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BFH zur Steuerpflicht von Erstattungszinsen bei Kapitalgesellschaften

Beschluss des BFH vom 15.2.2011 - I B 97/11

Nach­zah­lungs- und Aus­set­zungs­zin­sen gehören nach § 10 Nr. 2 KStG 2002 zu den nicht ab­zieh­ba­ren Auf­wen­dun­gen und min­dern des­halb auch nicht die Be­mes­sungs­grund­lage der Körper­schaft­steuer. Die geänderte BFH-Recht­spre­chung nach der auf die Fest­set­zung von Ein­kom­men­steuer ent­fal­lende Er­stat­tungs­zin­sen nicht der Ein­kom­men­steuer un­ter­lie­gen, ist auf die Ein­kom­men­ser­mitt­lung von Ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten, die über keine außer­be­trieb­li­che Sphäre verfügen, nicht über­trag­bar.

Der Sach­ver­halt:
Das Fi­nanz­amt hatte ge­genüber der kla­gen­den GmbH für die Streit­jahre 2002 und 2004 Nach­for­de­rungs- und Aus­set­zungs­zin­sen gem. §§ 233a, 237 AO fest­ge­setzt und die Zin­sen als nicht ab­zieh­bare Auf­wen­dun­gen gem. § 10 Nr. 2 KStG 2002 dem Ein­kom­men der Kläge­rin wie­der hin­zu­ge­rech­net. Nach den Erläute­run­gen der Kläge­rin im Kla­ge­ver­fah­ren be­tra­fen die Zin­sen im We­sent­li­chen die Körper­schaft­steu­er­an­sprüche von 1981 bis 1986. Für das Streit­jahr 2002 er­ga­ben sich zu­dem Er­stat­tungs­zin­sen, die nach An­sicht des Fi­nanz­am­tes gleich­falls das Ein­kom­men der Kläge­rin erhöhten.

Das FG wies die Klage ab. Die Nicht­zu­las­sungs­be­schwerde der Kläge­rin blieb vor dem BFH er­folg­los.

Die Gründe:
Die Rechts­fra­gen, ob Zin­sen auf er­stat­tete Körper­schaft­steu­er­zah­lun­gen das Ein­kom­men der Ka­pi­tal­ge­sell­schaft erhöhen und ob Nach­zah­lungs­zin­sen so­wie Aus­set­zungs­zin­sen zu den nicht ab­zieh­ba­ren Auf­wen­dun­gen i.S.v. § 10 Nr. 2 KStG 2002 gehören, wa­ren auch mit Rück­sicht auf die von der Kläge­rin vor­ge­tra­ge­nen ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­den­ken i.S.d. vor­in­stanz­li­chen Ur­teils zu ent­schei­den.

Nach­zah­lungs- und Aus­set­zungs­zin­sen gehören nach § 10 Nr. 2 KStG 2002 zu den nicht ab­zieh­ba­ren Auf­wen­dun­gen und min­dern des­halb auch nicht die Be­mes­sungs­grund­lage der Körper­schaft­steuer. Dem­gemäß gehören etwa Scha­dens­er­satz­for­de­run­gen ei­ner GmbH ge­gen ih­ren Steu­er­be­ra­ter auch in­so­weit zu den steu­er­pflich­ti­gen Ein­nah­men, als sie auf den Aus­gleich zu ho­her Körper­schaft­steu­er­fest­set­zun­gen ge­rich­tet sind. Glei­ches muss - erst recht - für Er­stat­tungs­zin­sen gel­ten, denn auch sie sind nicht dem un­mit­tel­ba­ren Be­reich ge­genläufi­ger Körper­schaft­steu­er­zah­lun­gen zu­ge­ord­net.

In­so­fern erhöhen Zin­sen auf er­stat­tete Körper­schaft­steu­er­zah­lun­gen das Ein­kom­men der Ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten. Die geänderte BFH-Recht­spre­chung (Urt. v. 15.6.2010 (Az.: VIII R 33/07) nach der - für die Rechts­lage vor In­kraft­tre­ten des JStG 2010 vom 8.12.2010 - auf die Fest­set­zung von Ein­kom­men­steuer ent­fal­lende Er­stat­tungs­zin­sen nicht der Ein­kom­men­steuer un­ter­lie­gen, ist auf die Ein­kom­men­ser­mitt­lung von Ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten, die über keine außer­be­trieb­li­che Sphäre verfügen, nicht über­trag­bar.

Letzt­lich be­durfte es auch nicht der Klärung, ob die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung von - nicht ab­zieh­ba­ren - Nach­zah­lungs­zin­sen ei­ner­seits so­wie - steu­er­pflich­ti­gen - Er­stat­tungs­zin­sen an­de­rer­seits ge­gen das aus dem Gleich­heits­satz des Art. 3 Abs. 1 GG ab­zu­lei­tende Fol­ge­rich­tig­keits­ge­bot ver­stoße. Der Ge­setz­ge­ber ist von Ver­fas­sungs we­gen nicht zu ei­ner rechts­form­neu­tra­len Aus­ge­stal­tung der Be­steue­rungs­vor­schrif­ten ver­pflich­tet. Schließlich lässt sich auch aus dem Fol­ge­rich­tig­keits­grund­satz kein ver­fas­sungs­recht­li­ches Ge­bot der sym­me­tri­schen steu­er­li­chen Be­hand­lung der Nicht­ab­zieh­bar­keit von Nach­zah­lungs­zin­sen ei­ner­seits und des Ver­bots der Be­steue­rung von Er­stat­tungs­zin­sen an­de­rer­seits ab­lei­ten.

Link­hin­weis:
  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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