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Marken-Emblem: Bunt ist nicht schwarz-weiß

BGH 12.3.2015, I ZR 153/14

Eine schwarz-weiße Marke ist nicht mit dem­sel­ben Zei­chen in Farbe iden­ti­sch, so­fern die Farb­un­ter­schiede nicht un­be­deu­tend sind. Eine mar­kenmäßige Be­nut­zung liegt vor, wenn eine Pla­kette, die zur An­brin­gung auf Er­satz­tei­len dient, mit der be­kann­ten Marke ei­nes Au­to­mo­bil­her­stel­lers ver­se­hen wird. Wird die Kla­ge­marke von einem Drit­ten für seine Pro­dukte wie eine ei­gene Marke be­nutzt, ist die Schutz­schranke des § 23 Nr. 3 Mar­kenG nicht eröff­net.

Der Sach­ver­halt:
Der kla­gende Au­to­mo­bil­her­stel­ler BMW ist In­ha­ber der beim Deut­schen Pa­tent- und Mar­ken­amt in den Far­ben Schwarz und Weiß ein­ge­tra­ge­nen Wort-Bild-Marke Nr. 39644028, die auch für Pla­ket­ten Schutz be­an­sprucht. Es han­delt sich um das runde BMW-Em­blem, des­sen in der Mitte in vier Teile ge­teil­ter Kreis ab­wech­selnd in schwarz und weiß ge­hal­ten ist. Auf dem äußeren schwar­zen Ring steht in weißer Schrift "BMW". Auf Pla­ket­ten mit die­sem Zei­chen, bei de­nen die in­ne­ren Fel­der in den Far­ben Blau und Weiß, der an­schließende Kreis schwarz und die Buch­sta­ben so­wie Um­ran­dun­gen in sil­ber­ner Farbe ge­stal­tet sind, wer­den von der Kläge­rin un­ter der Ar­ti­kel­be­zeich­nung "5114 BMW 8 132 375" ver­trie­ben und auf der Front­haube so­wie am Heck der von ihr her­ge­stell­ten Kfz an­ge­bracht. Bei dem BMW-Em­blem han­delt es sich um eine berühmte Marke.

Die Be­klagte ver­treibt na­tio­nal und in­ter­na­tio­nal Au­to­teile. Sie stellt eben­falls BMW-Pla­ket­ten her, de­ren Ge­stal­tung den Pla­ket­ten der Kläge­rin gleicht, und ver­treibt sie un­ter der Ar­ti­kel­be­zeich­nung "Repl. 5114 8 132 375". Sie lie­ferte sol­che Pla­ket­ten in größerer Stück­zahl nach Aus­tra­lien. Nach Ab­mah­nung durch die Kläge­rin gab die Be­klagte un­ter dem 20.5.2010 eine Un­ter­las­sungs­ver­pflich­tungs­erklärung ab. Aus­kunfts-, Scha­dens­er­satz- und Ver­nich­tungs­an­sprüche der Kläge­rin wies sie da­ge­gen ebenso zurück wie die Zah­lung außer­ge­richt­li­cher Ab­mahn­kos­ten. Die Kläge­rin be­gehrt mit ih­rer Klage Aus­kunfts­er­tei­lung, Rech­nungs­le­gung, Her­aus­gabe von Ver­let­zungs­ge­genständen zur Ver­nich­tung, Fest­stel­lung der Scha­dens­er­satz­pflicht so­wie Zah­lung von Rechts­an­walts­kos­ten.

LG und OLG ga­ben der Klage bis auf einen klei­nen Teil der Ab­mahn­kos­ten statt. Die Re­vi­sion der Be­klag­ten hatte vor dem BGH kei­nen Er­folg.

Die Gründe:
Der Kläge­rin ste­hen die von ihr gel­tend ge­mach­ten An­sprüche in dem vom Land­ge­richt zu­er­kann­ten Um­fang zu.

