Die SPD liegt vor der CDU/CSU. Die Grünen gewinnen deutlich dazu, sind aber aus dem Rennen um die Kanzlerschaft. Sie sowie die FDP, die ebenso Zugewinne verzeichnen konnte, werden wohl für die Bildung der Regierungskoalition entscheidend sein. Eine Koalition Rot-Grün-Rot ist angesichts der Stimmenverhältnisse nicht möglich. Im Raum stehen damit die sog. Ampel- oder die sog. Jamaika-Koalition. Die Fortführung der großen Koalition mit veränderten Vorzeichen zieht im Moment wohl keine Partei in Betracht. Soweit die aktuellen Erkenntnisse aus der Bundestagswahl.
Doch was bedeutet dies für die Steuerpolitik der nächsten vier Jahre? Erste Aufschlüsse geben die Wahlprogramme der Parteien, die wir bereits im Vorfeld der Wahl analysiert haben (mehr dazu siehe hier).
Zur Frage, ob Unternehmen künftig steuerlich entlastet oder mehr belastet werden sollen, finden sich in den Wahlprogrammen der etwaig an der Regierung beteiligten Parteien, SPD, CDU/CSU, Grüne und FDP, unterschiedliche Aussagen. Treten CDU/CSU und FDP für eine Steuerentlastung ein, sehen SPD und die Grünen eine sozial-ökologische Wirtschafts- und Finanzpolitik vor - von Steuerentlastung dürfte hier nicht auszugehen sein.
Klarere Aussagen finden sich bei den vorgenannten Parteien zum künftigen Einkommensteuertarif. Entlastungen sehen dabei SPD, CDU/CSU und Grüne für kleine und mittlere Einkommen vor. Die FDP will den Mittelstandsbauch im Einkommensteuertarif abschaffen, was letztlich ebenso zu Entlastungen für kleine und mittlere Einkommen führen dürfte. Hohe Einkommen wollen sowohl SPD als auch die Grünen steuerlich stärker belasten, wobei die Grünen bereits eine Steuersatzanhebung ab einem Einkommen von 100.000 Euro (bzw. 200.000 Euro bei zusammenveranlagten Paaren) vorsehen, beide Parteien aber eine deutliche Mehrbelastung für Einkommen ab 250.000 Euro (bzw. 500.000 Euro bei zusammenveranlagten Paaren) veranschlagen. Spricht sich die FDP für eine Anwendung des aktuellen Spitzensteuersatzes von 42 % erst ab einem Einkommen von 90.000 Euro aus, sind sich FDP und CDU/CSU zumindest bei der regelmäßigen Anpassung des Steuertarifs einig.
Deutlich auseinander gehen die Vorstellungen bei der Frage der etwaigen Wiederbelebung der Vermögensteuer. SPD und Grüne sprechen sich für eine Vermögensteuer von 1 % für große Vermögen aus. Sehen die Grünen hier einen Freibetrag von 2 Mio. Euro pro Person vor, bleibt die SPD hier noch vager und will sehr hohe Vermögen der Besteuerung unterwerfen. CDU/CSU und FDP lehnen die Wiederbelebung der Vermögensteuer klar ab.
Hinweis: Was konkret in der Steuerpolitik der nächsten vier Jahre auf uns zukommen wird, wird letztlich der nun auszuhandelnde Koalitionsvertrag zeigen. Je nach Konstellation der Regierungskoalition dürfte damit eine Steuermehrbelastung oder eine Steuerentlastung mehr oder minder wahrscheinlich werden.