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Einbeziehung von Krankengeld in den Progressionsvorbehalt

BFH 13.11.2014, III R 36/13

Auch nach der Einführung des sog. Ba­si­sta­rifs in der pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung ist es ver­fas­sungs­recht­lich nicht zu be­an­stan­den, dass zwar das Kran­ken­geld aus der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung, nicht aber das Kran­ken­ta­ge­geld aus ei­ner pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung in den Pro­gres­si­ons­vor­be­halt nach § 32b Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Buchst. b EStG ein­be­zo­gen wird.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläger sind Ehe­gat­ten und wer­den zu­sam­men zur Ein­kom­men­steuer ver­an­lagt. Sie er­zie­len Einkünfte aus nicht­selbständi­ger Ar­beit und sind in ei­ner ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung pflicht­ver­si­chert. Die Kläge­rin be­zog im Streit­jahr 2009 Kran­ken­geld i.H.v. rd. 9.650 €. Ein Rest­be­trag von rd. 470 € wurde erst im Laufe des Jah­res 2010 aus­ge­zahlt. Bei der Ver­an­la­gung zur Ein­kom­men­steuer für das Jahr 2009 un­ter­warf das Fi­nanz­amt das (ge­samte) Kran­ken­geld dem Pro­gres­si­ons­vor­be­halt nach § 32b Abs. 1 S. 1 Nr. 1 Buchst. b EStG.

Das FG wies die hier­ge­gen ge­rich­tete Klage über­wie­gend ab. Die Re­vi­sion der Kläger hatte vor dem BFH kei­nen Er­folg.

Die Gründe:
Das FG hat zu­tref­fend ent­schie­den, dass die Ein­be­zie­hung des von der Kläge­rin be­zo­ge­nen Kran­ken­gel­des in den Pro­gres­si­ons­vor­be­halt ver­fas­sungs­recht­lich un­be­denk­lich ist.

Nach § 32b Abs. 1 S. 1 Nr. 1 Buchst. b EStG ist ein be­son­de­rer Steu­er­satz an­zu­wen­den, wenn ein Steu­er­pflich­ti­ger in einem Ver­an­la­gungs­zeit­raum Lohn­er­satz­leis­tun­gen, zu de­nen auch das Kran­ken­geld gehört, be­zo­gen hat. Die­ser be­son­dere Steu­er­satz er­gibt sich, wenn - be­zo­gen auf den Streit­fall - bei der Be­rech­nung der Ein­kom­men­steuer das Kran­ken­geld dem zu ver­steu­ern­den Ein­kom­men hin­zu­gezählt wird (§ 32b Abs. 2 S. 1 Nr. 1 EStG - Pro­gres­si­ons­vor­be­halt).

Der BFH hat für die Ver­an­la­gungs­zeiträume 1999 und 2002 ent­schie­den, dass die Ein­be­zie­hung des Kran­ken­gel­des der ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen in den Pro­gres­si­ons­vor­be­halt ver­fas­sungs­gemäß ist, ob­wohl das Kran­ken­ta­ge­geld aus ei­ner pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung nicht dem Pro­gres­si­ons­vor­be­halt un­ter­liegt. Aus­schlag­ge­bend wa­ren für den BFH in ers­ter Li­nie die un­ter­schied­li­che Aus­ge­stal­tung in öff­ent­lich-recht­li­cher bzw. pri­va­ter Or­ga­ni­sa­ti­ons­form und die da­durch be­ding­ten un­ter­schied­li­chen Grund­struk­tu­ren so­wie die un­ter­schied­li­che Aus­rich­tung durch das So­li­dar­prin­zip bei der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung ei­ner­seits und das Äqui­va­lenz­prin­zip bei der pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung an­de­rer­seits.

An die­ser grundsätz­li­chen Un­ter­schei­dung, wel­che die ab­wei­chende steu­er­recht­li­che Be­hand­lung von Kran­ken­geld und Kran­ken­ta­ge­geld beim Pro­gres­si­ons­vor­be­halt recht­fer­tigt, hält der Se­nat auch für den Ver­an­la­gungs­zeit­raum 2009 fest. Die ab dem Jahr 2009 gel­tende all­ge­meine Kran­ken­ver­si­che­rungs­pflicht (§ 193 Abs. 3 VVG) und der in der pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung ab die­sem Jahr ein­geführte Ba­si­sta­rif mit Kon­tra­hie­rungs­zwang (§ 12 Abs. 1a, 1b VAG) recht­fer­ti­gen keine an­dere Be­ur­tei­lung. Auch nach der Einführung der all­ge­mei­nen Kran­ken­ver­si­che­rungs­pflicht und des Ba­si­sta­rifs be­ste­hen wei­ter­hin grundsätz­li­che Un­ter­schiede zwi­schen ge­setz­li­cher und pri­va­ter Kran­ken­ver­si­che­rung. Es kam in­so­fern le­dig­lich zu punk­tu­el­len Annäherun­gen.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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