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Steuerberatung

Der sog. Sanierungserlass ist nicht auf Altfälle anwendbar

BFH 23.8.2017, I R 52/14 u.a.

Der Sa­nie­rungs­er­lass darf für die Ver­gan­gen­heit nicht an­ge­wen­det wer­den. Das BMF-Schrei­ben vom 27.4.2017 verstößt ebenso ge­gen den Grund­satz der Ge­setzmäßig­keit der Ver­wal­tung wie der Sa­nie­rungs­er­lass selbst. Eine sol­che Re­ge­lung hätte nur der Ge­setz­ge­ber tref­fen können.

Der Sach­ver­halt:
In den bei­den zu­grunde lie­gen­den Ver­fah­ren hat­ten die Kläger mit den je­wei­li­gen Fi­nanzämtern darüber ge­strit­ten, ob in ih­ren Fällen die Vor­aus­set­zun­gen für einen Steu­er­er­lass vor­la­gen. In dem Ver­fah­ren Az.: I R 52/14 war die Kläge­rin eine GmbH, die bis zum Streit­jahr 2004 er­heb­li­che Ver­bind­lich­kei­ten an­gehäuft hatte. Im Ver­fah­ren Az.: X R 38/15 hatte der Kläger im Streit­jahr 2006 Einkünfte aus Ge­wer­be­be­trieb er­zielt. Al­ler­dings ging der BFH in den Re­vi­si­ons­ur­tei­len auf die Frage der Steu­er­er­lasse nicht ein. Da die An­ord­nung des BMF (BMF-Schrei­ben vom 27.4.2017) ge­gen den Grund­satz der Ge­setzmäßig­keit der Ver­wal­tung verstößt, dürfen Ge­richte den sog. Sa­nie­rungs­er­lass auch in Altfällen nicht an­wen­den.

Gründe:
Der Große Se­nat des BFH hatte den sog. Sa­nie­rungs­er­lass mit Be­schluss vom 28.11.2016 (Az.: GrS 1/15) ver­wor­fen, weil er ge­gen den Grund­satz der Ge­setzmäßig­keit der Ver­wal­tung verstößt. Das BMF hat die Fi­nanzämter dar­auf­hin an­ge­wie­sen, den sog. Sa­nie­rungs­er­lass in al­len Fällen, in de­nen die an der Sa­nie­rung be­tei­lig­ten Gläubi­ger bis (ein­schließlich) 8.2.2017 (Zeit­punkt der Veröff­ent­li­chung des Be­schlus­ses des Großen Se­nats) endgültig auf ihre For­de­run­gen ver­zich­tet ha­ben, gleich­wohl wei­ter­hin un­ein­ge­schränkt an­zu­wen­den (BMF-Schrei­ben vom 27.4.2017, BStBl I 2017, 741). Diese An­ord­nung des BMF verstößt al­ler­dings in glei­cher Weise ge­gen den Grund­satz der Ge­setzmäßig­keit der Ver­wal­tung wie der sog. Sa­nie­rungs­er­lass selbst. Eine sol­che Re­ge­lung hätte nämlich nur der Ge­setz­ge­ber tref­fen können.

Hin­ter­grund:
Mit dem Ge­setz ge­gen schädli­che Steu­er­prak­ti­ken im Zu­sam­men­hang mit Rechteüber­las­sun­gen vom 27.6.2017 (BGBl I 2017, 2074, BStBl I 2017, 1202) sind in­zwi­schen an­trags­ge­bun­dene Steu­er­be­frei­ungs­tat­bestände für Sa­nie­rungs­ge­winne ge­schaf­fen wor­den (§ 3a EStG und § 7b GewStG). Diese Be­stim­mun­gen fin­den auf Altfälle keine An­wen­dung.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
  • Um di­rekt zum Voll­text von AZ.: I R 52/14 zu kom­men, kli­cken Sie bitte hier.
  • Um di­rekt zum Voll­text von Az.: X R 38/15 zu kom­men, kli­cken Sie bitte hier.
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