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EuGH-Vorlage: Steuerbefreiung medizinischer Analysen eines Facharztes

BFH 11.10.2017, XI R 23/15

Der BFH hat Zwei­fel, ob von einem La­borarzt an ein La­bor­un­ter­neh­men aus­geführte me­di­zi­ni­sche Ana­ly­sen, die der vor­beu­gen­den Be­ob­ach­tung und Un­ter­su­chung von Pa­ti­en­ten die­nen, von der Um­satz­steuer be­freit sind. Er hat den EuGH dies­bezüglich um Klärung ge­be­ten.

Der Sach­ver­halt:
Der Kläger ist Fach­arzt für kli­ni­sche Che­mie und La­bo­ra­to­ri­ums­dia­gnos­tik. Er fer­tigte in den Streit­jah­ren 2009 bis für ein in pri­vat­recht­li­cher Form or­ga­ni­sier­tes La­bor me­di­zi­ni­sche Ana­ly­sen, die außer­halb der Pra­xisräume des sie an­ord­nen­den prak­ti­schen Arz­tes durch­geführt wur­den. So­weit er im Übri­gen dem La­bor or­ga­ni­sa­to­ri­sches Wis­sen zur Verfügung stellte, die Op­ti­mie­rung von la­bo­ror­ga­ni­sa­to­ri­schen Abläufen un­terstützte und bei Be­darf in ei­ner Trans­fu­si­ons­kom­mis­sion mit­ar­bei­tete, hat das FG dies da­hin­ge­hend gewürdigt, dass sol­che Leis­tun­gen als Ne­ben­leis­tun­gen dem Zweck dien­ten, dass das La­bor die Haupt­leis­tun­gen des Klägers un­ter op­ti­ma­len Be­din­gun­gen hat in An­spruch neh­men können.

Der Kläger ging da­von aus, dass diese Umsätze ge­genüber dem La­bor als Heil­be­hand­lun­gen im Be­reich der Hu­man­me­di­zin gem. § 4 Nr. 14a S. 1 UStG steu­er­frei seien, und gab folg­lich für die Streit­jahre keine Um­satz­steu­er­erklärun­gen ab. Das Fi­nanz­amt be­han­delte die be­tref­fen­den Umsätze da­ge­gen als steu­er­pflich­tig und er­ließ für die Streit­jahre Schätzungs­be­scheide über Um­satz­steuer auf Ba­sis der Net­to­ho­no­rare. Leis­tun­gen von kli­ni­schen Che­mi­kern und La­borärz­ten be­ruh­ten dem­nach nicht auf einem persönli­chen Ver­trau­ens­verhält­nis zu den Pa­ti­en­ten, das aber Vor­aus­set­zung für die An­wen­dung der Steu­er­be­frei­ung nach § 4 Nr. 14a S. 1 UStG sei.

Das FG gab der hier­ge­gen ge­rich­te­ten Klage statt. Auf die Re­vi­sion des Fi­nanz­am­tes hat der BFH das Ver­fah­ren aus­ge­setzt und dem EuGH die Frage zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­ge­legt, ob die An­wen­dung des Art. 132 Abs. 1c der Richt­li­nie 2006/112/EG des Ra­tes vom 28.11.2006 über das ge­mein­same Mehr­wert­steu­er­sys­tem (MwSt­Sys­tRL) durch Art. 132 Abs. 1b MwSt­Sys­tRL aus­ge­schlos­sen ist, d.h. sol­che Leis­tun­gen nur un­ter den wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen des § 4 Nr. 14b UStG, Art. 132 Abs. 1b MwSt­Sys­tRL von der Um­satz­steuer be­freit sind. Falls Art. 132 Abs. 1c MwSt­Sys­tRL an­wend­bar ist, stellt sich die Frage, ob die be­tref­fende Steu­er­be­frei­ung -wie das Fi­nanz­amt meint- ein persönli­ches Ver­trau­ens­verhält­nis zwi­schen Pa­ti­ent und Be­han­deln­dem vor­aus­setzt.

Gründe:
Der Se­nat hat Zwei­fel, ob von einem La­borarzt an ein La­bor­un­ter­neh­men aus­geführte me­di­zi­ni­sche Ana­ly­sen, die der vor­beu­gen­den Be­ob­ach­tung und Un­ter­su­chung von Pa­ti­en­ten die­nen, von der Um­satz­steuer be­freit sind. Grundsätz­lich ver­tritt er aber die die Auf­fas­sung, dass die Leis­tun­gen als Heil­be­hand­lun­gen im Be­reich der Hu­man­me­di­zin, die im Rah­men der Ausübung der Tätig­keit als Arzt durch­geführt wur­den, den Tat­be­stand der Steu­er­be­frei­ung des § 4 Nr. 14a S. 1 UStG, Art. 132 Abs. 1c MwSt­Sys­tRL erfüllen.

Nach Art. 132 Abs. 1c MwSt­Sys­tRL sind Heil­be­hand­lun­gen im Be­reich der Hu­man­me­di­zin, die im Rah­men der Ausübung der von dem be­tref­fen­den Mit­glied­staat de­fi­nier­ten ärzt­li­chen und arztähn­li­chen Be­rufe durch­geführt wer­den, steu­er­frei; dem ent­spricht § 4 Nr. 14a S. 1 UStG. Art. 132 Abs. 1b MwSt­Sys­tRL re­gelt dem­ge­genüber die Steu­er­be­frei­ung von Kran­ken­haus­be­hand­lun­gen und ärzt­li­chen Heil­be­hand­lun­gen, die von Ein­rich­tun­gen des öff­ent­li­chen Rechts oder in so­zia­ler Hin­sicht ver­gleich­ba­ren an­de­ren an­er­kann­ten Ein­rich­tun­gen be­wirkt wer­den. Dies soll durch § 4 Nr. 14b UStG um­ge­setzt wer­den, der die Steu­er­be­frei­ung an wei­tere Vor­aus­set­zun­gen knüpft; nach den Vor­stel­lun­gen des Ge­setz­ge­bers (BT­Drucks 16/10189, S. 75) können me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gungs­zen­tren, Ein­rich­tun­gen von La­borärz­ten oder kli­ni­schen Che­mi­kern so­wie Pra­xis­kli­ni­ken un­ter diese Vor­schrift fal­len.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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