deen

Themen

Erfahrungen beim Markteintritt in Nordamerika: Die Bott Gruppe wagt den Sprung über den Teich

Die Bott Gruppe mit Sitz in Gaild­orf bei Schwäbi­sch-Hall ist ein führen­der Her­stel­ler von Fahr­zeug­ein­rich­tun­gen, Be­triebs­ein­rich­tun­gen und Ar­beits­platz­sys­te­men. Das mit­telständi­sche Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men verfügt über Pro­duk­ti­onsstätten in Deutsch­land, Großbri­tan­nien und Un­garn – und seit 2022 auch über eine Präsenz in den USA. Die Bott Gruppe ist in den USA mit einem spe­zi­el­len Pro­dukt­an­ge­bot, mit ei­ge­nem Ma­nage­ment und ei­ge­nem Ver­trieb ver­tre­ten: Die Sys­tai­ner Sys­tems North Ame­rica, LLC wurde 2022 als Joint Ven­ture mit Ta­nos gegründet. Das Joint Ven­ture bringt jahr­zehn­te­lange Bran­chen­er­fah­rung in den Be­rei­chen Ord­nungs­sys­teme, La­ge­rung und Trans­port mit den Mar­ken bott Smartvan und Ta­nos sys­tai­ner zu­sam­men. Die Sys­tai­ner Sys­tems North Ame­rica hat ih­ren Sitz in Le­ba­non, In­diana (USA). Wir spre­chen mit Jan Wil­lem Jon­gert, Ge­schäftsführer und Spre­cher der Bott Gruppe, wel­che Chan­cen und Her­aus­for­de­run­gen der Gang in die USA mit sich bringt, wie das Un­ter­neh­men dort nun auf­ge­stellt ist und die ge­sam­mel­ten Er­fah­run­gen.

Wie ist die Bott Gruppe ak­tu­ell auf dem ame­ri­ka­ni­schen Markt auf­ge­stellt? Wie lange hat es ge­dau­ert, bis Ihr Un­ter­neh­men Fuß fas­sen konnte?

© Jan Willem Jongert, Geschäftsführer und Sprecher der Bott Gruppe

Das ge­mein­sam mit der TTS Tool­tech­nic Sys­tems AG & Co. KG ins Le­ben ge­ru­fene Joint Ven­ture Sys­tai­ner Sys­tems North Ame­rica, LLC fo­kus­siert sich auf ein E-Com­merce-Mo­dell, mit dem wir un­sere Ziel­gruppe im Hand­werk er­rei­chen wol­len. Dazu bie­ten wir eine Sys­temlösung an, die ins­be­son­dere auf den nord­ame­ri­ka­ni­schen Markt zu­ge­schnit­te­nen ist.

Un­ser Markt­ein­tritt in die USA war seit 2020 in Vor­be­rei­tung, im Juli 2022 er­folgte die of­fi­zi­elle Eröff­nung von Sys­tai­ner Sys­tems North Ame­rica.

Was war Ihre Mo­ti­va­tion, dort eine Präsenz zu eta­blie­ren?

In der wach­sen­den eu­ropäischen Nutz­fahr­zeug­bran­che sind wir mit un­se­ren Fahr­zeug­ein­rich­tun­gen be­reits Marktführer. Auch in den von Pick-Ups geprägten USA er­ken­nen im­mer mehr Hand­wer­ker die Vor­teile von Klein­trans­por­tern. Den so ent­ste­hen­den Be­darf de­cken wir mit un­se­rer Ex­per­tise.

Kom­men wir nun zur tatsäch­li­chen Um­set­zung. Wie ha­ben Sie sich die­sem Pro­jekt kon­kret genähert - was wa­ren Ihre ers­ten Schritte?

Von 2020 bis 2022 floss ein we­sent­li­cher Teil un­se­rer An­stren­gun­gen in Markt­for­schung und ‑ana­lyse. Dies war eine we­sent­li­che Grund­lage, um un­ser An­ge­bot und un­sere Kom­mu­ni­ka­tion auf den für uns neuen Markt aus­zu­rich­ten. Es hat sich be­reits ge­zeigt, dass die in­ten­sive Vor­be­rei­tung un­se­ren Ein­stieg we­sent­lich er­leich­tert hat.

