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Infektionshygienische Leistungen einer "Hygienefachkraft" als umsatzsteuerfreie Heilbehandlungen

BFH 5.11.2014, XI R 11/13

Zu den um­satz­steu­er­freien Heil­be­hand­lungs­leis­tun­gen nach § 4 Nr. 14 S. 1 UStG a.F. gehören auch in­fek­ti­ons­hy­gie­ni­sche Leis­tun­gen, die si­cher­stel­len sol­len, dass Ärzte und Kran­kenhäuser die für sie be­ste­hen­den Ver­pflich­tun­gen nach dem IfSG im je­wei­li­gen Ein­zel­fall erfüllen. Eine sol­che Steu­er­be­frei­ung setzt je­doch zusätz­lich vor­aus, dass der Leis­tungs­er­brin­ger über einen ent­spre­chen­den be­ruf­li­chen Befähi­gungs­nach­weis verfügt.

Der Sach­ver­halt:
Der Kläger ist Fach­kran­ken­pfle­ger für Kran­ken­haus­hy­giene. Im Rah­men die­ser Tätig­keit berät er ins­be­son­dere Kran­kenhäuser und Al­ten­heime, er­stellt Hy­gie­ne­kon­zepte und -pläne und führt Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tun­gen durch. Das Fi­nanz­amt be­han­delte die Leis­tun­gen als um­satz­steu­er­pflich­tig, während der Kläger die Steu­er­frei­heit sei­ner Tätig­kei­ten als Heil­be­hand­lun­gen be­an­spruchte.

Der Kläger wies dar­auf hin, dass der BFH mit Ur­teil vom 6.8.2006 (Az.: XI R 64/05) ent­schie­den habe, dass die Tätig­kei­ten ei­ner Hy­gie­ne­fach­kraft und die Tätig­keit ei­nes Kran­ken­gym­nas­ten ein­an­der ähn­lich seien. Die Tätig­keit ei­nes Hy­giene-Fach­kran­ken­pfle­gers sei dar­auf aus­ge­rich­tet, den Heil­er­folg si­cher­zu­stel­len und da­mit für die Pa­ti­en­ten ebenso be­deut­sam wie die Tätig­keit ei­nes Kran­ken­pfle­gers. Das FG gab der Klage statt.

Mit sei­ner Re­vi­sion rügte das Fi­nanz­amt die Ver­let­zung von § 4 Nr. 14 S. 1 UStG a.F. Es machte gel­tend, die Leis­tun­gen des Klägers ge­genüber "Al­ten- bzw. Pfle­ge­hei­men" wie­sen kei­nen un­mit­tel­ba­ren Be­zug zu ei­ner Heil­be­hand­lungstätig­keit auf; sie bezögen sich auch nicht un­mit­tel­bar auf die Art und Weise ei­ner ärzt­li­chen Tätig­keit. Viel­mehr bestünde ein un­mit­tel­ba­rer Be­zug zu Be­treu­ungs- und Pfle­ge­leis­tun­gen i.S.d. § 4 Nr. 16 UStG a.F., so dass der Ver­weis des FG auf das BFH-Ur­teil fehl­gehe. Der BFH hob dar­auf­hin das Ur­teil des FG auf und wies den Rechts­streit zur an­der­wei­ti­gen Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das FG zurück.

Gründe:
Das FG hatte zwar zu Recht ent­schie­den, dass die Leis­tun­gen des Klägers an Kran­kenhäuser nach § 4 Nr. 14 S. 1 UStG a.F. um­satz­steu­er­frei sind, so­weit sie dazu die­nen, dass diese Ein­rich­tun­gen im Rah­men ih­rer steu­er­freien Heil­be­hand­lun­gen ihre Ver­pflich­tun­gen aus § 36 IfSG erfüllen. Al­ler­dings reich­ten die tatsäch­li­chen Fest­stel­lun­gen des FG nicht aus, um zu be­ur­tei­len, ob dies auch für die Leis­tun­gen des Klägers an "Al­ten- bzw. Pfle­ge­heime" gilt.

§ 4 Nr. 14 S. 1 UStG a.F. ist richt­li­ni­en­kon­form aus­zu­le­gen. Da­nach ist der Be­griff "Heil­be­hand­lun­gen im Be­reich der Hu­man­me­di­zin" ein au­to­no­mer uni­ons­recht­li­cher Be­griff. So­wohl der Be­griff "ärzt­li­che Heil­be­hand­lung" als auch der Be­griff "Heil­be­hand­lun­gen im Be­reich der Hu­man­me­di­zin" er­fas­sen Leis­tun­gen, die zur Dia­gnose, Be­hand­lung und, so weit wie möglich, Hei­lung von Krank­hei­ten oder Ge­sund­heitsstörun­gen die­nen. Arztähn­li­che Leis­tun­gen, z.B. von Kran­ken­pfle­gern, können eben­falls Heil­be­hand­lun­gen im Be­reich der Hu­man­me­di­zin sein, wenn sie zum Zweck der Vor­beu­gung, Dia­gnose oder The­ra­pie er­bracht wer­den.

Da­ge­gen sind Leis­tun­gen, die zu einem an­de­ren Zweck als dem der Dia­gnose, der Be­hand­lung und, so­weit möglich, der Hei­lung von Krank­hei­ten oder Ge­sund­heitsstörun­gen durch­geführt wer­den und kei­nem sol­chen the­ra­peu­ti­schen Ziel die­nen, keine Heil­be­hand­lun­gen. Das gilt ins­be­son­dere für Leis­tun­gen, die le­dig­lich den all­ge­mei­nen Ge­sund­heits­zu­stand ver­bes­sern oder das all­ge­meine Wohl­be­fin­den stei­gern sol­len. Zu den steu­er­freien Heil­be­hand­lungs­leis­tun­gen gehören auch in­fek­ti­ons­hy­gie­ni­sche Leis­tun­gen, die si­cher­stel­len sol­len, dass Ärzte und Kran­kenhäuser die für sie be­ste­hen­den Ver­pflich­tun­gen nach dem IfSG im je­wei­li­gen Ein­zel­fall erfüllen. Eine sol­che Steu­er­be­frei­ung setzt je­doch zusätz­lich vor­aus, dass der Leis­tungs­er­brin­ger über einen ent­spre­chen­den be­ruf­li­chen Befähi­gungs­nach­weis verfügt.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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