„Zoll wird nie langweilig“
Dr. Julia Kurzrock ist Rechtsanwältin und Senior Managerin im deutschlandweit operierenden Geschäftsbereich Zoll (GBZoll) bei Ebner Stolz am Standort Hamburg. Die Einheit wächst: Viele Mittelständler agieren mittlerweile global und stehen deshalb vor Herausforderungen bei der Ein- und Ausfuhr von Waren.
Was sind eigentlich Zölle?
Im Sinne der deutschen Abgabenordnung sind Zölle Steuern. Zollthemen haben Unternehmen immer dann, wenn sie Waren in die EU einführen oder ausführen, also Warenbewegungen mit Drittlandbezug stattfinden. Die EU ist eine Zollunion, was aktuell etwa bei den Diskussionen um die zollrechtlichen Folgen eines Brexits deutlich wird. In einer Zollunion zirkulieren Waren frei, ohne dass Zölle und Einfuhrumsatzsteuer ausgelöst werden. Das heißt umgekehrt aber auch: Alle Bewegungen hinein und hinaus aus dieser Union führen zu Zollthemen.
Womit beschäftigt sich der Geschäftsbereich Zoll bei Ebner Stolz?
Dazu muss ich ein bisschen ausholen. Ebner Stolz hat seinen Schwerpunkt ja im Mittelstand. Manche dieser Mittelständler sind sogar Hidden Champions, Weltmarktführer in ihrer Nische. Da fallen viele Warenbewegungen hinein in die und hinaus aus der EU an, entweder exportieren sie Waren in alle Welt und/oder sie beziehen Waren oder Rohstoffe aus anderen Ländern. Im Unterschied zu großen Konzernen haben Mittelständler oftmals keine oder keine ausreichend große Zollabteilung. Dann kommen wir ins Spiel. Wir geben mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, rechtlich korrekt und betriebswirtschaftlich sinnvoll mit den geltenden Zollbestimmungen umzugehen.
Wie groß ist aktuell das GBZoll-Team in Hamburg?
Im Moment sind wir hier in Hamburg fünf Vollzeitkräfte. Zudem haben wir einen Kollegen in München, der sich schwerpunktmäßig um den Süden kümmert. Von daher sind wir deutschlandweit aktiv – und das Thema hat bei Ebner Stolz Potenzial. Vor allem aber sind wir ein interdisziplinäres Team aus derzeit zwei Rechtsanwältinnen, zwei ehemaligen Zollbeamten und zwei Wirtschaftsjuristen, in das jeder seine Ideen einbringen kann.
Welche Aufgaben hat das GBZoll-Team konkret auf dem Schreibtisch?
Am meisten haben wir mit „echten Zollthemen“ zu tun, mit Warenbewegungen über die EU-Zollgrenze. Da gibt es eine ganze Reihe von Fragen, zum Beispiel wie hoch überhaupt der Zollsatz ist. Selbst das ist oft alles andere als klar: Es gibt einen so genannten „Europäischen Zolltarif“. Das ist ein dickes Buch mit 99 Kapiteln mit unzähligen sogenannten Warentarifnummern. Bei einem Gegenstand, sei es ein Kugelschreiber, ein Kaffeebecher oder eine Thermoskanne, muss man erstmal wissen, wo man suchen muss. Bei einer Thermoskanne ist das noch relativ klar, bei Rohstoffen wie Metallen ist das sehr komplex…
Beschäftigst Du Dich schon länger mit Zollthemen?
Ja, seit 2006. Vor Ebner Stolz war ich bei einer Big Four-Gesellschaft ebenfalls in der Zollberatung tätig. Das Thema habe ich erst nach meinem Jurastudium entdeckt. In der Wahlstation meines Referendariats habe ich bei einem Anwalt für Steuerrecht gearbeitet. In dieser Zeit bin ich auf eine Stellenanzeige gestoßen, die einen Job in der Zollberatung anbot, was für mich neu klang, anders und spannend. Das hat sich bewahrheitet: Zoll wird nie langweilig.
Du hast vorher bei einer Big Four-Gesellschaft gearbeitet. Wo liegen die Unterschiede?
Also die Big Four-Gesellschaften sind als Beratungshäuser natürlich deutlich größer als Ebner Stolz. Aber für das Thema Zollberatung stelle ich hinsichtlich der Internationalität keinen großen Unterschied fest. Wenn ich jetzt noch einmal Berufseinsteigerin wäre, könnte ich mir Ebner Stolz sehr gut als ersten Arbeitgeber vorstellen. Bei Ebner Stolz werden die in der Beratung noch jungen Kollegen sehr schnell an die Mandate herangeführt und haben früh direkten Kontakt zu den Mandanten. Sie sammeln also sehr schnell praktische Erfahrungen. Bei den Big Four bleiben Einsteiger nach meiner Erfahrung demgegenüber oft etwas länger im Hintergrund tätig.
31.05.2019