Wie kam es zu der Ko­ope­ra­tion mit Ta­nos und wel­che As­pekte wa­ren für die Wahl des Stand­orts ent­schei­dend?

Als Toch­ter­ge­sell­schaft der TTS Gruppe ist die Ta­nos GmbH spe­zia­li­siert auf die Ver­mark­tung des Sys­tai­ner Kof­fer­sys­tems. Die­ses hat sich nicht nur für Werk­zeuge, son­dern auch für Zu­behör und Ar­beits­ma­te­rial eta­bliert. Auf Grund des Er­folgs der in en­ger Zu­sam­men­ar­beit ent­stan­de­nen Sys­tai­ner³ Kof­fer und der bott Fahr­zeug­ein­rich­tung in Eu­ropa sind wir über­zeugt, in die­ser Kon­stel­la­tion auch in Nord­ame­rika An­klang zu fin­den. Festool ist be­reits seit meh­re­ren Jah­ren in Le­ba­non bei In­dia­na­po­lis tätig, wo wir 2022 ge­mein­sam das Joint Ven­ture Sys­tai­ner Sys­tems North Ame­rica, LLC gegründet ha­ben.

Be­rich­ten Sie doch über Ihre ers­ten Schritte in den USA - also wie ha­ben Sie den Markt­ein­tritt kon­kret or­ga­ni­siert?

In der Gründungs­phase des Joint Ven­tures ha­ben wir ein klei­nes Team aus ei­ge­nen E-Com­merce-Spe­zia­lis­ten zu­sam­men­ge­stellt. Wir set­zen al­ler­dings in Le­ba­non vor­nehm­lich auf Lo­cals, verfügen dort aber auch über zwei deutschstämmige Mit­ar­bei­tende. Wir ha­ben keine Mit­ar­bei­ten­den dau­er­haft ent­sen­det, hal­ten je­doch eine starke Un­terstützung durch die bei­den Mut­ter­ge­sell­schaf­ten auf­recht. Um keine Abhängig­kei­ten zu schaf­fen, ha­ben wir – ab­ge­se­hen von ope­ra­ti­ver Be­ra­tung, etwa bei Steu­er­fra­gen – auf ex­terne Dienst­leis­ter ver­zich­tet.

Würden Sie sa­gen, es ist ein­fach, in den USA eine Marktpräsenz zu eta­blie­ren? Was hat gut funk­tio­niert und in wel­chen Be­rei­chen be­stan­den die größten Schwie­rig­kei­ten?

Die Größe des nord­ame­ri­ka­ni­schen Mark­tes wird oft un­ter­schätzt – auch aus geo­gra­phi­scher Sicht. Es ist wich­tig, die kul­tu­rel­len Un­ter­schiede in­ner­halb der USA zu be­grei­fen und zu berück­sich­ti­gen. Das macht es nicht leicht, dort eine Marktpräsenz zu eta­blie­ren. Aber nach wie vor se­hen wir die USA auf Grund der dort herr­schen­den un­ter­neh­me­ri­schen Frei­heit als ein El­do­rado für er­folg­rei­che Gründun­gen.

Was würden Sie beim nächs­ten Gang in die USA an­ders ma­chen bzw. was wa­ren Ihre kon­kre­ten Les­sons lear­ned?

Die Er­fah­rung hat ge­zeigt, dass die Ex­pan­sion nach Nord­ame­rika nicht halb­her­zig an­ge­gan­gen wer­den darf. Man muss sich im Kla­ren sein, dass die­ser Schritt mit ho­hen In­ves­ti­tio­nen ein­her­geht, die man sich leis­ten können und wol­len muss. Wich­tig ist es auch, Sta­ke­hol­dern wie Ge­sell­schaf­tern und Ak­tionären kei­nen schnel­len Er­folg zu ver­spre­chen. Den gibt es für Eu­ropäer in Nord­ame­rika nicht.

Vie­len Dank für das Ge­spräch, lie­ber Herr Jon­gert.

 

nach oben