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Finalisierung der Capital Requirements Regulation (CRR III) steht kurz bevor

Große Teile der Ba­sel-III-Stan­dards von 2017 sind be­reits in der EU um­ge­setzt. Im Rah­men der von der EU-Kom­mis­sion im Ok­to­ber 2021 vor­ge­schla­ge­nen Über­ar­bei­tung der EU-Ban­ken­vor­schrif­ten (CRR III/CRD VI oder "Ban­ken­pa­ket") wur­den ei­nige fi­nale Ele­mente für die Um­set­zung von Ba­sel III in der EU fest­ge­legt. Nun­mehr lie­gen die Tri­log-Fas­sun­gen der CRR III/CDR VI vor und sol­len zeit­nah um­ge­setzt wer­den.

Ak­tu­el­ler Um­set­zungs­stand und Überg­angs­fris­ten

Am 04.12.2023 wur­den die fi­na­len Fas­sun­gen

  • des Rechts­akts zur Ände­rung der Ei­gen­ka­pi­tal­richt­li­nie (Richt­li­nie 2013/36/EU) (CRD VI) so­wie
  • des Rechts­akts zur Ände­rung der Ei­gen­ka­pi­tal­ver­ord­nung (Ver­ord­nung Nr. (EU) 2013/575) (CRR III)

veröff­ent­licht. Der Veröff­ent­li­chung gin­gen lange und in­ten­sive Tri­log-Ver­hand­lun­gen vor­aus. Der Aus­schuss für Wirt­schaft und Währung des Eu­ropäischen Par­la­ments (ECON) bestätigte zu­dem, dass die neuen Vor­schrif­ten ab dem 01.01.2025 gel­ten wer­den. Die fi­na­len Fas­sun­gen müssen noch vom EU-Par­la­ment an­ge­nom­men wer­den. Es wird er­war­tet, dass hier im We­sent­li­chen nur noch re­dak­tio­nelle Ände­run­gen vor­ge­nom­men wer­den.

Die Veröff­ent­li­chung im Amts­blatt der Eu­ropäischen Union wird kurz­fris­tig - An­fang des 2. Quar­tals 2024 - er­war­tet.

Hin­weis: Die in der CRD VI ent­hal­te­nen Be­stim­mun­gen müssen je­doch von den Mit­glied­staa­ten um­ge­setzt wer­den, be­vor sie zur An­wen­dung kom­men.

Nach­dem nun die CRR III und CRD VI-Rechts­texte vor­lie­gen, hat die EBA zwi­schen­zeit­lich mit der Kon­sul­ta­tion der wich­tigs­ten ITS und RTS, wie in ih­rem „Road­map on the im­ple­men­ta­tion of the EU Ban­king Pa­ckage“ am 14.12.2023 auf der Web­seite der EBA veröff­ent­licht, be­gon­nen. Zu den bei­den ITS Be­tref­fend die Ände­rung der Of­fen­le­gungs­vor­schrif­ten der Säule 3 und der auf­sicht­li­chen Mel­de­pflich­ten fand am 23.01.2024 eine öff­ent­li­che Anhörung statt. Am 21.02.2024 er­folgte eine öff­ent­li­che Anhörung zu den bei­den RTS zum Stan­dard­an­satz für das Ge­gen­par­tei­aus­fall­ri­siko und zur grund­le­gen­den Überprüfung des Han­dels­buchs (FRTB). Die Ein­rei­chungs­frist für Kom­men­tare zu den ITS und RTS en­dete am 14.03.2024. Die EBA plant die Ver­ab­schie­dung der RTS und ITS bis Mitte 2024.

Wesentliche neue Regelungen

Einführung des „Out­put-Floors“

Mit CRR III wird der sog. „Out­put-Floor“ ein­geführt. Der Out­put-Floor ist eine der wich­tigs­ten Maßnah­men der Ba­sel-III-Re­for­men. Sie zielt dar­auf ab, die un­ge­recht­fer­tigte Va­ria­bi­lität der durch in­terne Mo­delle er­mit­tel­ten re­gu­la­to­ri­schen Ei­gen­ka­pi­tal­an­for­de­run­gen und die übermäßige Ver­rin­ge­rung des Ei­gen­ka­pi­tals zu be­gren­zen, die ein In­sti­tut, das in­terne Mo­delle ver­wen­det, im Ver­gleich zu einem In­sti­tut, das die über­ar­bei­te­ten Stan­dard­ansätze ver­wen­det, er­zie­len kann. Durch die Fest­le­gung ei­ner Un­ter­grenze für die von den in­ter­nen Mo­del­len der In­sti­tute er­mit­tel­ten Ei­gen­ka­pi­tal­an­for­de­run­gen auf 72,5 % der Ei­gen­ka­pi­tal­an­for­de­run­gen, die gel­ten würden, wenn diese In­sti­tute Stan­dard­ansätze ver­wen­den würden, be­grenzt der Out­put-Floor das Ri­siko ei­ner übermäßigen Ver­rin­ge­rung des Ei­gen­ka­pi­tals. Der Out­put-Floor fin­det grundsätz­lich auf al­len Kon­so­li­die­rungs­ebe­nen An­wen­dung, also so­wohl auf Grup­pen­ebene als auch auf Ebene der Toch­ter­ge­sell­schaf­ten. Aus­nah­men können von den Mit­glied­staa­ten vor­ge­se­hen wer­den. Die An­for­de­run­gen des Out­put-Floors sol­len schritt­weise bis 2032 ein­geführt wer­den, be­gin­nend mit 50 %.

