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Aktuelles

Besteuerung von Kapitalleistungen schweizerischer Pensionskassen an deutsche Grenzgänger

BFH 26.11.2014, VIII R 31/10 u.a.

Der BFH hat sich in vier Ur­tei­len mit der Be­steue­rung sol­cher Ka­pi­tal­leis­tun­gen be­fasst, die deut­sche Steu­er­pflich­tige, die im In­land woh­nen, aber in der Schweiz ge­ar­bei­tet ha­ben bzw. noch ar­bei­ten (sog. Grenzgänger), im Rah­men der schwei­ze­ri­schen be­trieb­li­chen Al­ters­vor­sorge be­zie­hen.

Der Sach­ver­halt:
Das Sys­tem der schwei­ze­ri­schen be­trieb­li­chen Al­ters­vor­sorge über Pen­si­ons­kas­sen, die ein pri­va­ter Ar­beit­ge­ber für seine Ar­beit­neh­mer er­rich­tet, stellt ne­ben der staat­li­chen eid­genössi­schen Al­ters-, Hin­ter­blie­be­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung (sog. 1. Säule) die sog. 2. Säule der schwei­ze­ri­schen Al­ters­vor­sorge dar.

Der BFH hat sich in die­sem Zu­sam­men­hang in vier Ur­tei­len vom 26.11.2014 (VIII R 31/10, VIII R 38/10, VIII R 39/10) und vom 2.12.2014 (VIII R 40/11) mit der Be­steue­rung sol­cher Ka­pi­tal­leis­tun­gen be­fasst, die deut­sche Steu­er­pflich­tige, die im In­land woh­nen, aber in der Schweiz ge­ar­bei­tet ha­ben bzw. noch ar­bei­ten (sog. Grenzgänger), im Rah­men der schwei­ze­ri­schen be­trieb­li­chen Al­ters­vor­sorge be­zie­hen.

Die Gründe:
Bei der steu­er­li­chen Be­ur­tei­lung der Leis­tun­gen aus schwei­ze­ri­schen Pen­si­ons­kas­sen pri­va­ter Ar­beit­ge­ber ist zwi­schen der nach der schwei­ze­ri­schen Al­ters­vor­sorge ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­nen Min­destabsi­che­rung (sog. Ob­li­ga­to­rium) und den darüber hin­aus­ge­hen­den frei­wil­li­gen Leis­tun­gen des Ar­beit­ge­bers (sog. Über­ob­li­ga­to­rium) zu un­ter­schei­den.

+++ VIII R 38/10 +++
Nach dem Ur­teil in die­sem Ver­fah­ren ist eine Ka­pi­tal­ab­fin­dung, die einem ehe­ma­li­gen Grenzgänger von sei­nem pri­va­ten Ar­beit­ge­ber im Jahr 2005 - nach In­kraft­tre­ten des Al­ter­seinkünf­te­ge­set­zes vom 5.7.2004 - zur Ab­fin­dung sei­nes ob­li­ga­to­ri­schen und über­ob­li­ga­to­ri­schen Ren­ten­an­spruchs ge­gen die Pen­si­ons­kasse ge­leis­tet wird, nur in­so­weit als "an­dere Leis­tung" aus ei­ner ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung i.S.d. § 22 Nr. 1 S. 3 Buchst. a Dop­pel­buchst. aa des EStG mit dem da­nach vor­ge­se­he­nen Be­steue­rungs­an­teil (bei Ren­ten­be­ginn in 2005: 50 Pro­zent) zu be­steu­ern, als die Ka­pi­tal­leis­tun­gen aus dem Ob­li­ga­to­rium er­fol­gen.

Die darüber hin­aus­ge­hen­den Ka­pi­tal­leis­tun­gen aus dem Über­ob­li­ga­to­rium der Pen­si­ons­kasse sind auf­grund des pri­vat­recht­li­chen Vor­sor­ge­verhält­nis­ses für die inländi­sche Be­steue­rung ei­genständig zu be­ur­tei­len. Sie sind als Ka­pi­tal­leis­tung aus ei­ner Ren­ten­ver­si­che­rung mit Ka­pi­tal­wahl­recht bei ei­ner mehr als zwölfjähri­gen Zu­gehörig­keit und Bei­trags­leis­tung des Klägers an die Pen­si­ons­kasse steu­er­frei (§ 20 Abs. 1 Nr. 6 EStG i.V.m. § 10 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b EStG in der am 31.12.2004 gel­ten­den Fas­sung, die nach § 52 Abs. 36 S. 5 EStG im Streit­jahr 2005 an­zu­wen­den war).

