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Ebner Stolz - und zwei Jahre Pandemie

In den nun schon zwei Jah­ren an­dau­ern­den Pan­de­mie­zei­ten hat sich ma­ni­fes­tiert: Eb­ner Stolz steht als Wirt­schaftsprüfer, Steuer-, Rechts- und Un­ter­neh­mens­be­ra­ter mit­telständi­schen Un­ter­neh­men in Höhen und Tie­fen zur Seite - und wächst wei­ter mit zwi­schen­zeit­lich be­reits über 1.900 Mit­ar­bei­tern. In der Krise konnte un­ter Be­weis ge­stellt wer­den, dass tech­ni­sch gut gerüstet, die Be­treu­ung der Man­dan­ten auch re­mote rei­bungs­los funk­tio­niert. Wie das Un­ter­neh­men durch die Krise ge­kom­men ist, was die „Les­sons lear­ned“ dar­aus sind, wel­che Chan­cen er­grif­fen wur­den, wo die größten Her­aus­for­de­run­gen für Eb­ner Stolz lie­gen und wie das „New Nor­mal“ im Un­ter­neh­men aus­sieht, darüber un­ter­hal­ten wir uns mit Prof. Dr. Hol­ger Jen­zen, Steu­er­be­ra­ter, Part­ner und Spre­cher der Part­ner­schaft von Eb­ner Stolz.

Prof. Jenzen, vor genau zwei Jahren wurde der erste Lockdown angeordnet und die Arbeit wurde von jetzt auf gleich vom Büro ins Homeoffice verlagert. Wie ist Ebner Stolz mit dieser Herausforderung klargekommen?

Die Pan­de­mie und der er­ste Lock­down ha­ben uns alle si­cher­lich zunächst ein­mal auf dem fal­schen Fuß er­wischt. Dank der gu­ten tech­ni­schen Ausrüstung und Un­terstützung un­se­rer IT-Ab­tei­lung war aber in­ner­halb kürzes­ter Zeit ein Ar­bei­ten re­mote durch alle Mit­ar­bei­ten­den möglich. Ab­stim­mun­gen ha­ben sich über den ge­sam­ten Zeit­raum der Pan­de­mie hin­weg vom iPhone über Skype und We­bex auf Mi­cro­soft Teams ver­la­gert. Zwi­schen­zeit­lich be­komme ich von den Kol­le­gen kaum noch einen An­ruf - wir tau­schen uns di­rekt über Teams aus.

Prof. Dr. Holger Jenzen, Steuerberater, Ebner Stolz, Kronenstraße 30, 70174 Stuttgart© Prof. Dr. Hol­ger Jen­zen, Steu­er­be­ra­ter und Part­ner bei Eb­ner Stolz in Stutt­gart

Man kann ja Corona wirk­lich fast nur schlech­tes ab­ge­win­nen - aber ge­rade auch bei stand­ortüberg­rei­fen­den Ab­stim­mun­gen hat die Pan­de­mie auch ihr Gu­tes ge­habt - über die Vi­deo­kon­fe­ren­zen konn­ten wir lange Rei­sen ver­mei­den und sind den­noch über die zwei Jahre hin­weg viel en­ger zu­sam­men­ge­wach­sen.

Plötzlich waren Sie rein physisch nicht mehr - Ihrer Unternehmensphilosophie entsprechend - „näher dran“ an Ihren Mandanten. Wie haben Sie es dennoch geschafft, Mandatsbeziehungen adäquat aufrechtzuerhalten und zu pflegen?

Selbst­verständ­lich konn­ten wir rein phy­si­sch nicht mehr so eng mit un­se­ren Man­dan­ten ver­bun­den sein - aber auch hier gilt das Glei­che wie bei den in­ter­nen Ab­stim­mun­gen: via Skype, We­bex und Teams konn­ten wir den­noch den Kon­takt auf­recht er­hal­ten - und zwar so­wohl in bi­la­te­ra­len Man­dan­ten­ge­sprächen als auch in Ver­an­stal­tun­gen. Un­sere Webi­nare ge­nießen einen enor­men Zu­lauf - in Pan­de­mie-Höchst­zei­ten hat­ten wir teil­weise mehr als 1.000 Webi­nar-Teil­neh­mer.

Die drastischen Lockdown-Maßnahmen 2020 und 2021 haben einige Branchen hart getroffen. Welche Herausforderungen kamen dadurch auf Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen als Berater zu und wie sind Sie damit umgegangen?

