette In­fra­struk­tur zur Her­stel­lung von zell­ba­sier­tem Fleisch - vom Bio­reak­tor bis zum Nähr­me­dium - be­reit­stel­len und da­mit den Weg hin zu ei­ner in­dus­tri­ell ska­lier­ten Pro­duk­tion eb­nen. So viel Tempo und vi­sionäre Tat­kraft ist Un­ter­neh­mer­tum in Rein­form oder wie Hans-Ewald Rei­nert es auf den Punkt brachte: „Ich fahre in der Krise gerne links.“

Im Spannungsfeld zwischen traditionellem Hausverkauf und modernem Direktvertrieb

„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ Mit die­sem Schil­ler-Zi­tat mach­ten Jörg Körfer und Mi­chael Spött­ling, Vor­sit­zen­der bzw. Mit­glied des Bei­rats der bo­frost*Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men, gleich zu Be­ginn ih­rer Präsen­ta­tion deut­lich, dass der Di­rekt­ver­mark­ter für Tiefkühl­pro­dukte sein jahr­zehn­te­lang er­folg­rei­ches Ge­schäfts­mo­dell wei­ter­ent­wi­ckeln müsse, um auf die veränder­ten An­for­de­run­gen der Ver­brau­cher zu rea­gie­ren. „Man hat sich sehr lange auf die Kun­den­grup­pen fo­kus­siert, die man seit Jahr­zehn­ten hat“, um­riss Jörg Körfer das Pro­blem. In­fol­ge­des­sen seien heute etwa 60 Pro­zent der Kun­den über 65 Jahre alt. Zu­dem galt die Marke bo­frost* bei Jünge­ren als „an­ge­staubt“. „Wir ha­ben an Re­le­vanz für neue Kun­den­grup­pen ver­lo­ren, d.h. im­mer we­ni­ger neue Kun­den kom­men in un­ser Ge­schäfts­mo­dell hin­ein“, so Körfer. Auf der an­de­ren Seite kenne die Marke bo­frost* prak­ti­sch je­der. Die Kern­frage laute da­her: „Wie muss sich bo­frost* verändern, um für po­ten­zi­elle Neu­kun­den mo­der­ner und at­trak­ti­ver zu sein?“. Ant­wor­ten lie­ferte der von bo­frost* in­iti­ierte Stra­te­gie­pro­zess. „Wir ver­su­chen un­ser tra­di­tio­nel­les Ge­schäfts­mo­dell bes­ser und mo­der­ner zu ma­chen und mit neuen In­itia­ti­ven auch völlig neue Dinge aus­zu­pro­bie­ren“, fasste Mi­chael Spött­ling die zen­tra­len Er­geb­nisse zu­sam­men. Der Kunde rückt da­bei in den Mit­tel­punkt, in­dem Kun­den­an­spra­che, Sor­ti­mente und Lie­fer­ser­vice­an­ge­bote stärker auf die spe­zi­fi­schen Kun­den­bedürf­nisse zu­ge­schnit­ten wer­den. Ein neuer On­line-Shop in­klu­sive App ergänzt nun den sprichwört­lich in die Jahre ge­kom­me­nen Ver­kaufs­ka­ta­log um zeit­gemäße Ver­triebs­kanäle. Auch bei den neuen In­itia­ti­ven man­gelt es nicht an Ein­falls­reich­tum: So e ha­ben die Ver­kaufs­fah­rer des Tiefkühl­spe­zia­lis­ten mitt­ler­weile auch ein kom­plet­tes Wein­sor­ti­ment mit an Bord. Flan­kiert wird al­les durch einen um­fas­send mo­der­ni­sier­ten Mar­ken­auf­tritt. „Sehr cool“, fan­den die Zuhörer.

