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BGH bestätigt Vorfälligkeitsentschädigung in einem „negativen“ Zinsumfeld

Kre­dit­in­sti­tute können die ih­nen durch die vor­zei­tige Ablösung von Dar­le­hens­verträgen ent­stan­de­nen Schäden auf Ba­sis des je­wei­li­gen Zin­sum­fel­des be­rech­nen und zwar auch dann, wenn das re­le­vante Zin­sum­feld ne­ga­tiv ist. Mit­tels Vorfällig­keits­ent­schädi­gung soll ein Dar­le­hens­ge­ber wirt­schaft­lich letzt­lich so ge­stellt wer­den, wie er stünde, wenn das Dar­le­hen über die ver­ein­barte Lauf­zeit fort­geführt und mit Zin­sen be­dient wor­den wäre. Ein Zins­ver­schlech­te­rungs­scha­den um­fasst da­her auch die bei ei­ner lauf­zeit­kon­gru­en­ten Wie­der­an­lage in Hy­po­the­ken­pfand­brie­fen an­fal­len­den ne­ga­ti­ven Ren­di­ten.

Ein Dar­le­hens­neh­mer muss dem Dar­le­hens­ge­ber den­je­ni­gen Scha­den er­set­zen, der die­sem aus der vor­zei­ti­gen Kündi­gung ei­nes grund­pfand­recht­lich be­si­cher­ten Dar­le­hens­ver­tra­ges ent­steht, sog. Vorfällig­keits­ent­schädi­gung (§ 490 Abs. 2 Satz 3 BGB). Da­bei kommt ei­ner Bank nach ständi­ger Recht­spre­chung des BGH ein Wahl­recht zu, ob sie ih­ren Scha­den nach der sog. Ak­tiv-Ak­tiv-Me­thode oder der Ak­tiv-Pas­siv-Me­thode be­rech­net.

Hin­weis: Bei der Ak­tiv-Ak­tiv-Me­thode wird un­ter­stellt, dass vor­zei­tig zurück­ge­flos­sene Dar­le­hens­beträge so­gleich für den Ab­schluss ei­nes neuen Dar­le­hens­ge­schäfts ver­wen­det wer­den können. Die bei Ver­wen­dung die­ser Me­thode ent­ste­hende Vorfällig­keits­ent­schädi­gung er­gibt aus einem Zins­mar­gen- und einem Zins­ver­schlech­te­rungs­scha­den. Bei Ver­wen­dung der Ak­tiv-Pas­siv-Me­thode wird hin­ge­gen an­ge­nom­men, dass vor­zei­tig zurück­ge­flos­sene Dar­le­hens­beträge am Ka­pi­tal­markt an­ge­legt wer­den können. Ent­spre­chend sind die dar­aus re­sul­tie­ren­den Zins­erträge auf den Zins­aus­fall des Dar­le­hens an­zu­rech­nen. In die­sem Fall er­rech­net sich die Vorfällig­keits­ent­schädi­gung aus der Dif­fe­renz zwi­schen den Zins­erträgen des ur­sprüng­li­chen Dar­le­hens und den Ren­di­ten lauf­zeit­kon­gru­en­ter Hy­po­the­ken­pfand­briefe.

Der fi­nan­zi­elle Nach­teil des Dar­le­hens­ge­bers bei der im Streit­fall an­ge­wand­ten Ak­tiv-Pas­siv-Be­rech­nungs­me­thode er­rech­net sich gemäß Ur­teil des BGH vom 12.03.2024 (Az. XI ZR 159/23, ZIP 2024, S. 1246) aus der Dif­fe­renz zwi­schen den Zin­sen, die der Dar­le­hens­neh­mer bei ver­ein­ba­rungs­gemäßer Durchführung des Dar­le­hens­ver­trags tatsäch­lich ge­zahlt hätte, und der Ren­dite, die sich aus ei­ner lauf­zeit­kon­gru­en­ten Wie­der­an­lage der frei­ge­wor­de­nen Beträge in si­che­ren Ka­pi­tal­markt­ti­teln er­gibt. Er­sparte Ri­siko- und Ver­wal­tungs­kos­ten seien min­dernd zu berück­sich­ti­gen und auf den Zeit­punkt der Leis­tung der Vorfällig­keits­ent­schädi­gung ab­zu­zin­sen. Wei­ter führt der BGH aus, dass der mit der Ak­tiv-Pas­siv-Me­thode be­rech­nete Zins­ver­schlech­te­rungs­scha­den auch die bei ei­ner lauf­zeit­kon­gru­en­ten Wie­der­an­lage in Hy­po­the­ken­pfand­brie­fen an­fal­len­den ne­ga­ti­ven Ren­di­ten um­fasst, die Aus­druck der im Rück­zah­lungs­zeit­punkt be­ste­hen­den Zins­land­schaft sind, der die Bank auf­grund der vor­zei­ti­gen Ver­trags­erfüllung aus­ge­setzt sei.

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