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Steuerberatung

Bildung von Rückstellungen für Entsorgungspflichten nach dem ElekroG

BFH 25.1.2017, I R 70/15

Rück­stel­lun­gen für Ver­pflich­tun­gen, ab dem 13.8.2005 in Ver­kehr ge­brachte En­er­gie­spar­lam­pen zu ent­sor­gen, können erst ge­bil­det wer­den, wenn sich diese Pflich­ten durch den Er­lass ei­ner Ab­ho­lan­ord­nung nach § 16 Abs. 5 Elek­troG hin­rei­chend kon­kre­ti­siert ha­ben. Für die Ver­pflich­tung zur Ent­sor­gung von vor dem 13.8.2005 in Ver­kehr ge­brach­ten En­er­gie­spar­lam­pen können man­gels hin­rei­chen­den Ver­gan­gen­heits­be­zugs keine Rück­stel­lun­gen ge­bil­det wer­den.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin ist eine GmbH und stellt En­er­gie­spar­lam­pen her. Nach dem Ele­kroG müssen sich Geräte­her­stel­ler bei ei­ner Ge­mein­sa­men Stelle re­gis­trie­ren und dort die in Ver­kehr ge­brach­ten Geräte mel­den. Die Ge­mein­same Stelle er­mit­telt so­dann den Um­fang der Ab­hol­pflich­ten, erlässt im Rah­men ei­ner Be­lei­hung Ab­ho­lan­ord­nun­gen und ko­or­di­niert die Be­reit­stel­lung von Sam­mel­behältern so­wie die Ab­ho­lung der Geräte.

Die von der Kläge­rin im Rah­men ih­rer Steu­er­erklärun­gen für die Streit­jahre 2007 bis 2009 vor­ge­leg­ten Bi­lan­zen wie­sen Steu­errück­stel­lun­gen und sons­tige Rück­stel­lun­gen aus. Die sons­ti­gen Rück­stel­lun­gen wa­ren auf­ge­glie­dert in Rück­stel­lun­gen für Per­so­nal­kos­ten, sons­tige Rück­stel­lun­gen, Rück­stel­lun­gen für Gewähr­leis­tun­gen und Rück­stel­lun­gen für Ab­schluss und Prüfung. Bei ei­ner Außenprüfung stellte der Prüfer fest, dass in den sons­ti­gen Rück­stel­lun­gen auch Rück­stel­lun­gen für Ent­sor­gungs­kos­ten von En­er­gie­spar­lam­pen nach dem Ele­kroG ent­hal­ten wa­ren. Sie wur­den nicht an­er­kannt und der Ge­winn der Kläge­rin ent­spre­chend erhöht.

Der Prüfer ver­trat zu­dem die Auf­fas­sung, dass die Körper­schaft­steuer- und die Ge­wer­be­steu­er­mess­be­scheide der Jahre 2007 und 2008 seien zu ändern, da bei der ur­sprüng­li­chen Ver­an­la­gung nicht er­kenn­bar ge­we­sen sei, dass in den sons­ti­gen Rück­stel­lun­gen auch sol­che für Ent­sor­gungs­kos­ten ent­hal­ten ge­we­sen seien. Das Fi­nanz­amt schloss sich der Mei­nung an.

Das FG gab der hier­ge­gen ge­rich­te­ten Klage statt, so­weit das Fi­nanz­amt den An­satz der Rück­stel­lung für Ent­sor­gungs­pflich­ten nach dem Ele­kroG für nach dem 13.8.2005 in Ver­kehr ge­brachte und ge­mel­dete En­er­gie­spar­lam­pen ab­ge­lehnt hatte. Auf die Re­vi­sion des Fi­nanz­am­tes hob der BFH das Ur­teil auf und wies die Klage ins­ge­samt ab.

Die Gründe:
Ent­ge­gen dem FG wa­ren in den Streit­jah­ren für die Ent­sor­gungs­kos­ten der in der Zeit vom 13.8.2005 bis zum 31.12.2009 in Ver­kehr ge­brach­ten und ge­mel­de­ten En­er­gie­spar­lam­pen keine Rück­stel­lun­gen zu bil­den.

Rück­stel­lun­gen für Ver­pflich­tun­gen, ab dem 13.8.2005 in Ver­kehr ge­brachte En­er­gie­spar­lam­pen zu ent­sor­gen, können erst ge­bil­det wer­den, wenn sich diese Pflich­ten durch den Er­lass ei­ner Ab­ho­lan­ord­nung nach § 16 Abs. 5 Elek­troG hin­rei­chend kon­kre­ti­siert ha­ben. Für die Ver­pflich­tung zur Ent­sor­gung von vor dem 13.8.2005 in Ver­kehr ge­brach­ten En­er­gie­spar­lam­pen können man­gels hin­rei­chen­den Ver­gan­gen­heits­be­zugs keine Rück­stel­lun­gen ge­bil­det wer­den. Der Streit­fall un­ter­schei­det sich da­mit von dem Sach­ver­halt, dass auf­grund ei­ner Selbst­ver­pflich­tungs­erklärung des bran­chen­ei­ge­nen Zen­tral­ver­ban­des eine un­be­dingte fak­ti­sche Rück­nah­me­ver­pflich­tung begründet wird, die auf den Ver­kauf als we­sent­li­che wirt­schaft­li­che Ur­sa­che zurück­zuführen ist (dazu Se­nats­ur­teil v. 10.1.2007, Az.: I R 53/05)

Der Se­nat konnte es so­mit of­fen las­sen, ob es be­zo­gen auf die hier im Streit ste­hen­den Ver­pflich­tun­gen auch am er­for­der­li­chen Ver­gan­gen­heits­be­zug fehlte und ob in­so­weit zwi­schen dem Um­la­ge­ver­fah­ren nach § 14 Abs. 5 S. 3 Nr. 2 Elek­troG und dem Vor­aus­fi­nan­zie­rungs­ver­fah­ren nach § 14 Abs. 5 S. 3 Nr. 1 Elek­troG zu un­ter­schei­den war. Der Her­stel­ler ist im Übri­gen le­dig­lich nach § 6 Abs. 3 Elek­troG zur Stel­lung ei­ner kau­ti­onsähn­li­chen Ga­ran­tie für den Fall des Aus­schei­dens aus der kol­lek­ti­ven Ent­sor­gungs­ver­pflich­tung im Um­la­ge­ver­fah­ren ver­pflich­tet. Auch hierfür ist aber keine Rück­stel­lung zu bil­den, so­lange der Ein­tritt die­ser Be­din­gung nicht über­wie­gend un­wahr­schein­lich ist.

Link­hin­weis:

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