Doch wo liegen aktuell die Compliance-Brennpunkte für mittelständische Unternehmen? Damit beschäftigen wir uns im zweiten Teil unserer aktuell erschienenen Studie „Compliance - Brennpunkte im Mittelstand“, die wir erneut gemeinsam mit dem Institut der Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.-Institut) herausgebracht haben.
Fest steht: Jedes fünfte Unternehmen war in den letzten zwei Jahren in Compliance-Verstöße involviert. Ernüchternd sind dabei die beträchtlichen Schadenssummen. Sie belaufen sich bei 42 % der Unternehmen auf mehr als 100.000 Euro; bei knapp mehr als der Hälfte der Unternehmen sind Schäden durch Compliance-Verstöße von mehr als 50.000 Euro entstanden - so die empirische Befragung im ersten Teil der Studie, an der sich 447 Entscheider aus großen und mittleren Unternehmen beteiligt haben.
99 % der befragten Großunternehmen und immerhin 80 % der mittelständischen Unternehmen haben Compliance-Risiken für sich als wesentlich eingestuft. Unter den Top Ten der Compliance-Risiken rangieren nach wie vor die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz an oberster Stelle (94 und 95 %). Beflügelt werden die in diesem Bereich erkannten Compliance-Risiken durch die am 25.5.2018 in Kraft tretende Datenschutz-Grundverordnung.
Auch dem Steuerrecht wird erhebliches Risikopotenzial zugeschrieben: Im Herbst 2016 haben 82 % der befragten Unternehmen Steuerrecht als wichtiges Compliance-Handlungsfeld ausgemacht; aktuell sind dies nun 85 % - die größten Risiken werden dabei weiterhin im Bereich der Verrechnungspreise und der Umsatzsteuer gesehen. Insbesondere seit Ergehen des BMF-Schreibens vom 23.5.2016 zu § 153 AO besteht für Unternehmen unmittelbarer Handlungsbedarf. Denn darin führt die Finanzverwaltung aus, dass ein steuerliches internes Kontrollsystem die Unternehmen im Einzelfall vom Vorwurf der leichtfertigen Steuerverkürzung entbinden kann.
Und der Handlungsdruck steigt vor allem im internationalen Bereich weiter: so können im Rahmen der Reform der Mehrwertsteuerrichtlinie sog. registrierte Unternehmen verfahrensrechtliche Vorzüge genießen, wenn sie ein entsprechendes System implementiert haben. Zudem ist mit Wirkung zum 30.9.2017 in Großbritannien und Nordirland ein neues Unternehmenssteuerstrafrecht in Kraft getreten, das auch deutsche Unternehmen empfindlich treffen kann. Dem kann man nur entgehen, wenn Präventionsmaßnahmen implementiert werden, die im Wesentlichen den Grundelementen eines Compliance-Management-Systems nach den Vorgaben des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW PS 980) entsprechen.
Mehr als die Hälfte der Großunternehmen verfügt bereits über ein Tax Compliance-Management-System; in mittelständischen Unternehmen besteht hingegen dringender Nachholbedarf: lediglich 6 % haben bereits ein solches implementiert. Haben sich die Unternehmen aber erst einmal mit der Sache befasst, ergibt die Studie, dass dann die Dringlichkeit erkannt wird, entsprechende Compliance-Vorkehrungen zu treffen. Praktisch kann Ebner Stolz betroffene Unternehmen mit einem eigens entwickelten Tax Compliance-Tool unterstützen, um die Risiken im Steuerbereich zu erkennen, zu gewichten und zu minimieren.
Eigene Compliance-Abteilungen sind in mittelständischen Unternehmen eher selten. Gerade einmal 45 % der in diesem Segment befragten Unternehmen verfügen hierüber. Entsprechend hinken Mittelständler generell bei der Umsetzung von Compliance-Maßnahmen deutlich hinterher. Während etwa 91 % der Großunternehmen bereits Compliance-Richtlinien eingeführt haben, halten nur 66 % der mittelständischen Unternehmen ein entsprechendes Regelwerk vor. 73 % der Großen haben ein unternehmensweites Compliance-Management-System eingeführt; im Mittelstand sind dies hingegen nur 27 %. Dabei fehlt in mittelständischen Unternehmen mitunter vielfach nur ein kleiner Schritt: häufig bestehen bereits effektive Strukturen im Kleinen, die nur noch anzupassen, zusammenzufügen oder zu aktualisieren sind. Auch ist nicht zwingend für jedes mittelständische Unternehmen ein umfassendes Compliance-Management-System erforderlich; hier mögen entsprechende Strukturen in Abteilungen mit hohem Risikopotenzial, etwa in der Steuerabteilung oder im Einkauf, genügen.
Fazit
Compliance-Vorkehrungen helfen nicht nur, Risiken zu minimieren, sie verschaffen auch Effizienzvorteile in Unternehmen. Und sie verhelfen zu besserem Ansehen.