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Veröffentlichungen

Die neue Teilinvestmentvermögensfähigkeit geschlossener Investmentgesellschaften nach dem KAGB

- aufsichtsrechtliche und steuerrechtliche Praxishinweise

Dr. Lud­ger C. Verfürth und Arne Hecht ana­ly­sie­ren die neuen Vor­schrif­ten zur Tei­lin­vest­ment­vermögensfähig­keit ge­schlos­se­ner In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten nach dem KAGB, ge­ben da­bei auf­sichts­recht­li­che und steu­er­recht­li­che Pra­xis­hin­weise und zie­hen einen Ver­gleich zu Lu­xem­bur­ger Com­part­ment-Struk­tu­ren.

Eher un­be­merkt und ver­steckt hat der Ge­setz­ge­ber mit dem „Ge­setz zur Einführung von Son­der­vor­schrif­ten für die Sa­nie­rung und Ab­wick­lung von zen­tra­len Ge­gen­par­teien und zur An­pas­sung des Wert­pa­pier­han­dels­ge­set­zes an die Un­ter­rich­tungs- und Nach­weis­pflich­ten nach den Ar­ti­keln 4a und 10 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 648/2012“ vom 19.3.2020 wich­tige Er­wei­te­run­gen für ge­schlos­sene In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten in das Ka­pi­tal­an­la­ge­ge­setz­buch (KAGB) auf­ge­nom­men. Kon­kret geht es um die Einführung der Möglich­keit, auch bei ge­schlos­se­nen In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten sog. Teil­ge­sell­schafts­vermögen bzw. – kurz – TGV ein­zu­rich­ten, die die Bil­dung von Um­brella-Kon­struk­tio­nen ermögli­chen. Bis­lang war diese Möglich­keit of­fe­nen In­vest­ment­vermögen vor­be­hal­ten. Ein Nach­teil, von dem ins­be­son­dere Lu­xem­burg pro­fi­tie­ren konnte, da man dort insb. den „Re­ser­vier­ten Al­ter­na­ti­ven In­vest­ment­fonds“ (RAIF) in Form der (ge­schlos­se­nen) Spe­cial Li­mited Part­nership mit ent­spre­chen­den Teil­ge­sell­schafts­vermögen bzw. nach Lu­xem­bur­ger Dik­tion „Com­part­ments“ nut­zen kann.

Recht­stech­ni­sch ermöglicht der Ge­setz­ge­ber die Ein­rich­tung von TGV bei ge­schlos­se­nen In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten durch die Auf­nahme ei­nes Rechts­ver­wei­ses, dem­zu­folge die Vor­schrif­ten des KAGB für TGV bei of­fe­nen In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten bzw. bei In­vest­mentak­ti­en­ge­sell­schaf­ten mit veränder­li­chem Ka­pi­tal und bei of­fe­nen In­vest­ment­kom­man­dit­ge­sell­schaf­ten (kurz: of­fene TGV) ent­spre­chende An­wen­dung fin­den. Kon­kret gel­ten ent­spre­chend die Vor­schrif­ten für of­fene TGV über die vermögens- und haf­tungs­recht­li­che Tren­nung des TGV, die Vor­schrif­ten über die Bil­dung des TGV und seine Fir­mie­rung, die Vor­schrif­ten über die für das TGV spe­zi­fi­schen An­la­ge­be­din­gun­gen, die Vor­schrif­ten über Ver­wahr­stelle, Ka­pi­tal­ver­wal­tungs­ge­sell­schaft und persönlich haf­ten­den Ge­sell­schaf­te­rin in Be­zug auf das TVG, die Vor­schrif­ten über die buch­hal­te­ri­sche Dar­stel­lung, Rech­nungs­le­gung und Wert­er­mitt­lung, die Vor­schrif­ten über den Ver­trieb so­wie die Vor­schrif­ten über die Auflösung, Ab­wick­lung und In­sol­venz. Nicht alle Ver­weise sind ge­lun­gen bzw. vollständig; an ei­ni­gen Stel­len be­steht ge­setz­ge­be­ri­scher Nach­bes­se­rungs­be­darf. Auf­sichts­recht­li­che Vor­teile bei der Struk­tu­rie­rung mit TGV er­ge­ben sich im Hin­blick auf neue und kos­ten­spa­rende Struk­tu­ren zur Ver­wal­tung kom­ple­xer (Fa­mi­lien-)Vermögen, die die Ver­wal­tung über eine ein­heit­li­che und kos­tengüns­tige Struk­tur an­stre­ben, na­ment­lich un­ter Ein­be­zie­hung von Pri­vate La­bel Fonds, die als Multi-Ma­na­ger Fonds aus­ge­stal­tet sind.