Was uns bei Eb­ner Stolz aus­macht, ist, dass wir uns sehr stark mit un­se­ren Man­dan­ten iden­ti­fi­zie­ren. In­so­fern wa­ren wir auch erst ein­mal be­trof­fen von der sehr frem­den Si­tua­tion und muss­ten rea­gie­ren. Was sagt man einem Un­ter­neh­mer, des­sen Be­trieb we­gen behörd­li­chen Qua­rantänean­ord­nun­gen schließen muss? Der nicht weiß, wie er fi­nan­zi­ell über die Run­den kommt? Da­ne­ben war es eine un­glaub­li­che Her­aus­for­de­rung, die Flut an In­for­ma­tio­nen zu über­bli­cken. Hier ha­ben wir in vie­len Be­rei­chen ju­ris­ti­sches Neu­land be­tre­ten - die gan­zen Maßnah­men wa­ren ja gänz­lich un­be­kannt. Auch war es eine große Her­aus­for­de­rung, mit den zahl­rei­chen ge­setz­ge­be­ri­sche Maßnah­men Schritt zu hal­ten, etwa den staat­li­chen Hilfs­pro­gram­men - diese muss­ten wir auch erst ein­mal über­bli­cken.

Wo wurde Ihre Unterstützung am dringendsten benötigt? Und hat sich das Aufgabenspektrum bei Ebner Stolz gar pandemiebedingt verändert?

Wir ha­ben uns schnell auf die veränderte Si­tua­tion ein­ge­stellt. Insb. Be­ra­tung im Fi­nanz­be­reich war stark nach­ge­fragt. Dazu ha­ben wir eine Ar­beits­gruppe ins Le­ben ge­ru­fen, die sich de­zi­diert mit den Überbrückungs­hil­fen aus­ein­an­der­ge­setzt hat. Auch un­sere Ar­beits­recht­ler wa­ren stark ge­for­dert, um bei der Be­an­tra­gung von Kurz­ar­beit zu un­terstützen. Die eine oder an­dere In­sol­venz hat die Pan­de­mie auch her­vor­ge­bracht. Der Trans­ak­ti­ons­be­reich lag in den ers­ten drei Mo­na­ten der Pan­de­mie re­la­tiv brach - da­nach ging es aber wie­der rich­tig los. Un­sere Trans­ak­ti­ons­ex­per­ten ha­ben seit­her so viel zu tun wie nie zu­vor.

Ebner Stolz deckt sowohl die Bereiche Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung als auch Rechtsberatung und Unternehmensberatung ab und setzt auf eine ganzheitliche Beratung. Hat sich dieser Ansatz gerade in diesen turbulenten Zeiten bewährt?

Ich denke schon, dass sich die­ser schlanke An­satz bewährt hat. Wenn Sie al­les in­tern über eine Ge­sell­schaft ab­wi­ckeln, ha­ben Sie viel schnel­ler und un­kom­pli­zier­ter alle Prot­ago­nis­ten an einem Tisch. Do­ku­mente und In­for­ma­tio­nen können leich­ter aus­ge­tauscht und be­ar­bei­tet wer­den.

Es macht derzeit den Anschein, dass wir die Corona-Pandemie auf Sichtweite überstanden haben könnten. Bereits seit 2020 wird allerdings befürchtet, dass eine massive Insolvenzwelle auf uns zurollt - mit derzeit noch offenen Ausgang. Was ist Ihre Einschätzung – konnten Ihre Mandanten bislang die Herausforderungen meistern und sind sie auch für die Zukunft wirtschaftlich gut aufgestellt?

Die Corona-Pan­de­mie hat die Schwach­stel­len vie­ler Bran­chen und Un­ter­neh­men of­fen­ge­legt und die Trans­for­ma­tion gan­zer Ge­schäfts­mo­delle be­schleu­nigt. Die große Her­aus­for­de­rung für un­sere Man­dan­ten be­stand auf der einen Seite in der Fi­nan­zie­rung und Si­che­rung des be­ste­hen­den Ge­schäfts­be­triebs und auf der an­de­ren Seite in der ak­ti­ven Ge­stal­tung des di­gi­ta­len Wan­dels. Un­sere Man­dan­ten ha­ben sich hier als sehr ro­bust er­wie­sen. Hierzu ha­ben si­cher­lich auch staat­li­che Un­terstützungsmaßnah­men wie Überbrückungs­hil­fen und das In­stru­ment der Kurz­ar­beit bei­ge­tra­gen. Gleich­zei­tig hat sich in der Krise auch der Cha­rak­ter vie­ler Un­ter­neh­men ge­zeigt, die Über­zeu­gung vom ei­ge­nen Pro­dukt und die Be­reit­schaft zur Verände­rung ha­ben si­cher­lich viel­fach In­sol­ven­zen ab­ge­wen­det.

Die viel be­schwo­rene In­sol­venz­welle sehe ich der­zeit je­doch nicht auf uns zu rol­len. Man darf hier­bei nicht ver­ges­sen, dass die Überbrückungs­hil­fen nur an Un­ter­neh­men aus­ge­zahlt wur­den, die nicht be­reits vor Corona in der Krise ge­steckt ha­ben. Auf der an­de­ren Seite sind die Re­ser­ven viel­fach auf­ge­braucht und mit der ak­tu­el­len Ver­teue­rung der Roh­stoffe auf­grund des Russ­lands-Kon­flik­tes ist be­reits die nächste Krise im vollen Gange. Die Er­fah­rung der Corona-Krise lässt uns je­doch hof­fen, dass un­sere Man­dan­ten auch diese Her­aus­for­de­run­gen meis­tern wer­den.

