Die Bedeutung von „Green IT“
Der Begriff „Green IT“ beschreibt umweltverträgliche Produkte und Dienstleistungen der Informationstechnologie (IT) sowie eine möglichst ressourcenschonende Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnik. Dabei wird neben der Nutzung auch der gesamte Lebenszyklus von der Herstellung bis zur Entsorgung und dessen Auswirkungen auf das Klima und andere Umwelteinwirkungen, wie z.B. der Einsatz von kritischen Rohstoffen, berücksichtigt.
Längst ist in vielen Firmen die Auslagerung von Informationstechnologie ein wichtiger Bestandteil von Unternehmen. Daher trifft Green IT nicht nur die hauseigenen Abteilungen, sondern ist gerade bei Rechenzentren ein wichtiges Thema. Beispielsweise basiert jede Cloud-Technologie, jedes E-Mail-Programm und jeder Streamingdienst auf Servern, welche in einem Rechenzentrum betrieben werden.
Der Bau eines Rechenzentrums
Der Lebenszyklus eines Rechenzentrums beginnt mit dem Bau. Neben der Auswahl eines geeigneten Bauplatzes bietet die Auswahl der Materialien eine viel größere Möglichkeit. Carbonbeton ist ein Verbundwerkstoff aus Hochleistungsbeton und einer Bewehrung aus Carbon. Im Vergleich zum herkömmlichen Stahlbeton reduziert die Verwendung von Carbonbeton den Energiebedarf und den CO2-Ausstoß bei der Herstellung und Instandsetzung von Gebäuden um die Hälfte. Ein weiterer Vorteil ist die Haltbarkeit des speziellen Betongemisches. Carbonbeton hat eine doppelt so lange Lebensdauer wie Stahlbeton. Dies senkt auch die Kosten für Instandhaltungen.
Strom zum Betrieb
Ein bedeutender Ansatz hin zu einer grünen IT liegt in der Nutzung eines Rechenzentrums. Dabei ist am Stromverbrauch sowie dessen Gewinnung nicht vorbeizukommen. Es gibt kein Rechenzentrum und keine Informations- und Kommunikationstechnik, welche ohne Strom funktioniert. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM), Berlin, betrug der Stromverbrauch für Informationstechnologie im Jahr 2017 rund 58,4 Terrawattstunden (TWh), was zwei Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland entspricht. Aufgrund stetiger Entwicklungen in der Digitalisierung, welche immer höhere Rechenleistungen benötigen, wie z. B. Künstliche Intelligenz oder die Blockchain-Technologie, ist laut Expertenschätzungen von einem weiterhin steigenden Energiebedarf von mehr als 60 Prozent im Zeitraum von 2015 bis 2025 auszugehen.
Im Zusammenhang mit den aktuell steigenden Energiepreisen können hier hohe Kosten auf Unternehmen zukommen. Daher ist eine Reduzierung des Stromverbrauchs nicht nur unter Betrachtung der Umweltaspekte nützlich, sondern sorgt für eine Reduzierung der Betriebskosten. Natürlich spielt auch die Art der Stromgewinnung eine große Rolle für eine grüne IT. Hier kann auf Ökostrom durch nachhaltige Technologien zurückgegriffen werden.
Klimatisierung der Server
Die Klimatisierung der Server ist ein weiteres Thema, mit dem ein Rechenzentrum zu kämpfen hat. Server erzeugen in Form von Wärme große Mengen an Energie. Diese bleibt jedoch zum Großteil ungenutzt, da sie nicht effizient weiterverwendet werden kann. Durch die Nutzung von sog. Warm- und Kaltgängen kann eine effizientere Kühlung gewährleistet sowie eine Nutzung der Abwärme ermöglicht werden. Dadurch kann beispielweise die Gebäudeheizung oder die Warmwasseraufbereitung mit der Abwärme aus dem Rechenzentrum versorgt werden.
Häufig werden zur besseren Kühlung auch Kältemittel eingesetzt. Die sog. HFKW- oder FKW-Kältemittel verzichten auf Chlor und schädigen damit nicht mehr die Ozonschicht. Allerdings tragen sie weiterhin zur Erderwärmung bei. In grünen IT-Landschaften werden Kälteanlagen mit nicht-halogenierten Kältemitteln eingesetzt, welche auch ressourcenschonend sind.
Hinweis: FKW steht für Fluorkohlenwasserstoffe und bezeichnet fluorierte Derivate der Kohlenwasserstoffe. Es wird zwischen teilweise (HFKW) und vollständig halogenierten (FKW) Fluorkohlenwasserstoffen unterschieden.
Umgang mit Hardware
Weltweit sind rund zwei bis drei Prozent der Kohlenstoffdioxid-Emission auf die Informationstechnologie zurückzuführen. Eine Studie des französischen „The Shift Project“ prognostiziert, dass die Emissionen der Informationstechnologie bis 2025 sogar acht Prozent am Gesamt CO2-Ausstoß ausmachen könnten. Damit würde die IT-Branche die Umwelt stärker belasten als Autos und Motorräder. Zieht man nur die Hardware in Betracht, so entsteht der überwiegende Teil der klimaschädlichen Emissionen im Rahmen der Herstellung. Eine lange Nutzungsdauer der Hardware verringert entsprechend diese Bilanz.
Die Außenwirkung von Green IT
Unternehmen, welche sich mit dem Thema Green IT befassen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, sollten dies auch außenwirksam bekannt machen. Durch Green Marketing erfahren auch Kunden und Geschäftspartner von der nachhaltigen Ausrichtung. Dies verbessert das Ansehen sowie die öffentliche Wahrnehmung des Unternehmens. Auch innerhalb von Lieferketten und zwischen Geschäftspartnern spielt die nachhaltige Aufstellung eines Unternehmens eine zunehmend wichtigere Rolle. Eine sehr populäre Bewegung der letzten Jahre stellt hier „Fridays for Future“ dar. In der Politik und vor allem in der Gesellschaft wächst das Bewusstsein für ein ressourcenschonendes und umweltverträgliches Unternehmen. Da vor allem die Informationstechnologie ressourcenintensiv ist, rückt auch sie ins Zentrum solcher Überlegungen.
Lagert ein Unternehmen seine IT an ein grünes Rechenzentrum aus oder bezieht von dort betriebene Systeme, kann es seine Umweltbilanz einfacher optimieren, als selbst in eine grüne IT zu investieren, da in Rechenzentren gebündelte Maßnahmen einfacher ergriffen werden können.
Prüfung und Beurteilung der Umweltverträglichkeit der IT
Die genannten Aspekte der Green IT stellen Ausschnitte einer ganzheitlichen Umweltbetrachtung dar. In jedem Fall müssen alle wesentlichen Umweltaspekte berücksichtigt werden, um zu validen Prüfungsergebnissen zu gelangen. Neben Energie und Umweltverträglichkeit der Infrastruktur stellen sich hier auch Fragen zum Betrieb, z. B. welche Kältemittel verwendet werden oder wie viele Mitarbeiter mit welchen Verkehrsmitteln wie oft zum Rechenzentrum reisen etc. Die Beurteilung der Umweltverträglichkeit der Informationstechnologie ist ein komplexes Themenfeld, das viele Herausforderungen beinhaltet.