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Erbschaftsteuer von 30% für Erwerber der Steuerklasse II ist verfassungsgemäß

FG Münster 13.9.2016, 5 K 412/13 U

Eine Be­steue­rung von Er­wer­ben durch Ge­schwis­ter bzw. Nich­ten und Nef­fen des Erb­las­sers mit 30% verstößt nicht ge­gen Art. 6 GG. Art. 6 Abs. 1 GG er­for­dert ge­rade keine steu­er­li­che Bes­ser­stel­lung von Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen, so dass eine Gleich­stel­lung der Er­wer­ber der Steu­er­klasse II mit sol­chen der Steu­er­klasse III zulässig ist.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläger wa­ren als Ge­schwis­ter bzw. Nich­ten und Nef­fen des Erb­las­sers auf­grund ei­nes Tes­ta­ments des­sen Er­ben ge­wor­den. Das Fi­nanz­amt be­steu­erte dar­auf­hin die Er­werbe der Kläger je­weils mit einem Steu­er­satz von 30% gem. § 19 Abs. 1 ErbStG in der für 2009 gülti­gen Fas­sung. Hier­ge­gen wand­ten die Kläger ein, dass es ge­gen Art. 3 und Art. 6 GG ver­stoße, dass für sie der­selbe Steu­er­satz gelte wie für ent­fern­tere Ver­wandte oder fremde Dritte.

Das FG wies die Klage ab.

Die Gründe:
Das Fi­nanz­amt hatte den Er­werb der Kläger zu Recht gem. § 19 Abs. 1 ErbStG in der vom 1.1. bis zum 31.12.2009 gülti­gen Fas­sung des Erb­schaft­steu­er­re­form­ge­set­zes vom 24.12.2008 einem Steu­er­satz von 30 % un­ter­wor­fen. Die Vor­schrift ist man­gels ei­ner Auf­he­bung durch den Ge­setz­ge­ber oder das BVerfG gel­ten­des Recht.

Im Hin­blick auf einen et­wai­gen Ver­stoß der Re­ge­lung ge­gen Art. 3 GG folgt der Se­nat - wie be­reits im Ur­teil vom 28.4.2016, Az.: 3 K 3704/14 Erb - der Ar­gu­men­ta­tion, die der BFH in dem Ver­fah­ren Az.: II R 9/11 so­wohl im Vor­la­ge­be­schluss vom 27.9.2012 als auch im Ur­teil vom 20.1.2015 ver­tre­ten hat. Die Re­ge­lung ist nach Auf­fas­sung des Se­nats auch nicht we­gen ei­nes Ver­stoßes ge­gen Art. 6 GG ver­fas­sungs­wid­rig. Die Vor­schrift ist ge­mes­sen am be­son­de­ren Schutz von Ehe und Fa­mi­lie ver­fas­sungs­recht­lich nicht zu be­an­stan­den.

Art. 6 Abs. 1 GG er­for­dert ge­rade keine steu­er­li­che Bes­ser­stel­lung von Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen, so dass eine Gleich­stel­lung der Er­wer­ber der Steu­er­klasse II mit sol­chen der Steu­er­klasse III zulässig ist. Im Übri­gen wa­ren die Kläger als Ge­schwis­ter bzw. Abkömm­linge von Ge­schwis­tern nicht vom Schutz­be­reich des Art. 6 GG er­fasst. So­weit das BVerfG den Schutz­be­reich für das Vor­mund­schafts­recht, in dem es um die Sorge für ein Kind geht, wei­ter ge­fasst hat, ist dies nicht auf den Be­reich des le­dig­lich fi­nan­zi­ell wir­ken­den Erb­schaft­steu­er­rechts zu über­tra­gen.

Die Re­vi­sion wurde nicht zu­ge­las­sen. Die Rechts­sa­che hat keine grundsätz­li­che Be­deu­tung, da le­dig­lich ein zeit­lich und per­so­nell eng be­grenz­ter Re­ge­lungs­zeit­raum be­trof­fen ist. Nach der BFH-Ent­schei­dung des BFH vom 20.1.2015 (s.o.) ist eine höchstrich­ter­li­che Ent­schei­dung we­der zur Fort­bil­dung des Rechts noch zur Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung ge­bo­ten.

Link­hin­weis:

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