In steu­er­recht­li­cher Hin­sicht ist zwi­schen In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten mit fi­xem Ka­pi­tal ei­ner­seits und der ge­schlos­se­nen In­vest­ment­kom­man­dit­ge­sell­schaft an­de­rer­seits zu un­ter­schei­den. Die In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten mit fi­xem Ka­pi­tal un­ter­liegt der Be­steue­rung nach dem In­vest­ment­steu­er­ge­setz (In­vStG), wenn es sich um einen In­vest­ment­fonds im Sinne des In­vStG han­delt. Die Be­steue­rung der ge­schlos­se­nen In­vest­ment­kom­man­dit­ge­sell­schaft rich­tet sich nach den all­ge­mei­nen steu­er­li­chen Re­ge­lun­gen. Hier ist zunächst zwi­schen ge­werb­li­cher und vermögens­ver­wal­ten­der Tätig­keit ab­zu­gren­zen. Von ei­ner ge­werb­li­chen Per­so­nen­ge­sell­schaft ist auch dann aus­zu­ge­hen, wenn diese nur ge­werb­lich geprägt ist. Da das TGV steu­er­recht­lich qua Fik­tion als ei­genständige Per­so­nen­ge­sell­schaft gilt, ist nach der hier ver­tre­te­nen Auf­fas­sung je­des TGV ein­kom­men­steu­er­recht­lich iso­liert zu be­trach­ten. Zur Ab­si­che­rung ei­ner ge­ge­be­nen­falls gewünsch­ten Entprägung emp­fiehlt sich da­her die In­stal­la­tion ei­nes ge­schäftsführen­den Kom­man­di­tis­ten auch auf Ebene des ein­zel­nen TGV. Die steu­er­recht­li­che Fik­tion des TGV als ei­genständige Per­so­nen­ge­sell­schaft gilt auch im Fall der ge­werb­li­chen In­fek­tion, gleich ob es sich um eine Seitwärts­in­fek­tion oder Aufwärts­in­fek­tion han­delt. Auf­grund der steu­er­recht­lich iso­lier­ten Be­trach­tung der TGV im Sinne ei­genständi­ger Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten kommt es nicht zur ge­werb­li­chen In­fek­tion der Einkünfte der übri­gen TGV, wenn ei­nes von meh­re­ren TGV ne­ben vermögens­ver­wal­ten­den auch ge­werb­li­che Einkünfte er­zielt oder ge­werb­li­che Einkünfte aus ei­ner mit­un­ter­neh­me­ri­schen Be­tei­li­gung er­zielt. In­fol­ge­des­sen können durch die Nut­zung ei­ner ge­schlos­se­nen In­vest­ment-KG die ein­zel­nen TGV auf die steu­er­li­chen An­for­de­run­gen der je­wei­li­gen In­ves­to­ren­gruppe aus­ge­rich­tet wer­den, z.B. TGV mit Einkünf­ten aus Pri­vate Debt ne­ben TGV mit vermögens­ver­wal­ten­den Einkünf­ten.

Die Aus­ge­stal­tung von Lu­xem­bur­ger Com­part­ments ei­ner­seits und deut­schen TGV an­de­rer­seits zeigt zahl­rei­che Par­al­le­len auf, was letzt­lich daran liegt, dass das Lu­xem­bur­ger Mo­dell den deut­schen Ge­setz­ge­bern bei der Einführung der TGV Pate stand. Ein Ver­gleich mit der Rechts­lage in Lu­xem­burg zeigt da­her, dass der bis­he­rige Vor­teil Lu­xem­bur­ger RAIF in Form der Spe­cial Li­mited Part­nership mit der Möglich­keit der Ein­rich­tung von vermögens- und haf­tungs­recht­lich von­ein­an­der ab­ge­schot­te­ten Com­part­ments durch die Einführung der Möglich­keit von TGV bei ge­schlos­se­nen In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten nicht mehr be­steht.

Le­sen Sie den vollständi­gen Ar­ti­kel un­ter Be­triebs­Be­ra­ter Heft 36/2020 vom 31.08.2020, Sei­ten 1927 - 1935

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