Die zweite Gesprächsrunde beschäftigte sich mit den aktuellen weltweiten Lieferketten-Problemen.
Im Ergebnis zeigt sich ein kongruentes Meinungsbild: Der riesige Mangel an Materialen, Bauteilen und Vorprodukten in Verbindung mit dem Megastau in der globalen Logistik verlangt momentan nach höchster Management-Attention. Kaum ein CEO oder Geschäftsführer, der nicht täglich persönlich bei seinen Lieferanten anruft, um Lieferprobleme zu lösen.
Kurzfristige, operative Beschaffungsaktivitäten müssen oft sehr alternative Wege beschreiten und äußerst kreativ ‚um die Ecke‘ gedacht werden. Ein Schlüsselfaktor ist die intensive, tägliche Krisen-Kommunikation aller Beteiligten aus Einkauf, Produktion und Vertrieb.
Davon zu trennen sind die langfristigen Veränderungen des strategischen Lieferantenmanagements. Zu erwarten ist, dass die Lieferketten der Zukunft kürzer und resilienter werden. Beschaffungs-, Produktions- und Absatzmärkte werden näher aneinanderrücken. Das Beziehungsmanagement zu den Lieferanten – im wahren Sinne des Wortes - muss intensiviert werden und wird Chef-Aufgabe. Alternative und gegebenenfalls parallele Beschaffungskanäle mit hoher Flexibilität müssen eingerichtet werden. Insofern ist die sehr starke Kostenorientierung zumindest vorerst passé; die neue Maxime lautet, Versorgungssicherheit zu vertretbaren Kosten zu erreichen. Und über allem schwebt die Frage, ob es nicht zu einer lang andauernden strukturellen Beeinträchtigung der auf globale Arbeitsteilung ausgerichteten Volkswirtschaften und den daraus resultierenden Abhängigkeiten kommen wird.
Eins jedenfalls steht fest: Resilienz, unternehmerische Weitsicht und Mut zu Entscheidungen auf unsicherer Basis sind mehr denn je gefordert.