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Inhaberschaft an einer Internet-Domain unter der Top-Level-Domain "de"

BGH 11.10.2018, VII ZR 288/17

Die In­ha­ber­schaft an ei­ner In­ter­net-Do­main un­ter der Top-Le­vel-Do­main "de" gründet sich auf die Ge­samt­heit der schuld­recht­li­chen An­sprüche, die dem In­ha­ber der Do­main aus dem Re­gis­trie­rungs­ver­trag ge­genüber der DE­NIC eG zu­ste­hen. Bei ei­ner Ver­wer­tung der gepfände­ten An­sprüche nach § 857 Abs. 1, § 844 Abs. 1 ZPO durch Über­wei­sung an Zah­lungs statt zu einem Schätz­wert über­nimmt der Gläubi­ger sämt­li­che An­sprüche aus dem Re­gis­trie­rungs­ver­trag mit der DE­NIC eG ein­schließlich der ver­trag­li­chen Po­si­tion als zu re­gis­trie­ren­der Do­main­in­ha­ber.

Der Sach­ver­halt:

Zwi­schen der Be­klag­ten und den In­ha­bern der von ihr ver­wal­te­ten Do­mains be­ste­hen Do­main­verträge (Re­gis­trie­rungs­verträge), für die die DE­NIC-Do­main­be­din­gun­gen so­wie die DE­NIC-Do­main­richt­li­nien gel­ten. In den DE­NIC-Do­main­be­din­gun­gen heißt es in der hier maßgeb­li­chen Fas­sung:

"§ 6 Do­mainüber­tra­gung

(1) Die Do­main ist über­trag­bar, es sei denn sie ist mit einem Dis­pute-Ein­trag (§ 2 Abs. 3) ver­se­hen.

(2) DE­NIC re­gis­triert die Do­main für den künf­ti­gen Do­main­in­ha­ber, wenn der Do­main­in­ha­ber den Ver­trag kündigt, so­fern eine Kündi­gung nicht auf­grund ge­setz­li­cher Vor­schrif­ten überflüssig ist, und zu­gleich der künf­tige Do­main­in­ha­ber un­ter Vor­lage der ihn als sol­chen aus­wei­sen­den Un­ter­la­gen einen Do­mai­nauf­trag er­teilt. ..."

Der Kläger er­wirkte auf­grund ei­nes voll­streck­ba­ren Ti­tels über eine Haupt­for­de­rung von rund 1.715 € nebst Zin­sen und wei­te­ren Kos­ten, ins­ge­samt 1.967 €, im Fe­bruar 2012 einen Pfändungs­be­schluss, in dem die an­geb­li­chen An­sprüche des Schuld­ners - In­ha­ber der Do­main "d...de" - aus dem mit der Be­klag­ten (Dritt­schuld­ne­rin) ab­ge­schlos­se­nen Re­gis­trie­rungs­ver­trag über die Do­main "d...de" gepfändet wur­den. Mit Be­schluss des AG wurde die gepfändete an­geb­li­che For­de­rung des Schuld­ners ge­gen die Be­klagte dem Kläger im No­vem­ber 2012 an Zah­lungs statt zu einem Schätz­wert von 5.360 € über­wie­sen.

Der Kläger erklärte die Kündi­gung der Do­main "d...de" und be­auf­tragte die Be­klagte, ihn als künf­ti­gen In­ha­ber zu re­gis­trie­ren. Dies lehnte die Be­klagte ab. LG und OLG ga­ben der Klage statt. Auch die Re­vi­sion der Be­klag­ten vor dem BGH blieb er­folg­los.

Gründe:

Der Kläger kann von der Be­klag­ten ver­lan­gen, als In­ha­ber der Do­main "d...de" re­gis­triert zu wer­den. Durch die Pfändung der An­sprüche des Schuld­ners aus dem mit der Be­klag­ten ab­ge­schlos­se­nen Re­gis­trie­rungs­ver­trag und die Über­wei­sung der An­sprüche an Zah­lungs statt zu einem Schätz­wert sind alle An­sprüche und Ne­ben­rechte des Schuld­ners als Do­main­in­ha­ber ge­gen die Be­klagte auf den Kläger über­ge­gan­gen. Hierzu gehört der An­spruch auf die Re­gis­trie­rung des zu­tref­fen­den In­ha­bers. Als In­ha­ber al­ler An­sprüche aus dem Ver­trag ist der Kläger zu­gleich In­ha­ber der Do­main.

Die In­ha­ber­schaft an ei­ner In­ter­net-Do­main un­ter der Top-Le­vel-Do­main "de" gründet sich auf die Ge­samt­heit der schuld­recht­li­chen An­sprüche, die dem In­ha­ber der Do­main aus dem Re­gis­trie­rungs­ver­trag ge­genüber der DE­NIC eG zu­ste­hen. Diese An­sprüche sind Ge­gen­stand der Pfändung nach § 857 Abs. 1 ZPO (im An­schluss an BGH-Be­schl. vom 5.7.2005, Az.: VII ZB 5/05). Dritt­schuld­ne­rin ist bei der Pfändung der Ge­samt­heit der schuld­recht­li­chen An­sprüche des Do­main­in­ha­bers aus dem Re­gis­trie­rungs­ver­trag die DE­NIC eG. Bei ei­ner Ver­wer­tung der gepfände­ten An­sprüche nach § 857 Abs. 1, § 844 Abs. 1 ZPO durch Über­wei­sung an Zah­lungs statt zu einem Schätz­wert über­nimmt der Gläubi­ger sämt­li­che An­sprüche aus dem Re­gis­trie­rungs­ver­trag mit der DE­NIC eG ein­schließlich der ver­trag­li­chen Po­si­tion als zu re­gis­trie­ren­der Do­main­in­ha­ber.

Der vom Kläger aus­ge­spro­che­nen Kündi­gung der Do­main zum Zwecke sei­ner Re­gis­trie­rung be­durfte es nicht. Die Erfüllung der Vor­aus­set­zun­gen in § 6 Abs. 2 der Do­main­be­din­gun­gen der Be­klag­ten für eine Über­tra­gung der Do­main (Kündi­gung, Vor­lage von den künf­ti­gen Do­main­in­ha­ber aus­wei­sen­den Un­ter­la­gen und Er­tei­lung ei­nes neuen Do­mai­nauf­trags) war so­mit nicht er­for­der­lich, so dass auch da­hin­ste­hen kann, ob diese Re­ge­lung nicht oh­ne­hin nach § 305c Abs. 2 BGB und § 307 Abs. 1 S. 2 BGB un­wirk­sam ist.

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