Schwerpunkte der Online-Umfrage unter 5000 deutschen, mittelständischen Unternehmen bildeten dabei die Auswirkungen von Corona auf Geschäftsmodelle und Wertschöpfung der Unternehmen. Als Dauerbrenner wird zudem der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen sich daraus auf die Finanzierung der Unternehmen ergeben.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Trotz der zum Teil harten Einschnitte in das wirtschaftliche und private Leben, bestehend aus Auftragsrückgängen, Umsatzeinbußen sowie Problemen bei der Beschaffung von Waren und Rohstoffen, blickt der Großteil der deutschen Mittelständler optimistisch in die Zukunft. Rund zwei Drittel der Befragten rechnet damit, das eigene Vorkrisen-Umsatzniveau innerhalb der nächsten drei Jahre wieder zu erreichen. Ein wesentlicher Faktor für diesen Optimismus ist die überwiegend sehr gute Finanzierungssituation mittelständischer Unternehmen.
Dies fußt im Wesentlichen auf zwei Säulen. Zum einen wurden im Rahmen des größten staatlichen Hilfspakets der deutschen Wirtschaftsgeschichte Unterstützungsmaßnahmen historischen Ausmaßes bereitgestellt. Hierbei stellte insbesondere das Kurzarbeitergeld eine wesentliche Stütze für die Unternehmen dar. Zum anderen war es die in der Vergangenheit mühevoll aufgebaute hohe Eigenkapitalausstattung, die Umsatzeinbußen abfederte und einmal mehr die Krisenresilienz des deutschen Mittelstandes untermauerte. Somit bestand nur für wenige Unternehmen die Notwendigkeit der Aufnahme externen Kapitals.
Klassische Finanzierungsformen dominieren
Für Unternehmen, die externes Kapital benötigten, bestätigt sich wiederum einmal mehr der anhaltende Trend der vergangenen Jahre: der deutsche Mittelstand setzt bei der Finanzierung auf klassische, konservative Finanzierungsinstrumente. Bank- und Förderdarlehen, Leasing oder Factoring dominieren unverändert das Finanzierungsgeschehen. Dies wird durch ein nach wie vor gutes Verhältnis zur Hausbank untermauert. Alternative externe Finanzierungsquellen, wie strategische Investoren, Finanzinvestoren oder Private Debt Fonds werden von der großen Mehrheit der Unternehmer weiterhin als wenig interessant eingestuft. Im Großen und Ganzen hatte die Pandemie somit keinen wesentlichen Einfluss auf die Finanzierungssituation mittelständischer Unternehmen in Deutschland.
Stabile Geschäftsmodelle
Neben einer unverändert guten Finanzierungssituation zeichnet sich der deutsche Mittelstand durch stabile Geschäftsmodelle aus. Die überwiegende Mehrheit der Befragten empfindet, ausgelöst durch die Folgen der Corona-Krise, keinen größeren Veränderungsdruck auf das jeweilige Geschäftsmodell. Auch wenn der Krise erfolgreich getrotzt werden konnte, nimmt jedoch der Druck zu, Prozesse anzupassen und agiler zu werden.
Verschärfter Wettbewerb, Fachkräftemangel sowie zunehmende Regulierung als Wachstumsbremsen
Gegenwärtig sind es insbesondere eine sich zusehends verschärfende Wettbewerbssituation, der anhaltende Fachkräftemangel und eine weiterhin zunehmende Bürokratie bzw. Regulierung, die von der Mehrheit der Befragten als zentrale Hemmnisse für weiteres Wachstum angesehen werden. Als mögliche zukünftige Stellhebel werden hierbei Prozessoptimierungen im Zuge der Digitalisierung, die Erschließung neuer Vertriebskanäle sowie ein besseres Kostenmanagement identifiziert.
Achillesferse Digitalisierung
Vor allem der Digitalisierung wird ein besonderer Stellenwert beigemessen. So gibt rund ein Drittel der Befragten an, zusätzliches Kapital für die Umsetzung entsprechender Maßnahmen zu benötigen. Eine konkrete Umsetzung bleibt in den meisten Fällen jedoch aus. Zeitmangel sowie die Priorität anderer Investitionen werden hierfür als wesentliche Gründe benannt. Die Lücke, die fehlende personelle und damit zeitliche Ressourcen hinterlässt, kann beispielsweise durch die Hinzuziehung externer Berater geschlossen werden. Auf der Strecke bleiben derzeit jedoch besonders die Unternehmen, die für die Umsetzung dringend notwendiger Digitalisierungsmaßnahmen auf externes Kapital angewiesen sind. Rund ein Viertel der an der Studie teilnehmenden Mittelständler gibt an, aktuell nicht über die notwendigen eigenen finanziellen Mittel zu verfügen. Auch eine Finanzierung über ein Bankdarlehen gestaltet sich im Regelfall schwierig; Banken fehlt es schlichtweg an notwendigen Sicherheiten. Damit insbesondere im internationalen Vergleich nicht der Anschluss verloren wird, liegt es ebenso an den Finanzierern, zukünftig alternative Finanzierungsmodelle anzubieten, damit auch langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands sichergestellt werden kann.
Hinweis:
Gerne können Sie die gesamte Studie mit einer kurzen E-Mail an michael.euchner@ebnerstolz.de anfordern.