Er­wei­te­rung der ESG-An­for­de­run­gen

Die ESG-An­for­de­run­gen wer­den er­wei­tert. U. a. sol­len In­sti­tute, um die ESG-Ri­si­ken rich­tig be­wer­ten zu können, zukünf­tig Of­fen­le­gungs­pflich­ten zu ESG-Schlüssel­kenn­zif­fern tref­fen. Die In­sti­tute soll­ten in der Lage sein, sys­te­ma­ti­sch zu er­mit­teln, ob sie Tätig­kei­ten ausüben, die einem der Um­welt­ziele i. S. v. Art. 17 der Ta­xo­no­mie­ver­ord­nung er­heb­lich scha­den, und an­ge­mes­sene Trans­pa­renz darüber gewähr­leis­ten.

Maßnah­men zur Ver­bes­se­rung der Wi­der­standsfähig­keit der Banke

Zur Ver­bes­se­rung der Wi­der­standsfähig­keit der Ban­ken nimmt die CRR III An­pas­sun­gen beim Kre­dit­ri­siko, dem ope­ra­tio­nel­len Ri­siko, CVA- und Markt­ri­siko vor. Diese Ri­si­ken wer­den an Ba­sel III-Stan­dards an­ge­passt.

  • Kre­dit­ri­siko
    • Über­ar­bei­tung des KSA und IRBA,
    • Einführung u. a. ei­ner Vor­zugs­be­hand­lung von Im­mo­bi­li­en­kre­di­ten ein­schließlich ei­ner neuen Ka­te­go­rie von "Buy-to-Let"-Kre­di­ten (In­come Pro­du­cing Real Es­tate) und Kre­di­ten für den Er­werb, die Ent­wick­lung und den Bau von Im­mo­bi­lien.

      Im Fo­kus steht auch die Be­hand­lung von Ri­si­ko­po­si­tio­nen mit an­de­ren In­sti­tu­ten, Spe­zi­al­fi­nan­zie­run­gen und Zu­sa­gen. Es be­steht eine Viel­zahl von Wahl­rech­ten und Pri­vi­le­gie­rungsmöglich­kei­ten bspw. Möglich­keit zur Gewährung von Überg­angs­fris­ten für die Ver­wen­dung von ex­ter­nen Ra­tings mit im­pli­zi­ter staat­li­cher Un­terstützung
  • CVA-Ri­siko
    • Einführung neuer Ba­sis- und Stan­dard­ansätze,
    • Ab­schaf­fung des in­ter­nen Mo­dellan­sat­zes,
    • Berück­sich­ti­gung des Kre­dit­spre­ad­ri­si­kos der Ge­gen­par­tei.
  • Markt­ri­siko
    Im­ple­men­tie­rung neuer Ansätze zur Be­rech­nung der Ei­gen­mit­tel. Die EBA wird ent­spre­chende tech­ni­sche Stan­dards ent­wi­ckeln und veröff­ent­li­chen, um be­stimmte Ele­mente des Markt­ri­si­ko­rah­men zu spe­zi­fi­zie­ren.
  • Ope­ra­tio­nel­les Ri­siko
    Ab­schaf­fung des al­ter­na­ti­ven An­sat­zes und Einführung ei­nes neuen ein­heit­li­chen Stan­dard­an­sat­zes.

Min­dest­stan­dards für Zweig­stel­len ausländi­scher Ban­ken

Mit der CRR III wer­den so­wohl für die Er­rich­tung von Zweig­stel­len von ausländi­schen (aus Dritt­staa­ten) Ban­ken in der EU als auch für de­ren Re­gu­lie­rung und Be­auf­sich­ti­gung har­mo­ni­sierte Min­dest­stan­dards ein­geführt. Die Be­fug­nisse der na­tio­na­len Auf­sichts­behörden wer­den gestärkt, um die Ri­si­ken in die­sem Zu­sam­men­hang zu steu­ern.

Har­mo­ni­sie­rung der fach­li­chen Eig­nung von Lei­tungs­or­ga­nen

Zu­dem wer­den Re­ge­lun­gen be­tref­fend die fach­li­che Eig­nung und Eig­nungsüberprüfung von Mit­glie­dern des Lei­tungs­or­gans, der Ge­schäfts­lei­tung so­wie von In­ha­bern von Schlüssel­funk­tio­nen (sog. „fit and pro­per“) har­mo­ni­siert.

Voraussichtliche Erstanwendung der CRR III und Handlungsempfehlungen

Es ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die CRR III ab dem 01.01.2025 An­wen­dung fin­det. Da­her wer­den In­sti­tute vor­aus­sicht­lich nur noch ein knap­pes Jahr zur Um­set­zung ha­ben, da der­zeit von ei­ner Erst­mel­dung mit Stich­tag 31.03.2025 (Ab­gabe 12.05.2025) aus­ge­gan­gen wird.

Es lohnt sich da­her be­reits jetzt, sich mit den geänder­ten An­for­de­run­gen an­hand der fi­na­len Tri­log-Fas­sung ver­traut zu ma­chen und mit der Um­set­zung an­zu­fan­gen. Insb. soll­ten Aus­wir­kungs­ana­ly­sen zur Quan­ti­fi­zie­rung der Ef­fekte auf die Ka­pi­tal­an­for­de­run­gen durch­geführt und Hand­lungs­be­darfe mit Blick auf die Ge­samt­bank­steue­rung er­mit­telt wer­den. Zu­dem soll­ten kon­ti­nu­ier­lich die Veröff­ent­li­chun­gen der EBA zur Im­ple­men­tie­rung des Ban­ken­pa­kets be­ob­ach­tet wer­den.

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