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Steuerberatung

EU Green Deal - Die steuerpolitischen Maßnahmen des Pakets „Fit for 55“

Der Eu­ropäische Green Deal wurde im De­zem­ber 2019 durch die Eu­ropäische Kom­mis­sion ver­ab­schie­det. Ziel ist es, den Überg­ang zu ei­ner res­sour­cen­ef­fi­zi­en­ten und wett­be­werbsfähi­gen EU-Wirt­schaft zu schaf­fen. Eine tra­gende Rolle bei der wirt­schaft­li­chen Um­ge­stal­tung sol­len zwei steu­er­po­li­ti­sche Neue­run­gen des zu­gehöri­gen Maßnah­men­pa­kets „Fit for 55“ ein­neh­men.

Durch die No­vel­lie­rung der En­er­gie­steu­er­richt­li­nie sol­len die Be­steue­rungs­grund­la­gen für En­er­gie­er­zeug­nisse mit den Kli­ma­zie­len in Ein­klang ge­bracht wer­den. Da­ne­ben soll die Ein­rich­tung ei­nes CO2-Grenz­aus­gleichs­sys­tems der Ver­la­ge­rung von CO2-Emis­sio­nen vor­beu­gen.

Novellierung der Energiesteuerrichtlinie

Die No­vel­lie­rung der EU-En­er­gie­steu­er­richt­li­nie for­ciert die Um­stel­lung der Be­steue­rung von En­er­gie­er­zeug­nis­sen, um einen um­welt­freund­li­che­ren Kon­sum zu fördern und den En­er­gie­ver­brauch zu ver­rin­gern. Die er­neu­erte Richt­line soll zum 01.01.2023 in Kraft tre­ten. Die wich­tigs­ten Um­stel­lun­gen hier­bei sind u. a.:

  • Be­steue­run­gen von Kraft­stof­fen nach En­er­gie­ge­halt und „Car­bon Foot­print“
  • Ein­stu­fung der En­er­gie­er­zeug­nisse und elek­tri­schem Strom nach Um­welt­schädlich­keit und ent­spre­chend hohe Min­dest­steu­ersätze
  • Auf­he­bung von Steu­er­be­frei­un­gen, die eine Be­steue­rung un­ter­halb der Min­dest­steu­ersätze zu­las­sen
  • Ein­schränkun­gen der Steu­er­be­frei­un­gen für den Luft- und See­ver­kehr in­ner­halb der EU.

CO2-Grenzausgleichssystem - Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM)

Das CO2-Grenz­aus­gleichs­sys­tem soll ver­hin­dern, dass In­dus­trien mit ho­hen CO2-Emis­sio­nen (Ze­ment, Stahl/Ei­sen, Alu­mi­nium, Dünge­mit­tel und Strom) ihre Pro­duk­tion auf­grund der höheren CO2-Be­prei­sung aus der EU in Dritt­staa­ten ver­la­gern („Car­bon Le­akage“). Die Einführung des Re­gu­lie­rungs­me­cha­nis­mus für die Ein­fuhr von CO2-in­ten­si­ven Wa­ren aus Drittländern soll wei­ter dazu bei­tra­gen, dass Part­nerländer der EU eine Be­prei­sung für CO2-Emis­sio­nen ent­wi­ckeln. EU-Im­por­teure von Wa­ren, die un­ter das CBAM fal­len, sol­len für die Ein­fuhr Zer­ti­fi­kate er­wer­ben und jähr­lich die mit der Pro­duk­tion der ein­geführ­ten Wa­ren ver­bun­de­nen Emis­sio­nen mel­den. Das Sys­tem soll suk­zes­sive ab 01.01.2023 ein­geführt wer­den, bis es ab 2026 voll­umfäng­lich an­ge­wen­det wer­den soll.

Hin­weis: Im Zuge des von der Bun­des­re­gie­rung am 04.09.2022 vor­ge­stell­ten Drit­ten Ent­las­tungs­pa­ke­tes an­ge­sichts der wirt­schaft­li­chen Aus­wir­kun­gen des Ukraine-Kriegs soll das CO2-Grenz­aus­gleichs­sys­tem auf den 01.01.2024 ver­scho­ben wer­den. Die bis­her vor­ge­se­he­nen Fol­ge­schritte 2024 und 2025 sol­len sich ent­spre­chend um ein Jahr ver­schie­ben.

Herausforderungen

Die ge­plan­ten Neue­run­gen dürf­ten Aus­wir­kun­gen für die ge­samte eu­ropäische In­dus­trie, den Han­del mit En­er­gie­er­zeug­nis­sen und folg­lich auch für den Mit­tel­stand mit sich brin­gen. Ne­ben den Preis­stei­ge­run­gen wer­den sie einen ho­hen ad­mi­nis­tra­ti­ven Auf­wand auslösen, or­ga­ni­sa­to­ri­sche Um­stel­lun­gen er­for­der­lich ma­chen und An­reize für In­ves­ti­tio­nen in An­la­gen mit ge­rin­ge­rem En­er­gie­ver­brauch set­zen.

Die Ände­rung der Be­steue­rungs­grund­la­gen für En­er­gie­er­zeug­nisse durch die Neu­fas­sung der En­er­gie­steu­er­richt­li­nie wirkt sich auf alle en­er­gie­steu­er­re­le­van­ten Pro­zesse auf Un­ter­neh­mens- und Behörden­seite aus. Be­trof­fene Un­ter­neh­men müssen ihre Stamm­da­ten ak­tua­li­sie­ren und ihre Sys­teme um­stel­len, um eine kor­rekte Da­ten­ba­sis für ab­zu­ge­bende Erklärun­gen zu schaf­fen. Ins­be­son­dere be­darf der Pro­zess zur Er­stel­lung der En­er­gie­steu­er­an­mel­dun­gen ei­ner Über­ar­bei­tung.

Mit der Schaf­fung des CO2-Grenz­aus­gleichs­sys­tems geht die Einführung ei­ner neuen Rechts­grund­lage ein­her, die neue Ver­pflich­tun­gen für einführende Un­ter­nehme be­reithält und viele recht­li­che Fra­ge­stel­lun­gen auf­wer­fen wird. Im­por­teure von CBAM-Wa­ren müssen bei­spiels­weise den Sta­tus ei­nes zu­ge­las­se­nen CBAM-An­mel­ders be­an­tra­gen, um die Wa­ren einführen zu dürfen und die er­for­der­li­chen Erklärun­gen ab­zu­ge­ben. Wei­ter wird die Be­rech­nung der während Her­stel­lung frei­ge­setz­ten Emis­sio­nen („Graue Emis­sio­nen“), die Nach­weisführung für im Dritt­land ge­zahlte CO2-Preise und der CBAM-Zer­ti­fi­kats­han­del zahl­rei­che Her­aus­for­de­run­gen mit sich brin­gen.

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