Wie kam es dazu, dass Sie sich für Kampfsport interessieren?
Zum Ju-Jutsu bin ich über meinen Vater gekommen. Dieser hatte selbst Taekwondo betrieben und wollte, dass seine Mädels auch etwas in Richtung Kampfsport erlernen. Da er damals meine erste Trainerin sehr gut kannte, konnten meine Schwester und ich inoffiziell schon mit 5 Jahren ins Kindertraining einsteigen - als Mindestalter galt damals in der Regel eigentlich 6 Jahre.
Zur Wettkampfdisziplin selbst bin ich tatsächlich gekommen, weil es für mich nach einem Vereinswechsel 2013 nur zwei Optionen gab: Entweder aufhören oder eben in den Leistungssport einsteigen. Der reine Breitensport hatte für mich keinen Reiz mehr. Also haben wir - meine Zwillingsschwester und ich - mit dem Ju-Jutsu Duo begonnen. Diese Sportart bietet eine gute Mischung aus Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer und auch Köpfchen, da man innerhalb von Sekunden reagieren muss.
Was waren bisher Ihre größten Erfolge?
Zu meinen (unseren) größten Erfolgen gehören sowohl der Gewinn der Weltmeisterschaft in Athen als auch der Europameisterschaft in Bukarest 2017 in der U21. Sowie der dritte Platz auf der WM in Malmö 2018 im Erwachsenenbereich. Ein neues Highlight stellt für uns der Gewinn der Europameisterschaft 2022 in Israel dar. Auf unserem Sportsweg konnten wir auch mehrere Deutsche Meisterschaftstitel sammeln.
Wie war die Reise zur Europameisterschaft nach Israel?
Die Reise nach Israel war von mehreren Hürden geprägt, da die Vorbereitung an sich eher suboptimal lief und ich noch zwei Wochen davor mit einer Corona-Erkrankung zu kämpfen hatte. Zudem war der Flug zwar in Ordnung, allerdings standen wir circa 3 Stunden am Flughafen herum, da der geplante Shuttle zum Hotel nicht funktioniert hat.
Wie oft findet das Training statt und wann?
Eigentlich trainiere ich so gut wie jeden Tag, da neben dem reinen Ju-Jutsu Training Krafttraining sowie Ausdauertraining absolut essenziell sind, um den hohen Belastungen z.B. durch das häufige Fallen standhalten zu können. Reines Ju-Jutsu Training haben wir meistens 2-3-mal pro Woche am Abend gegen circa 18:00 Uhr, wobei die Zeit Wochentags abhängig immer ein wenig unterschiedlich ist. Komplettiert wird das Heimtraining durch viele Trainingslager an den Wochenenden.
Wie lassen sich Arbeit und Trainingszeiten sowie Wettkämpfe vereinbaren?
Mit sehr gutem Zeitmanagement habe ich diesbezüglich wenig Probleme. Das liegt aber auch daran, dass mir meine Schwester und meine tollen Kolleginnen und Kollegen bei Problemen den Rücken freihalten und ich Arbeit, Sport und Wettkampf mit einer gewissen Disziplin gut vereinen kann. Allerdings stehe ich auch immer schon sehr früh auf, um eine Trainingseinheit am Morgen und eine am Abend unterzubekommen. Damit muss ich keinen Kompromiss zwischen Training und Arbeit schließen und kann mich immer zu 100% auf das fokussieren, was ich im Moment gerade mache, ohne Sorge darüber zu haben, dass meine Arbeit oder mein Sport darunter leidet. Des Weiteren bietet mir meine Chefin auch immer die Möglichkeit, dass ich meinen Urlaub sehr variabel gestalte, sodass ich bei Terminverschiebungen auch mal spontan Urlaub nehmen oder auch absagen kann, was für mich ein großer Vorteil ist.
Interessieren Sie sich auch für weitere Sportarten? Oder üben diese gar auch erfolgreich aus?
Ich bin immer für jede sportliche Aktivität zu haben und liebe es auch, neue Sportarten auszuprobieren. Meine derzeit neuste Liebe ist an den Xletic´s Rennen über ca. 20 km mitzumachen. Allerdings bleibt mir definitiv nicht genug Zeit, eine weitere Sportart, ernsthaft, leistungsmäßig nebenher zu betreiben. Im Freizeitbereich liebe ich es Ski- oder Snowboard zu fahren oder mit dem SUP auf Wildwasser oder auf dem Mountainbike unterwegs zu sein.
Wie würden Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen dazu überreden mit Ihnen Ju-Jutsu anzufangen?
Interessante Frage. Wenn jemand überredet werden muss, ist das eine schlechte Ausgangsbasis. Sport sollte immer mit Spaß verbunden sein und einen Ausgleich zum auch oft anstrengenden Arbeitsalltag bieten. Da man im Ju-Jutsu genau das machen kann, zudem noch viele nette Leute kennen lernt und nebenbei noch einen Sport betreibt, bei dem alle bekannten und auch bisher unbekannten Muskeln angesprochen werden, würde ich jedem empfehlen, es einfach mal auszuprobieren.