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BMF: Einzelwertberichtigung bei Kreditinstituten

Mit Schrei­ben vom 21.03.2024 hat das BMF das fi­nale Schrei­ben zur steu­er­li­chen Berück­sich­ti­gung von Ein­zel­wert­be­rich­ti­gun­gen von Kun­den­for­de­run­gen durch Kre­dit­in­sti­tute veröff­ent­licht. Da­mit stellt die Fi­nanz­ver­wal­tung erst­mals Grundsätze für die­sen Be­reich auf.

In dem BMF-Schrei­ben kon­kre­ti­siert die Fi­nanz­ver­wal­tung die Vor­aus­set­zun­gen für die Bil­dung von Ein­zel­wert­be­rich­ti­gun­gen („EWB“) auf Kun­den­for­de­run­gen so­wie die Be­son­der­hei­ten bei pau­scha­lier­ten Ein­zel­wert­be­rich­ti­gun­gen („pEWB"). Ge­genüber der Ent­wurfs­fas­sung vom 12.04.2023 enthält die nun­mehr vor­lie­gende fi­nale Fas­sung punk­tu­elle Ände­run­gen, insb. im Hin­blick auf ein „steu­er­li­ches Ver­ein­fa­chungs­ver­fah­ren“ (vgl. Rn. 47 ff.).

Worum geht es?

Grundsätz­lich sind Geld­for­de­run­gen in der Steu­er­bi­lanz gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 2 Satz 1 EStG ebenso wie in der Han­dels­bi­lanz gemäß § 253 Abs. 1 Satz 1 HGB mit dem Nenn­wert an­zu­set­zen. An­stelle des Nenn­werts kann je­doch auch ein nied­ri­ge­rer Teil­wert an­ge­setzt wer­den, wenn die Wert­min­de­rung vor­aus­sicht­lich dau­er­haft ist (§ 6 Abs. 1 Nr. 2 Satz 2 EStG).

Bei der Be­wer­tung von For­de­run­gen ist der Grund­satz der Ein­zel­be­wer­tung (§ 252 Abs. 1 Nr. 3 HGB) zu be­ach­ten. Ge­gen­stand der Be­trach­tung ist da­her das spe­zi­elle, akute Aus­fall­ri­siko der je­wei­li­gen Kun­den­for­de­rung.

Hin­weis: Für die Bil­dung von Pau­schal­wert­be­rich­ti­gun­gen im Hin­blick auf das la­tente Aus­fall­ri­siko von Kun­den­for­de­run­gen gilt wei­ter­hin das BMF-Schrei­ben vom 10.01.1994.

Einzelwertberichtigungen

Für die Bil­dung ei­ner EWB dem Grunde nach muss eine Zah­lungsstörung vor­lie­gen (z. B. 90 Tage un­un­ter­bro­che­ner Zah­lungs­ver­zug oder drei auf­ein­an­der­fol­gende rückständige Ra­ten).

Für die Er­mitt­lung der Höhe der EWB ist der Teil­wert maßgeb­lich, der nur im Wege ei­ner Schätzung er­mit­telt wer­den kann. Diese Schätzung wurde bis­lang durch Be­triebsprüfun­gen in der Pra­xis in­sti­tuts­spe­zi­fi­sch dis­ku­tiert und gelöst. Mit dem Schrei­ben räumt die Fi­nanz­ver­wal­tung der Ein­schätzung des Kre­dit­in­sti­tuts be­son­dere Be­deu­tung bei. Gleich­wohl muss die Schätzung eine ob­jek­tive Grund­lage in den am Bi­lanz­stich­tag ge­ge­be­nen Verhält­nis­sen fin­den. Zu die­sem Zweck enthält das Schrei­ben Aus­sa­gen zu den Schätzungs­grund­la­gen: Die Wert­be­rich­ti­gungs­quote ist aus den in­sti­tuts­spe­zi­fi­schen Er­fah­run­gen der Ver­gan­gen­heit zu er­mit­teln. Hier­bei hat das Kre­dit­in­sti­tut alle Fak­to­ren zu do­ku­men­tie­ren, die den Wert der For­de­rung am Bi­lanz­stich­tag be­ein­flus­sen, insb. den Wert vor­han­de­ner Si­cher­hei­ten, die Dauer der Zah­lungsstörung und den Um­fang noch zu er­war­ten­der Til­gungs­an­teile. In die Wert­be­rich­ti­gungs­quote sind alle noch zu er­war­ten­den Zah­lungs­eingänge auf die zu be­wer­tende For­de­rung ein­zu­be­zie­hen.

