Bis Oktober will sich Großbritannien mit der EU über den Austritt aus der Staatengemeinschaft einigen. Der deutsche Zoll bereitet sich vor und trifft Maßnahmen für einen harten Brexit.
Nach Medienberichten plant die deutsche Zollbehörde die Einstellung von 900 zusätzlichen Mitarbeitern im kommenden Jahr. Diese sollen schwerpunktmäßig in der Zollabfertigung der Häfen und Flughäfen eingesetzt werden. Auch die Niederlande und Belgien verstärken derzeit die Personaldecke des Zolls in den Häfen. Mit dieser Maßnahme soll die erwartete Mehrbelastung durch einen Brexitausgeglichen werden. Der deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet mit etwa 14 Millionen Zollanmeldungen, die aufgrund des Brexits zusätzlich erstellt werden müssten.
Sollte Großbritannien tatsächlich von einem Tag auf den anderen aus der EU ausscheiden, führt das dazu, dass alle Personen beim Überschreiten der Grenze von oder nach Großbritannien kontrolliert und alle Waren angemeldet werden müssten. Dies gilt im Übrigen selbst dann, wenn man sich auf ein Freihandelsabkommen einigt, das dazu führt, dass de facto keine Zölle erhoben werden. Anmeldungen sind dennoch erforderlich, so dass schon jetzt mit einem Chaos gerechnet werden muss.
Beispiel Grenzübergang Dover: Hier passieren derzeit beispielsweise etwa 10.000 Fahrzeuge täglich die Grenze. Künftig wäre dann eine Zollbehandlung erforderlich für Waren, die im- oder exportiert werden. Gleiches gilt spiegelbildlich für die EU-Zollstellen.
Experten erwarten zum einen mit Problemen in der IT-Infrastruktur. Zollabwicklungen werden auf beiden Seiten mittlerweile elektronisch verarbeitet; ob die jeweiligen Systeme einen derart rasanten Anstieg meistern können, gilt allerdings als fraglich. Aber auch logistisch stellen sich Herausforderungen, denn für die LKW-Schlangen an der Grenzabfertigung gibt es bis dato keinen Stauraum.
Da noch nicht abzusehen ist, wie der Brexit konkret aussehen wird, sind Unternehmen derzeit gut beraten, sich auf längere Abfertigungszeiten einzustellen. Vielfach werden Überlegungen angestellt, Warenlager zu implementieren, um speziell in der ersten Zeit weiterhin Lieferverpflichtungen in gewohnter Geschwindigkeit einhalten zu können.