Der deutsche Agrarhandel sieht sich kontinuierlich wachsenden Herausforderungen ausgesetzt. Sei es der anhaltende Strukturwandel in der Landwirtschaft, die zunehmende Regulatorik bei Tierhaltung und Pflanzenbau, oder die stark konzentrierten Anbieterstrukturen auf der Lieferantenseite. Hinzu kommen die steigenden Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Betriebe hinsichtlich neuer, innovativer Beratungs- und Service-Dienstleistungen, die insbesondere im Bereich der Digitalisierung vielfach Investitionen erfordern.
Über Fusionen, Allianzen und Kooperationen in Teilen der Wertschöpfungskette rücken die Agrarhandelsunternehmen vermehrt enger zusammen und suchen den gemeinsamen Schulterschluss. Allein in diesem Jahr haben große Spieler wie ATR und Beiselen die Fusion ihrer beiden Unternehmen bekannt gegeben sowie Raiffeisen Waren und RWZ grünes Licht vom Bundeskartellamt für ein umfangreiches Kooperationsvorhaben bekommen. Dieser Wandel innerhalb der Branche dürfte auch durch die im Mai 2021 veröffentlichten „Leitlinien für die Vereinbarkeit des Genossenschaftswesens mit dem Kartellamt“ weiter zunehmen. Mögliche Kooperationen im genossenschaftlichen Umfeld sollen hierdurch mehr Rechtssicherheit erhalten. Damit steckt das Bundeskartellamt den wettbewerbsrechtlichen Gestaltungsrahmen für mögliche Allianzvorhaben klarer ab.