Pauschale Einzelwertberichtigungen

Kun­den­for­de­run­gen können auch pau­schal wert­be­rich­tigt wer­den, wenn die Ge­mein­sam­kei­ten die Un­ter­schiede über­wie­gen und die in­di­vi­du­elle Be­hand­lung schwie­rig oder un­zu­mut­bar er­scheint. Die Er­mitt­lung der je­wei­li­gen Wert­be­rich­ti­gungs­quote hat da­bei nach einem ein­heit­li­chen Ver­fah­ren auf Grund­lage der in­sti­tuts­spe­zi­fi­schen Er­fah­run­gen (i. d. R. der letz­ten fünf Jahre) zu er­fol­gen und muss durch das Kre­dit­in­sti­tut aus­rei­chend do­ku­men­tiert und für die Fi­nanz­ver­wal­tung nach­voll­zieh­bar und überprüfbar sein. Auch Sco­rings können ver­wen­det wer­den, wenn sie keine zukünf­ti­gen Ent­wick­lun­gen der Kre­dit­for­de­run­gen an­ti­zi­pie­ren und die An­ge­mes­sen­heit der Wert­be­rich­ti­gungs­quo­ten jähr­lich durch ein Back­tes­ting überprüft wird.

Steuerliches Vereinfachungsverfahren

An­stelle ei­ner EWB kann das Kre­dit­in­sti­tut eine stan­dar­di­sierte EWB mit fes­ten Wert­be­rich­ti­gungs­quo­ten wählen, de­ren Be­rech­nung an der Dauer des Zah­lungs­ver­zugs aus­ge­rich­tet ist. So­weit bei ei­ner Kre­dit­for­de­rung ein Zah­lungs­ver­zug von un­ter 90 Ta­gen be­steht, ist die For­de­rung mit dem Nenn­wert an­zu­set­zen und al­len­falls eine Pau­schal­wert­be­rich­ti­gung nach Maßgabe des BMF-Schrei­bens vom 10.01.1994 vor­zu­neh­men. Ab einem un­un­ter­bro­che­nen Zah­lungs­ver­zug am Bi­lanz­stich­tag von 90 Ta­gen gibt das steu­er­li­che Ver­ein­fa­chungs­ver­fah­ren die Wert­be­rich­ti­gungs­quo­ten durch ra­tier­li­che Ver­tei­lung der Wert­be­rich­ti­gung im Wert­be­rich­ti­gungs­zeit­raum vor und weicht dies­bezüglich maßgeb­lich von der Ent­wurfs­fas­sung ab: So be­ginnt bei un­be­si­cher­ten For­de­run­gen die Wert­be­rich­ti­gung nach 90 Ta­gen Zah­lungs­ver­zug statt mit 10 Pro­zent nun­mehr mit 30 Pro­zent und erhöht sich alle 30 Tage um wei­tere 10 Pro­zent bis zu ei­ner vollständi­gen Ab­schrei­bung ab einem Zah­lungs­ver­zug von mehr als 300 Ta­gen. Bei be­si­cher­ten For­de­run­gen be­ginnt die Wert­be­rich­ti­gung nach 90 Ta­gen Zah­lungs­ver­zug mit 9 Pro­zent (statt einem Pro­zent) und erhöht sich nach je 30 Ta­gen um wei­tere 3 Pro­zent (statt einem Pro­zent), bis sich nach Ab­lauf von 300 Ta­gen Zah­lungs­ver­zug eine Ab­schrei­bung von ma­xi­mal 30 Pro­zent des No­mi­nal­werts der For­de­rung er­gibt:

Zahlungsverzug am Bilanzstichtag in Tagen

Wertberichtigungsquote in Prozent

< 90

Gemäß BMF-Schreiben vom 10.01.1994

 

Unbesicherte Forderungen

Besicherte Forderungen

ab 90

30

9

ab 120

40

12

ab 150

50

15

ab 180

60

18

ab 210

70

21

ab 240

80

24

ab 270

90

27

ab 300

100

30

Hin­weis: Das Ver­ein­fa­chungs­ver­fah­ren darf erst für nach dem 30.06.2023 en­dende Wirt­schafts­jahre in An­spruch ge­nom­men wer­den.

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