„Luftverkehrssteuer? Ich hätte den Vogel gezeigt“
Kai Karcher (33 Jahre) ist Senior Manager bei Ebner Stolz. Der Steuerberater schildert, wie er über Zwischenstationen bei einer Bank sowie an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen seinen Wunschberuf bei Ebner Stolz gefunden hat.
Wie bist Du auf die Idee gekommen Steuerberater zu werden? Hast Du Dir das schon als Kind gewünscht?
Nein, ich hatte aber schon immer ein Faible für die Wirtschaft. Nach dem Abi habe ich dann eine Ausbildung zum Finanzassistenten in einer Bank gemacht. Mit der Finanzkrise habe ich mich 2009 umorientiert und mich für ein Studium bei der Finanzverwaltung entschieden. Zum Abschluss hin kamen mir dann immer mehr Zweifel, ob die Finanzverwaltung der richtige Arbeitsplatz für mich ist. Es ist dort sehr schwierig, konsequent Karriere zu machen, das funktioniert eher in der freien Wirtschaft.
Wie bist Du auf Ebner Stolz aufmerksam geworden?
Bei einer Veranstaltung von Ebner Stolz hier im Hause. Dort habe ich dann viele Mitarbeiter kennen gelernt, die früher bei der Finanzverwaltung gearbeitet haben. An Ebner Stolz hat mir das Mittelständische gefallen. Es ist nicht wie bei den Big Four, wo die Mitarbeiter meist auf einen bestimmten Fachbereich beschränkt sind. Man betreut den Mittelstand allumfassend. Das hat zu dem gepasst, was ich mir vorgestellt habe.
Dann bist Du direkt nach dem Studienabschluss bei Ebner Stolz eingestiegen. Wie waren Deine ersten Eindrücke als Berufseinsteiger?
Ich wurde super aufgenommen und bin in einem wirklich tollen Team gelandet. Aber was die Arbeit anging, war es natürlich schon etwas ganz anderes. An meinem ersten Tag gab mir der für mich verantwortliche Steuerberater die Aufgabe, einen Jahresabschluss für einen Mandanten zu erstellen. Ich kannte Buchungssätze, ich wusste was eine Bilanz ist, aber in der Theorie. Wie das Ganze in der Praxis funktioniert, wusste ich nicht. Freundlicherweise ist eine ältere Kollegin mit mir alles durchgegangen. Danach kam ich gut damit zurecht.
Hast Du es bereut, dass Du diesen Weg eingeschlagen hast und nicht beim Finanzamt geblieben bist?
Zu keinem Zeitpunkt. Nach etwa einem Jahr war ich mit den Abläufen hier gut vertraut. Ich habe für einen sehr interessanten, großen Mandanten gearbeitet. Irgendwie hat mich dennoch der Gedanke gekitzelt, dass das doch nicht alles ist. Ich habe mich entschieden, ein Masterstudium zu machen und bin auf einen MBA mit dem Schwerpunkt Internationales Steuerrecht gestoßen. Das klang sehr interessant. Ich habe das mit meinem zuständigen Partner im Haus abgesprochen, der das ebenfalls als interessant ansah und so ging es dort weiter.
Würdest Du sagen, der Master hat Dir für die Praxis etwas gebracht?
Definitiv. Das Studium deckte das Spezialthema internationales Steuerrecht in enormer Tiefe ab. Den Bezug zur Praxis habe ich während des Studiums nicht verloren. Ich habe parallel Vollzeit weitergearbeitet und abends gelernt. Das ging, weil es in dem Master zwar Präsenzwochen gab, aber darüber hinaus viel von zu Hause lief. Neben dem Studium praktisch zu arbeiten, ergibt viel Sinn: Wenn ich Dinge praktisch umsetze, bleibt die Theorie viel besser hängen.
Dann hattest Du den Masterabschluss in der Tasche. War Dir klar, dass Du auch das Berufsexamen anstreben würdest?
Ja, ich wollte unbedingt langfristig in der Steuerberatung bleiben. Das Examen ist Voraussetzung dafür, zum Steuerberater bestellt zu werden. Die Examensvorbereitung war bei mir nicht ganz so intensiv wie üblich, da mich die Finanzhochschule schon gut auf das Thema Steuern vorbereitet hatte. 2016 habe ich vier Monate vor dem schriftlichen Examen mit einem Vollzeitlehrgang bei der Steuerberaterkammer angefangen. Ebner Stolz hat mich durch Sonderurlaub unterstützt, durch Freistellung sowie durch einen Zuschuss zu den Vorbereitungskursen.
Wie sieht die tägliche Arbeit eines Steuerberaters aus?
Es ist kein Tag wie der andere, das Themenspektrum ist unglaublich breit. Wenn mir jemand vor sechs Jahren gesagt hätte, dass ich mich mal mit der Luftverkehrssteuer befasse, dann hätte ich ihm den Vogel gezeigt… Die meisten Mandanten kommen zu uns, wenn Änderungen anstehen, aber auch bei alltäglichen Fragestellungen. Für uns geht es dann darum, gemeinsam mit dem Mandanten herauszufinden, wie wir das gewünschte Ergebnis am sinnvollsten erreichen und wie wir das steuerlich am besten umsetzen können. Wenn wir anders herum aufgrund neuer Gesetze oder einer veränderten Praxis in der Rechtsprechung oder Verwaltung Themen identifiziert haben, gehen wir aktiv auf die Mandanten zu und diskutieren mit ihnen mögliche Maßnahmen.
31.05.2019