Al­ler­dings hat die Be­klagte mit dem Ver­trieb ih­rer BMW-Pla­ket­ten das Mar­ken­recht der Kläge­rin ent­ge­gen der An­sicht des OLG nicht i.S.v. § 14 Abs. 2 Nr. 1 Mar­kenG ver­letzt. Nach § 14 Abs. 2 Nr. 1 Mar­kenG ist es Drit­ten un­ter­sagt, ohne Zu­stim­mung des Mar­ken­in­ha­bers im ge­schäft­li­chen Ver­kehr ein mit der Marke iden­ti­sches Zei­chen für Wa­ren oder Dienst­leis­tun­gen zu be­nut­zen, die mit den­je­ni­gen iden­ti­sch sind, für die sie Schutz ge­nießt. Die Be­klagte be­nutzt in­des für die Ge­stal­tung ih­rer Pla­ket­ten kein mit der Marke der Kläge­rin iden­ti­sches Zei­chen. Die er­heb­li­chen Ab­wei­chun­gen in der Farb­ge­stal­tung zwi­schen der Marke der Kläge­rin und der Pla­kette der Be­klag­ten schließen die An­nahme ei­ner Dop­pe­li­den­tität aus. Da­nach ist eine schwarz-weiße Marke nicht mit dem­sel­ben Zei­chen in Farbe iden­ti­sch, so­fern die Farb­un­ter­schiede nicht un­be­deu­tend sind.

Die Klage ist un­ter dem As­pekt der Ver­wechs­lungs­ge­fahr (§ 14 Abs. 2 Nr. 2 Mar­kenG) begründet. Es be­steht Wa­ren­iden­tität, über­durch­schnitt­li­che Kenn­zeich­nungs­kraft der Kla­ge­marke und hoch­gra­dige Zei­chenähn­lich­keit, so dass Ver­wechs­lungs­ge­fahr an­zu­neh­men ist. Wa­ren­iden­tität liegt vor, weil die Be­klagte ihr Zei­chen für Pla­ket­ten und da­mit für Wa­ren ver­wen­det, die vom Schutz­be­reich der Marke der Kläge­rin er­fasst wer­den. Die Kla­ge­marke hat über­durch­schnitt­li­che Kenn­zeich­nungs­kraft; es han­delt sich bei dem BMW-Em­blem um eine berühmte Marke. Die Marke der Kläge­rin und das Zei­chen der Be­klag­ten sind zwar nicht iden­ti­sch, aber hoch­gra­dig ähn­lich. Ohne Er­folg macht die Be­klagte gel­tend, es fehle vor­lie­gend an ei­ner mar­kenmäßigen Be­nut­zung, da Marke und Ware iden­ti­sch seien. Die maßgeb­li­chen Ver­kehrs­kreise er­ken­nen in der BMW-Pla­kette nicht nur die Ware selbst, son­dern fas­sen die auf der Pla­kette ab­ge­bil­dete Marke auch als Hin­weis auf die Her­kunft der Pla­kette aus dem Un­ter­neh­men der Kläge­rin auf.

Die Be­nut­zung der Kla­ge­marke für das Em­blem der Be­klag­ten ist nicht gem. § 23 Nr. 3 Mar­kenG zulässig. Die Be­klagte ver­wen­det die Kla­ge­marke nicht als Hin­weis auf die Be­stim­mung der von ihr an­ge­bo­te­nen BMW-Pla­ket­ten. Die Marke der Kläge­rin wird von der Be­klag­ten für ihre Pro­dukte ver­wen­det wie eine ei­gene Marke. Das ist durch die Schutz­schranke des § 23 Nr. 3 Mar­kenG nicht ge­deckt. Die Pro­duk­tion von al­lein die Marke des Fahr­zeug­her­stel­lers ab­bil­den­den Pla­ket­ten, die zur Kenn­zeich­nung sei­ner Fahr­zeuge und sei­nes Ge­schäfts­be­triebs die­nen, ist das aus dem Aus­schließlich­keits­recht fol­gende Mo­no­pol des Mar­ken­in­ha­bers. Die­ses mar­ken­recht­li­che Prin­zip wird durch § 23 Nr. 3 Mar­kenG nicht ein­ge­schränkt.

Link­hin­weis:

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