Profitable Positionen in der Brauwirtschaft – erfolgreiche Transformationsbausteine

Wie man in einem her­aus­for­dern­den Markt­um­feld mit sich verändern­dem Kon­su­men­ten­ver­hal­ten und in­ten­si­vem Wett­be­werb seine Pro­fi­ta­bi­lität nach­hal­tig stei­gern kann, erläuterte Chris­tian We­ber, Ge­ne­ral­be­vollmäch­tig­ter der Karls­berg Braue­rei KG aus dem Saar­land. Größe sei da­bei laut We­ber, der das mitt­ler­weile zu einem in­ter­na­tio­na­len Getränke-Ver­bund ent­wi­ckelte Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men in der 5. Ge­ne­ra­tion führt, nicht der Schlüssel: „Pro­fi­ta­bi­lität hat nichts mit Größe zu tun, son­dern mit Stra­te­gie und Marke.“ Stra­te­gi­sche Ker­nidee von Karls­berg sind ei­genständige und starke Mar­ken, die im Ver­bund de­zen­tral or­ga­ni­siert sind und selbstständig geführt wer­den. Der Er­folg zeigt sich bei­spiel­haft an der Trans­for­ma­tion des Bier­ge­schäfts. Ent­ge­gen den viel­stim­mi­gen Kla­gen über den seit Jah­ren rückläufi­gen Pro-Kopf-Kon­sum kon­sta­tierte We­ber: „Wir sind im­mer noch ein Bier-Land. Die Deut­schen lie­ben Bier und kau­fen Bier.“ Das der hei­mi­sche Bier­markt nach wie vor at­trak­tiv ist, be­weist Karls­berg durch sein ste­tes Er­geb­nis­wachs­tum. Das Ge­heim­nis: Pro­fi­ta­bi­lität vor Menge. So wurde auf einen Großteil des Preis­ein­stiegs­ge­schäfts ver­zich­tet und statt­des­sen in­ten­siv in die Wei­ter­ent­wick­lung der Marke in­ves­tiert. „Die Preis­be­reit­schaft beim Kon­su­men­ten ist vor­han­den, sie muss nur über die er­folg­rei­che Marke rea­li­siert wer­den“, fasste Chris­tian We­ber die Er­folgs­for­mel zu­sam­men und be­nannte auch gleich die für die Mar­ken­ent­wick­lung zen­tra­len Bau­steine. Ne­ben dem Verständ­nis des Kon­su­men­ten, das über Zu­kauf und Nut­zung vor­han­de­ner Da­ten auf­ge­baut wurde, besaß auch die kon­se­quente Di­gi­ta­li­sie­rung z.B. in Form ei­ner On­line-Ein­kaufs­platt­form ge­rade in der Pan­de­mie einen ho­hen Stel­len­wert, da das Di­rekt­ge­schäft gestärkt und Kun­den­bin­dung er­zeugt wurde. Wich­tigs­ter Fak­tor für die er­folg­rei­che Trans­for­ma­tion wa­ren laut We­ber je­doch die Mit­ar­bei­ter: „Eine er­folg­rei­che Marke lebt von Krea­ti­vität, Ideen und Kom­mu­ni­ka­tion und diese ent­steht im­mer bei den Men­schen.“

Unternehmerdialog Agrar & Ernährung 2024 in neuer Location

Chris­toph Ha­ver­mann und Klaus-Mar­tin Fi­scher, die wie in den Vor­jah­ren als Mo­de­ra­to­ren durch eine er­neut sehr ge­lun­gene Ver­an­stal­tung führ­ten, kündig­ten für das kom­mende Jahr be­reits die Fort­set­zung des in der Bran­che eta­blier­ten For­mats an: „Auch 2024 wird es wie­der einen Un­ter­neh­mer­dia­log Agrar & Ernährung mit span­nen­den The­men und in­ter­es­san­ten Gästen aus der Bran­che ge­ben - dann je­doch in neuer Lo­ca­tion.“ Mit die­sem Aus­blick lei­te­ten die bei­den Part­ner der Eb­ner Stolz Ma­nage­ment Con­sul­tants zum Ab­schluss des Ta­ges über - einem ge­mein­sa­men Abend­es­sen mit Ge­le­gen­heit zur Ver­tie­fung von The­men und Kon­tak­ten.

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