Wie in den Unternehmen unserer Mandanten haben sich auch bei Ebner Stolz in der täglichen Arbeit deutliche Änderungen infolge der Corona-Pandemie abgezeichnet. Arbeiten zum Teil und temporär sogar in vollem Umfang vom Homeoffice aus, Videokonferenzen statt Vorort-Termine, um nur wenige Punkte zu nennen. Wie sieht Ihrer Meinung nach Arbeiten nach Corona bei Ebner Stolz aus?

Tra­di­tio­nell wa­ren wir beim Thema Ho­me­of­fice un­ter­neh­mens­weit eher et­was zurück­hal­tend. Aber wir durf­ten uns ei­nes Bes­se­ren be­leh­ren las­sen. Corona hat auch uns in eine neue ar­beits­sei­tige Epo­che ka­ta­pul­tiert. Es hat sich ge­zeigt: Re­mote-Ar­bei­ten funk­tio­niert. Ein­zig für die As­sis­ten­ten, Prak­ti­kan­ten und Aus­zu­bil­den­den, die in die­ser Zeit bei uns an­ge­fan­gen ha­ben und vom ers­ten Ar­beits­tag ins Ho­me­of­fice ver­bannt wa­ren, war die­ser Zu­stand eine große Her­aus­for­de­rung und hier be­steht auch Nach­hol­be­darf im persönli­chen Ken­nen­ler­nen.

Aber nichts­des­to­trotz: In Sa­chen Ar­beits­platz wer­den wir auch im New Nor­mal fle­xi­bler sein. Den­noch - für die Un­ter­neh­mens­kul­tur ist ein persönli­ches Mit­ein­an­der von großer Be­deu­tung, so dass ich schon der Mei­nung bin, dass eine reine Ho­me­of­fice-Kul­tur die Aus­nahme blei­ben soll. Im Übri­gen wird Team­geist bei uns großge­schrie­ben und un­sere Mit­ar­bei­ten­den sind zwi­schen den ein­zel­nen Lock­downs im­mer wie­der gerne ins Büro zurück­ge­kehrt.

Wo liegen die Herausforderungen in der modernen Post-Covid-Arbeitswelt bei Ebner Stolz? Verspüren Sie bereits einen Wandel in der Unternehmenskultur?

Ak­tu­ell be­mer­ken wir schon, dass viele Mit­ar­bei­tende aus­ge­laugt von der Pan­de­mie und der da­mit ver­bun­de­nen Iso­la­tion sind. Dar­auf müssen wir Rück­sicht neh­men. Auch war das fach­li­che und kul­tu­relle On­boar­ding zu Coro­na­zei­ten schwie­rig. Des­halb ist es in der mo­der­nen Post-Co­vid-Ar­beits­welt mit mo­bi­lem Ar­bei­ten umso wich­ti­ger, die Ver­bin­dung zwi­schen Un­ter­neh­men und Mit­ar­bei­ten­den und den Mit­ar­bei­ten­den un­ter­ein­an­der noch­mals zu in­ten­si­vie­ren.

Wagen wir noch einen Blick in die Zukunft. Wo sehen Sie – derzeit und nach Corona – die größten Herausforderungen für Ebner Stolz?

Während der Pan­de­mie sind wir in Sa­chen Di­gi­ta­li­sie­rung einen großen Schritt vor­an­ge­kom­men - aber längst noch nicht am Ziel an­ge­langt. Auch ha­ben wir den An­walts­be­reich nun so wei­ter­ent­wi­ckelt, dass wir bun­des­weit als Full-Ser­vice-Kanz­lei im Wirt­schafts­recht wahr­ge­nom­men wer­den, wie der Juve Award „Kanz­lei für den Mit­tel­stand 2021“ eindrück­lich un­ter Be­weis ge­stellt hat. Auch hier wer­den wir uns - den Bedürf­nis­sen un­se­rer Man­dan­ten ent­spre­chend - im­mer wei­ter spe­zia­li­sie­ren. Eine große Her­aus­for­de­rung ist und bleibt aber die Nach­wuchs­ge­win­nung. Ich persönlich merke in mei­nen Vor­le­sun­gen an der Uni Mann­heim, dass im­mer we­ni­ger Stu­den­ten Steu­er­rechts­vor­le­sun­gen be­su­chen. Die In­dus­trie lockt mit at­trak­ti­ven An­ge­bo­ten. Wer aber Frei­be­ruf­ler sein will, der ist bei uns bes­tens auf­ge­ho­ben und kann sich als Ge­ne­ra­list oder Spe­zia­list sei­nen Kar­rie­re­weg im in­ter­na­tio­nal ak­ti­ven Mit­tel­stand ge­hen.

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