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Steuerberatung

Entwurf des Bundeshaushalts 2024: Kein strom- bzw. energiesteuerrechtlicher Spitzenausgleich mehr

Un­ter­neh­men des pro­du­zie­ren­den Ge­wer­bes (UdpG) können bis­lang im Rah­men des sog. Spit­zen­aus­gleichs abhängig von der Höhe ge­zahl­ter Ren­ten­ver­si­che­rungs­beiträge um bis zu 90% von der Strom- bzw. En­er­gie­steuer ent­las­tet wer­den. Der zu­letzt bis Ende 2022 be­fris­tete Spit­zen­aus­gleich war bis Ende 2023 verlängert wor­den.

Im ak­tu­el­len Ent­wurf der Auf­stel­lung des Haus­halts­plans für das Jahr 2024 (Stand: 3. Juli 2023) ist eine Verlänge­rung des Spit­zen­aus­gleichs nicht vor­ge­se­hen. Den Bun­des­haus­halt soll dies um ca. 1,5 Mrd. Euro ent­las­ten. Be­trof­fen wären vor al­lem en­er­gie­in­ten­sive Un­ter­neh­men, in ers­ter Li­nie sol­che der che­mi­schen In­dus­trie, die ent­spre­chende Mehr­be­las­tun­gen schul­tern müss­ten.

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Seit­dem be­kannt wurde, dass der Spit­zen­aus­gleich auf­ge­ge­ben wer­den soll, regt sich deut­lich ver­nehm­bar Kri­tik in der deut­schen Wirt­schaft. Verbände for­dern die Bei­be­hal­tung und po­chen auf in­ter­na­tio­nal wett­be­werbsfähige En­er­gie­preise, auch um eine Ab­wan­de­rung der Pro­duk­tion in das Aus­land zu ver­hin­dern. Sie war­nen, dass sich mit der Ab­schaf­fung des Spit­zen­aus­gleichs die zusätz­li­che Steu­er­be­las­tung vor al­lem auf Strom und Erd­gas ver­zehn­fa­chen und da­von unzählige kleine und mitt­lere Un­ter­neh­men im Mit­tel­stand be­trof­fen wären.

Nach dem ak­tu­el­len Ent­wurf des Haus­halts­plans sind für 2024 vor al­lem fol­gende Strom- bzw. En­er­gie­steu­er­begüns­ti­gun­gen vor­ge­se­hen (lt. Liste der 20 größten Steu­er­vergüns­ti­gun­gen des Bun­des):

  • Strom­steu­er­ent­las­tung für UpdG und Un­ter­neh­men der Land- und Forst­wirt­schaft (§ 9b StromStG, 25% der Steuer)
  • Begüns­ti­gung für UdpG gemäß § 9a StromStG bzw. § 37, § 51 En­er­gieStG für be­stimmte Pro­zesse und Ver­fah­ren, z.B. che­mi­sche Re­duk­ti­ons­ver­fah­ren, Her­stel­lung von Glas­wa­ren, ke­ra­mi­schen Er­zeug­nis­sen, Her­stel­lung und Be­ar­bei­tung von Me­tall (100% der Steuer)
  • Strom­steu­er­be­frei­ung für Strom aus An­la­gen mit ei­ner elek­tri­schen Nenn­leis­tung bis 2 MW (§ 9 Abs. 1 Nr. 3 StromStG)
  • En­er­gie­steu­er­begüns­ti­gung für die Strom­er­zeu­gung (§ 37 bzw. § 53 En­er­gieStG, 100% der Steuer)
  • Begüns­ti­gung für En­er­gie­er­zeug­nisse, die im inländi­schen Flug­ver­kehr ver­wen­det wer­den (§ 27 Abs. 2, § 52 Abs. 1 En­er­gieStG)
  • Agrar­die­sel-Begüns­ti­gung für Be­triebe der Land- und Forst­wirt­schaft (§ 57 En­er­gieStG)
  • En­er­gie­steu­er­begüns­ti­gung für En­er­gie­er­zeug­nisse, die im Zu­sam­men­hang mit der Her­stel­lung von En­er­gie­er­zeug­nis­sen ver­wen­det wer­den, sog. Her­stel­ler­pri­vi­leg (§§ 26, 37, 44, 47a En­er­gieStG).

Un­ter die­sen Top 20 nicht ge­nannt sind

  • En­er­gie­steu­er­ent­las­tung für UpdG und Un­ter­neh­men der Land- und Forst­wirt­schaft gemäß § 54 En­er­gieStG (25% der Steuer), die Begüns­ti­gung war zu­letzt bis Ende 2023 verlängert wor­den
  • Ent­las­tung von be­stimm­ten En­er­gie­er­zeug­nis­sen für bzw. Kraft-Wärme-Kopp­lung (§ 53a En­er­gieStG, 100% der Steuer), zu­letzt verlängert bis zum 30. Juni 2024.

Eine verläss­li­che Aus­sage über die Fortführung der be­ste­hen­den Strom- bzw. En­er­gie­steu­er­begüns­ti­gun­gen ist der­zeit nicht möglich. Es ist völlig of­fen, ob und in wel­chem Um­fang wel­che Steu­er­begüns­ti­gun­gen auch über 2023 hin­aus gewährt wer­den, dies auch vor dem Hin­ter­grund der sich wei­ter­hin in der Über­ar­bei­tung be­find­li­chen sog. EU-En­er­gie­steu­er­richt­li­nie, die Begüns­ti­gun­gen künf­tig mehr von der Um­welt­verträglich­keit ei­nes En­er­gieträgers abhängig ma­chen soll. In In­ter­esse der Pla­nungs­si­cher­heit für die Un­ter­neh­men ist ein schnel­ler Ab­schluss des po­li­ti­schen Ent­schei­dungs­pro­zes­ses übe­raus wich­tig.

Hin­weis: Der Spit­zen­aus­gleich, der u. a. die in­ter­na­tio­nale Wett­be­werbsfähig­keit deut­scher Un­ter­neh­men ver­bes­sern soll, hat eine wech­sel­volle Ge­schichte. Ur­sprüng­lich be­lief er sich auf max. 95 % und war als EU-Bei­hilfe von der EU-Kom­mis­sion bis Ende 2012 be­fris­tet wor­den. Ab 2013 ist er un­ter en­ge­ren Vor­aus­set­zun­gen fort­geführt wor­den und seit­dem auch an die Er­rei­chung des Ziel­werts der En­er­gie­ein­sprung und der Einführung ei­nes taug­li­chen En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tems geknüpft. Für Zeiträume nach 2022 hatte eine grund­le­gende Um­ge­stal­tung statt­fin­den sol­len (siehe hier). Schließlich wurde der Spit­zen­aus­gleich Ende 2022 we­gen mas­siv ge­stie­ge­ner En­er­gie­preise bis Ende 2023 verlängert (siehe hier).

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