+++ VIII R 39/10 +++
Ent­spre­chend die­ser grund­le­gen­den Un­ter­schei­dung zwi­schen Ka­pi­tal­leis­tun­gen aus dem Ob­li­ga­to­rium und dem Über­ob­li­ga­to­rium ord­nete der Se­nat in die­sem Ver­fah­ren einen sog. Vor­be­zug aus der Pen­si­ons­kasse ei­nes pri­vat­recht­li­chen Ar­beit­ge­bers an einen (er­werbstäti­gen) Grenzgänger (Ein­mal­zah­lung der Pen­si­ons­kasse im Streit­jahr 2005 zur Förde­rung des Er­werbs von Wohn­raum) teil­weise als steu­er­pflich­tige "an­dere Leis­tung" gem. § 22 Nr. 1 S. 3 Buchst. a Dop­pel­buchst. aa EStG (Zah­lung aus dem Ob­li­ga­to­rium) und teil­weise gem. § 20 Abs. 1 Nr. 6 S. 2 EStG (Zah­lung aus dem Über­ob­li­ga­to­rium) als steu­er­freie Aus­zah­lung aus ei­ner Ren­ten­ver­si­che­rung mit Ka­pi­tal­wahl­recht ein.

+++ VIII R 31/10 +++
In die­sem Ver­fah­ren ging es um eine im Jahr 2001 we­gen des endgülti­gen Ver­las­sens der Schweiz ge­zahlte Aus­tritts­leis­tung ei­ner dem Be­reich der über­ob­li­ga­to­ri­schen be­trieb­li­chen Al­ters­vor­sorge zu­zu­rech­nen­den Stif­tung für Mit­ar­bei­ter-Ge­winn­be­tei­li­gung (sog. An­la­gen­stif­tung ei­nes pri­va­ten schwei­ze­ri­schen Ar­beit­ge­bers). Diese ist als eine steu­er­freie Ka­pi­tal­leis­tung aus ei­ner fonds­ge­bun­de­nen Le­bens­ver­si­che­rung zu qua­li­fi­zie­ren, wenn der Grenzgänger der An­la­gen­stif­tung im Zeit­punkt der Aus­zah­lung mehr als zwölf Jahre an­gehört hatte und vor dem 1.1.2005 bei­ge­tre­ten war. Die Ent­schei­dung hat auch für die ak­tu­elle Rechts­lage Be­deu­tung, da § 20 Abs. 1 Nr. 6 S. 5 EStG in der im Streit­fall maßge­ben­den Fas­sung nach § 52 Abs. 36 S. 5 EStG auch in Ver­an­la­gungs­zeiträumen nach 2005 noch zur An­wen­dung kom­men kann.

+++ VIII R 40/11 +++
Nicht im In­land steu­er­bar sind da­ge­gen Aus­tritts­leis­tun­gen, die einem Grenzgänger - so wie dem Kläger in die­sem Ver­fah­ren -  von ei­ner schwei­ze­ri­schen An­la­gestif­tung auf­grund des Wech­sels zu einem neuen schwei­ze­ri­schen Ar­beit­ge­ber gewährt wer­den und auf­grund ei­ner ge­setz­li­chen Ver­pflich­tung un­mit­tel­bar auf ein sog. Freizügig­keits­konto des Grenzgängers als Ein­tritts­leis­tung ge­zahlt wer­den.

+
Ent­schie­den hat der Se­nat auch für die Rechts­lage ab 2005 über die Be­steue­rung der Ar­beit­ge­ber­beiträge und den Ab­zug der Ar­beit­neh­mer­beiträge, die für einen Grenzgänger an des­sen schwei­ze­ri­sche Pen­si­ons­kasse ge­zahlt wer­den (VIII R 39/10 und VIII R 40/11).

Für Ka­pi­tal­leis­tun­gen aus den Pen­si­ons­kas­sen öff­ent­lich-recht­li­cher schwei­ze­ri­scher Ar­beit­ge­ber an deut­sche Grenzgänger gel­ten diese Grundsätze da­ge­gen nicht. Eine Aus­tritts­leis­tung aus ei­ner sol­chen Pen­si­ons­kasse hatte zu­vor schon der X. Se­nat für Ver­an­la­gungs­zeiträume ab 2005 als ein­heit­li­che "an­dere Leis­tung" gem. § 22 Nr. 1 S. 3 Buchst. a Dop­pel­buchst. aa EStG be­ur­teilt, da sie auf einem ein­heit­li­chen öff­ent­lich-recht­li­chen ge­setz­li­chen Schuld­verhält­nis zwi­schen ei­ner öff­ent­lich-recht­lich or­ga­ni­sier­ten Vor­sor­ge­ein­rich­tung und dem ver­si­cher­ten Ar­beit­neh­mer be­ruhte (BFH 23.10.2013, X R 33/10).

Link­hin­weis:

  • Die Voll­texte der Ent­schei­dun­gen sind auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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