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Berechtigen Studiengebühren für eine private Fachhochschule zum Sonderausgabenabzug nach § 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG?

FG Münster 14.8.2015, 4 K 1563/15 E

Die BFH-Recht­spre­chung ging für die ur­sprüng­li­che Fas­sung des § 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG da­von aus, dass pri­vate Hoch­schu­len, de­ren staat­li­che An­er­ken­nung aus­schließlich auf Vor­schrif­ten des je­wei­li­gen Lan­des-Hoch­schul­ge­set­zes be­ruhte, nicht als "Schule" i.S.d. Vor­schrift gal­ten. Hin­sicht­lich der wach­sen­den An­zahl pri­vat fi­nan­zier­ter Hoch- bzw. Fach­hoch­schu­len ist eine höchstrich­ter­li­che Ent­schei­dung zur Frage des Son­der­aus­ga­ben­ab­zugs von Stu­dien­ent­gel­ten durch­aus an­ge­zeigt.

Der Sach­ver­halt:
Die Toch­ter des Klägers stu­dierte nach ih­rem Ab­itur ab Ok­to­ber 2013 im Rah­men ei­nes Ba­che­lor-Stu­di­en­gangs an ei­ner pri­va­ten Fach­hoch­schule, die nach Maßgabe der Vor­schrif­ten des Hoch­schul­ge­set­zes des Lan­des NRW als Fach­hoch­schule staat­lich an­er­kannt wor­den war und sich im We­sent­li­chen durch Stu­dien­ent­gelte fi­nan­ziert. In der Ein­kom­men­steu­er­erklärung für das Streit­jahr 2013 machte der Kläger die von ihm für das Win­ter­se­mes­ter 2013/2014 ge­tra­gene Stu­di­en­gebühren i.H.v. 3.555 € als Son­der­aus­ga­ben nach § 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG gel­tend. Das Fi­nanz­amt lehnte den Son­der­aus­ga­ben­ab­zug je­doch ab und begründete dies da­mit, dass die Fach­hoch­schule keine all­ge­mein- bzw. be­rufs­bil­dende Schule sei.

Das FG wies die hier­ge­gen ge­rich­tete Klage ab. Al­ler­dings wurde we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung nach § 115 Abs. 2 Nr. 1 FGO die Re­vi­sion zum BFH zu­ge­las­sen.

Die Gründe:
Bei der pri­va­ten Fach­hoch­schule im vor­lie­gen­den Fall han­delt es sich nicht um eine Schule i.S.v. § 10 Abs. 1 Nr. 9 S. 1 EStG, son­dern um eine hin­sicht­lich der Stu­dien­ent­gelte steu­er­lich hier­nach nicht begüns­tigte (Fach-)Hoch­schule.

Die steu­er­li­che Berück­sich­ti­gung von Schul­geld­zah­lun­gen als Son­der­aus­ga­ben nach § 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG wurde durch das Kul­tur- und Stif­tungsförde­rungs­ge­setz vom 13.12.1990 mit Wir­kung ab Ver­an­la­gungs­zeit­raum 1991 ge­schaf­fen. An­lass hierfür war, dass es die Fi­nanz­ver­wal­tung zu­vor zu­ge­las­sen hatte, einen Teil des an Pri­vat­schu­len zu ent­rich­ten­den Schul­gel­des als Spende nach § 10b EStG ab­zu­zie­hen. Dies miss­bil­ligte der BFH, da die von der Schule er­brachte Ge­gen­leis­tung - Ver­mitt­lung von Bil­dung und Wis­sen - ei­ner Qua­li­fi­zie­rung des Schul­gel­des als Spende ent­ge­gen­stand und ein ein­heit­li­ches Leis­tungs­ent­gelt zu­dem nicht auf­ge­teilt wer­den konnte (BFH-Urt. v. 25.8.1987, Az.: IX R 24/85).

Dem­ent­spre­chend knüpfte der Ge­setz­ge­ber in der ur­sprüng­li­chen, ab dem Jahr 1991 gel­ten­den Fas­sung des § 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG für den Schul­geld­ab­zug an die lan­des­schul­recht­li­chen Be­griffe an. Begüns­tigt war so­mit fortan das Schul­geld für den Be­such ei­ner gem. Art. 7 Abs. 4 GG staat­lich ge­neh­mig­ten oder nach Lan­des­recht er­laub­ten Er­satz­schule so­wie ei­ner nach Lan­des­recht an­er­kann­ten all­ge­mein­bil­den­den Ergänzungs­schule. Er­for­der­lich war (und ist nach wie vor), dass die sich in freier Träger­schaft be­find­li­che Schule den Schul­for­men der je­wei­li­gen Lan­des­schul­ge­setze zu­wei­sen ließ bzw. lässt (vgl. z.B. §§ 10 ff. SchulG NRW, d.h. Grund-, Haupt-, Real- und Ge­samt­schu­len, Gym­na­sien, Orte der son­derpädago­gi­schen Förde­rung so­wie Kol­leg­schu­len).

Hoch­schu­len, d.h. ins­be­son­dere (pri­vate) Uni­ver­sitäten und Fach­hoch­schu­len, un­ter­fal­len grundsätz­lich nicht dem sach­li­chen An­wen­dungs­be­reich der Schul­ge­setze, son­dern viel­mehr dem­je­ni­gen der Hoch­schul­ge­setze der Länder; sie sind auch nicht vom ver­fas­sungs­recht­li­chen Schutz­be­reich des Art. 7 Abs. 4 GG zu­ge­wie­sen. Aus die­sem Grund ging die BFH-Recht­spre­chung für die ur­sprüng­li­che Fas­sung des § 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG da­von aus, dass pri­vate Hoch­schu­len, de­ren staat­li­che An­er­ken­nung aus­schließlich auf Vor­schrif­ten des je­wei­li­gen Lan­des-Hoch­schul­ge­set­zes be­ruhte (d.h. die nicht bzw. nicht auch als pri­vate Er­satz­schu­len an­er­kannt wur­den), nicht als "Schule" i.S.v. § 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG a.F. gal­ten (vgl. BFH-Urt. v. 29.4.2009, Az.: X R 30/08). Diese Zwei­tei­lung zwi­schen Schu­len und Hoch­schu­len wurde durch die Neu­fas­sung des § 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG durch das JStG 2009 nicht in Frage ge­stellt.

Im Hin­blick auf die wach­sende An­zahl pri­vat fi­nan­zier­ter Hoch- bzw. Fach­hoch­schu­len hielt der er­ken­nende Se­nat je­doch eine höchstrich­ter­li­che Ent­schei­dung zur Frage des Son­der­aus­ga­ben­ab­zugs von Stu­dien­ent­gel­ten nach § 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG in der durch das JStG 2009 re­for­mier­ten Fas­sung für an­ge­zeigt.

Link­hin­weis:

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