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Kein Schadensersatz für Anleger wegen Porsche-Pressemitteilungen

OLG Braunschweig 12.1.2016, 7 U 59/14

Pres­se­mit­tei­lun­gen (hier: der Por­sche Au­to­mo­bil Hol­ding S.E. hin­sicht­lich et­wai­ger Über­nah­me­ab­sich­ten be­tref­fend die Volks­wa­gen AG) erfüllen we­der die An­for­de­run­gen ei­ner "In­si­der­in­for­ma­tion" i.S.d. §§ 37b, 37c WpHG noch ist Por­sche als Emit­tent von VW-Ak­tien ein­zu­ord­nen. Die Haf­tung von Por­sche aus ei­ner Ge­set­zes­ana­lo­gie zu §§ 37b, 37c WpHG ist aus­ge­schlos­sen, da der Ge­setz­ge­ber eine ab­schließende Re­ge­lung nicht tref­fen wollte.

Der Sach­ver­halt:
Das Ver­fah­ren be­trifft die Scha­dens­er­satz­klage ei­nes An­le­gers ge­gen die Por­sche Au­to­mo­bil Hol­ding S.E. Hin­ter­grund sind Pres­se­mit­tei­lun­gen der Por­sche Au­to­mo­bil Hol­ding S. E. im Zeit­raum von März bis Ok­to­ber 2008. Der Kläger wirft der Be­klag­ten vor, sie habe mit ih­rer Pres­se­mit­tei­lung vom 10.3.2008 ihre Über­nah­me­ab­sicht be­tref­fend die Volks­wa­gen AG zunächst wahr­heits­wid­rig de­men­tiert und mit ei­ner wei­te­ren am 26.10.2008 eine ent­spre­chende Ab­sicht wahr­heits­wid­rig be­haup­tet.

Als der Kläger am 24.10.2008 seine Trans­ak­tion in Form ei­nes Leer­ver­kaufs von 1.000 Stück VW-Stamm­ak­tien getätigt habe, sei er von sin­ken­den Kur­sen aus­ge­gan­gen. Nach der Veröff­ent­li­chung der Pres­se­mit­tei­lung der Por­sche Au­to­mo­bil S.E. am 26.10.2008 sei der Kurs der VW-Stamm­ak­tie am 27.10.2008 stark ge­stie­gen. Auf­grund des Kurs­an­stiegs habe er zur Schließung sei­ner Po­si­tion einen viel höheren Preis pro Ak­tie auf­wen­den müssen. Da­durch sei ihm ein fi­nan­zi­el­ler Ver­lust i.H.v. rd. 132.000 € ent­stan­den.

Das LG wies die Klage ab. Die Be­ru­fung des Klägers hatte vor dem OLG kei­nen Er­folg. Die Re­vi­sion zum BGH wurde nicht zu­ge­las­sen.

Die Gründe:
Das LG hat zu­tref­fend fest­ge­stellt, dass eine Haf­tung der Por­sche Au­to­mo­bil S.E. nach §§ 37b, 37c WpHG nicht in Be­tracht kommt. Eine Pres­se­mit­tei­lung erfüllt we­der die An­for­de­run­gen ei­ner "In­si­der­in­for­ma­tion" im Sinne der Vor­schrif­ten noch ist die Be­klagte als Emit­ten­tin der VW-Ak­tien ein­zu­ord­nen. Die Haf­tung der Be­klag­ten aus ei­ner Ge­set­zes­ana­lo­gie zu §§ 37b, 37c WpHG ist aus­ge­schlos­sen, da der Ge­setz­ge­ber eine ab­schließende Re­ge­lung tref­fen wollte.

Es be­steht auch kein Scha­dens­er­satz­an­spruch aus §§ 826, 31 BGB we­gen vorsätz­li­cher sit­ten­wid­ri­ger Schädi­gung des An­le­gers. Die Schwelle für die An­nahme ei­ner sit­ten­wid­ri­gen Hand­lung liegt aus­ge­spro­chen hoch und es ist ein stren­ger Maßstab an­zu­le­gen. Der Vor­trag des Klägers zu den Pres­se­mit­tei­lun­gen vom 10.3.2008 und 26.10.2008 genügt nicht zur An­nahme der Vor­aus­set­zun­gen für eine Haf­tung aus § 826 BGB. In der Pres­se­mit­tei­lung vom 10.3.2008 ging es er­sicht­lich nur darum, Spe­ku­la­tio­nen über die Ab­sicht ei­ner 75-pro­zen­ti­gen Be­tei­li­gung der Be­klag­ten an Volks­wa­gen ent­ge­gen­zu­tre­ten. Die Be­klagte durfte bei Veröff­ent­li­chung der Mit­tei­lung ge­rade da­von habe aus­ge­hen, dass ihr Schwei­gen mögli­cher­weise als Bestäti­gung der be­reits im Markt vor­han­de­nen Gerüchte ge­wer­tet wor­den wäre. Die wei­tere Pres­se­mit­tei­lung vom 26.10.2008 war nicht in­halt­lich falsch.

Im Übri­gen fehlt hin­rei­chen­der Vor­trag des Klägers dazu, dass der Vor­stand der Be­klag­ten die bei­den Pres­se­mit­tei­lun­gen al­lein im ei­gennützi­gen In­ter­esse und nicht in dem­je­ni­gen der Be­klag­ten her­aus­ge­ge­ben hat. Glei­ches gilt für die Be­haup­tung des Klägers, dass die Be­klagte auch ge­wusst habe, dass die be­an­stan­de­ten Pres­se­mit­tei­lun­gen Ent­schei­dun­gen für die Durchführung von Leer­verkäufen ver­ur­sa­chen würden. Auch hat der Kläger nicht aus­rei­chend kon­kret dar­ge­legt, dass be­reits auf einem Tref­fen der Ei­gentümer­fa­mi­lie Por­sche am 18./19.10.2008 eine Ent­schei­dung der Be­klag­ten ge­fal­len war, eine 75-pro­zen­tige Be­tei­li­gung an Volks­wa­gen an­zu­stre­ben.

Der als sog. Day-Tra­der tätige Kläger hat fer­ner nicht dar­ge­tan, dass die Pres­se­mit­tei­lun­gen der Be­klag­ten vom 10.3. und 26.10.2008 ursäch­lich für die Eröff­nung sei­ner Short-Po­si­tion am 24.10.2008 wa­ren seien. Schließlich hat der Kläger auch einen Scha­den nicht mit der er­for­der­li­chen Sub­stanz dar­ge­legt, da er zu er­ken­nen ge­ge­ben hat, den durch den er­for­der­li­chen De­ckungs­kauf ein­ge­tre­te­nen Ver­lust durch Ge­gen­ge­schäfte aus­ge­gli­chen zu ha­ben.

Der vom Kläger ge­stellte An­trag auf Aus­set­zung des Rechts­streits we­gen des der­zeit vor dem LG Stutt­gart anhängi­gen Straf­ver­fah­rens ge­gen ehe­ma­lige Por­sche-Vorstände war zurück­zu­wei­sen. Auch eine rechtskräftige Fest­stel­lung der Straf­bar­keit der ehe­ma­li­gen Vor­stands­mit­glie­der der Be­klag­ten we­gen vorsätz­li­cher Markt­ma­ni­pu­la­tion in dem Straf­ver­fah­ren vor dem LG Stutt­gart hätte kei­nen Ein­fluss auf die zi­vil­recht­li­chen An­sprüche des Klägers, die der ent­schie­dene Rechts­streit zum Ge­gen­stand hat.

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