Darüber hinaus widmet sich die Studie der sich im Umbruch befindlichen Finanzdienstleistungsbranche. Verantwortlich für diesen Umbruch sind u.a. die Folgen der Finanzkrise, die Verschärfung des regulatorischen Umfelds sowie neue digitale Technologien. Technologieorientierte und zumeist junge Unternehmen – sog. FinTechs - sind im Finanz- und Bankensektor entstanden. Mit innovativen Prozessen zur Abwicklung von Finanzdienstleistungen und vielfältigen Finanzierungsangeboten stellen sie auch für den Mittelstand eine mögliche Ergänzung zu klassischen Banken und Finanzdienstleistern dar. Ob und wie die neuen Finanzierungsangebote im Mittelstand angekommen sind, wurde ebenfalls im Rahmen dieser Studie daher näher beleuchtet - mit teilweise überraschenden Ergebnissen.
Generell hat der deutsche Mittelstand in den letzten beiden Jahren erneut seine ohnehin schon starke Position am Markt ausgebaut. Die befragten Geschäftsführer blicken angesichts der starken konjunkturellen Lage Deutschlands optimistischer als je zuvor auf die eigenen (sehr gut 20 %, gut 62 %) wie auf die gesamtwirtschaftlichen Zukunftsperspektiven (63 %) - und das trotz der aktuellen Renaissance des Protektionismus und zahlreicher internationaler Krisenherde. Als Wachstumsbremsen werden Fachkräftemangel (86 %), Wettbewerbsdruck (79 %) und zunehmend auch bürokratische Hürden (68 %) genannt.
Ihren Kapitalbedarf decken mittelständische Unternehmen weiterhin hauptsächlich durch Einbehaltung ihrer Gewinne (71 %). Am Kapitalmarkt zeigen sie wenig Interesse. Nur wenige Unternehmen im Mittelstand haben überhaupt Probleme bei der Kapitalbeschaffung (21 %).
Nach wie vor verzichten mittelständische Unternehmen weitgehend auf aufwändigere Finanzierungsformen, wie zum Beispiel Anleiheemissionen. So dominieren bei den Finanzierungsformen weiterhin klassische Bankkredite (80 %), Leasing / Factoring (60 %) und Gesellschafterdarlehen (58 %). Über diese traditionellen Finanzierungsinstrumente fühlt sich der Mittelstand auch ausreichend informiert. 61 % der Unternehmen rechnen mit einem steigenden Zinsniveau in den kommenden zwei Jahren.
Trotz zunehmender bürokratischer Hürden bei Finanzierungsangeboten der Hausbank besteht kein Bedarf an alternativen Finanzierungspartnern. Die Kreditinstitute kämpfen immer noch mit hohen Regulierungsanforderungen, die sich in steigendem Aufwand für das Reporting für mittelständische Unternehmen widerspiegeln. Dass diese dennoch auf die Hausbank als zuverlässigen Finanzierungspartner setzen, unterstreicht das enge Vertrauensverhältnis. So geben zwei Drittel der Unternehmen an, den Kreis ihrer Finanzpartner in den letzten beiden Jahren nicht erweitert zu haben. Nur ein Drittel der Befragten hat neue Finanzierungspartner in Anspruch genommen. Hier kamen insbesondere überregionale Banken als zusätzliche Finanzierungspartner mit ins Boot.
In den letzten Jahren hat sich die Finanzdienstleistungsbranche rapide verändert. Dieser Wandel ist vor allem im Privatkundengeschäft deutlich sichtbar. FinTech-Unternehmen sehen deutliche Marktpotenziale im deutschen Mittelstand. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass rund 10 % der Finanzaktivitäten mittelfristig digitalisierbar seien.
Allerdings ist der Mittelstand nach wie vor zurückhaltend bei der Nutzung von internetbasierten Finanzierungsmöglichkeiten. 93 % der Unternehmen setzen noch auf das klassische Bankgeschäft. Die Unkenntnis über das Angebotsspektrum der FinTechs (45 %) stellt neben dem fehlenden Finanzierungsbedarf (55 %) den Hauptgrund für die auffallend geringe Nutzungsquote der von ihnen angebotenen Finanzdienstleistungen dar. Aber auch Seriositätsprobleme (36 %) und Rechts- sowie Sicherheitsrisiken (33 %) werden kritisch hinterfragt. Allerdings rechnet in der Zukunft jeder zweite Geschäftsführer (54 %) mit einer bedeutenden Rolle von FinTechs bei der Mittelstandsfinanzierung.
Digitale Zahlungsmittel, d.h. Kryptowährungen wie Bitcoin, könnten die Abwicklung internationaler Zahlungsströme deutlich vereinfachen. Allerdings ist das Thema Kryptowährungen derzeit für den Mittelstand kein Thema. Die überwiegende Mehrheit der Befragten (83 %) hält es für unwahrscheinlich, dass sich Kryptowährungen in der Zukunft durchsetzen.
Hinweis
Gerne können Sie die gesamte Studie per E-Mail an michael.euchner@ebnerstolz.de anfordern.