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Keine Begrenzung der EEG-Umlage für Metallrecyclingunternehmen

VG Frankfurt a.M. 17.12.2014, 5 K 393/14.F

Ein Un­ter­neh­men, das nach der Klas­si­fi­ka­tion der Wirt­schafts­zweige des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes nicht dem pro­du­zie­ren­den Ge­werbe zu­zu­ord­nen ist, hat kei­nen An­spruch auf eine Be­gren­zung der Um­lage nach dem Er­neu­er­bare En­er­gien Ge­setz (EEG). Das gilt etwa auch für ein Me­tall­re­cy­cling­un­ter­neh­men, das die Reste von Ku­per- und Alu­mi­ni­um­ka­beln aus Ka­bel­schrott ver­wer­tet.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin be­treibt ein Un­ter­neh­men, des­sen Ge­gen­stand die Ver­wer­tung von Res­ten von Ku­per- und Alu­mi­ni­um­ka­beln aus Ka­bel­schrott ist. In einem mehr­stu­fi­gen Pro­duk­ti­ons­pro­zess wer­den diese Ma­te­ria­lien zu Me­tall­gra­nu­la­ten so­wie Gra­nu­la­ten ver­schie­de­ner Kunst­stoffe ver­ar­bei­tet. Die Kläge­rin ver­ar­bei­tet hauptsäch­lich Kup­fer­schrott. Das von der Kläge­rin her­ge­stellte Pro­dukt kann zu Kup­fer­ka­tho­den und Kup­fer­halb­zeug so­dann wei­ter­ver­ar­bei­tet wer­den. An den bei­den Stand­or­ten der Kläge­rin wird durch die Auf­ar­bei­tung von Kup­fer­schrott und Tren­nung von Um­man­te­lun­gen und Iso­la­tio­nen und Be­schich­tun­gen ein sau­be­res Kup­fer­gra­nu­lat her­ge­stellt, wel­ches di­rekt als Re­cy­cling­ma­te­rial in die Her­stel­lung neuer Kup­fer­pro­dukte ein­ge­setzt wer­den kann.

Die Kläge­rin be­gehrte für das Jahr 2013 eine Be­gren­zung der sog. EEG-Um­lage. Sie ist der Auf­fas­sung, dass ihr Un­ter­neh­men dem pro­du­zie­ren­den Ge­werbe zu­zu­ord­nen sei. Dies wurde von der Be­klag­ten ab­ge­lehnt. Ein Un­ter­neh­men des pro­du­zie­ren­den Ge­wer­bes sei ein sol­ches, wel­ches an der zu begüns­ti­gen­den Ab­nah­me­stelle dem Berg­bau, der Ge­win­nung von Stein- und Er­den oder dem ver­ar­bei­ten­den Ge­werbe in ent­spre­chen­der An­wen­dung der Ab­schnitte b) und c) der Klas­si­fi­ka­tion der Wirt­schafts­zweige des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes zu­zu­ord­nen sei. Die Kläge­rin erfülle mit ih­rem Un­ter­neh­men je­doch nicht die Zu­ord­nung zu ei­ner die­ser be­stimm­ten Klas­si­fi­ka­ti­ons­zif­fern.

Um­fasst werde le­dig­lich die Her­stel­lung von Me­tall(end)pro­duk­ten wie Bau­ele­mente, Büror­ar­ti­kel etc., nicht je­doch von Me­tall­gra­nu­la­ten als Aus­gangs­stoffe für die Wei­ter­ver­ar­bei­tung in der Kup­fer- und Kunst­stoff­in­dus­trie. Die Kläge­rin ist dem­ge­genüber der An­sicht, dass auf­grund der Ver­gleich­bar­keit der Pro­duk­ti­ons­pro­zesse eine ent­spre­chende Ein­ord­nung er­fol­gen und da­mit eine Be­gren­zung der EEG Um­lage gewährt wer­den müsse.

Das VG wies die Klage ab. Das Ur­teil ist nicht rechtskräftig. Es be­steht die Möglich­keit die Zu­las­sung der Be­ru­fung bei dem Hes­si­schen VGH zu be­an­tra­gen.

Die Gründe:
Die Kläge­rin hat kei­nen An­spruch auf eine be­son­dere Aus­gleichs­re­ge­lung nach §§ 40 ff. EEG für das im Streit ste­hende Jahr 2013.

Das EEG dient der Förde­rung von In­ves­ti­tio­nen in er­neu­er­bare En­er­gien. Netz­be­trei­ber sind zur Zah­lung ei­nes ga­ran­tier­ten Min­dest­ab­nah­me­prei­ses an die Er­zeu­ger von Strom aus er­neu­er­ba­ren En­er­gien ver­pflich­tet, der deut­lich höher liege als der Markt­preis für Strom. Diese Mehr­kos­ten wer­den von den Netz­be­trei­bern an die End­ver­brauer wei­ter­ge­ge­ben. Dies wie­derum führt zu erhöhten En­er­gie­kos­ten der End­ver­brau­cher, was bei strom­in­ten­si­ven Un­ter­neh­men des pro­du­zie­ren­den Ge­wer­bes zu einem in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werbs­nach­teil führen kann. Aus die­sem Grund sieht das Ge­setz eine be­son­dere Aus­gleichs­re­ge­lung für strom­in­ten­sive Un­ter­neh­men vor, die auf ent­spre­chen­den An­trag für ein be­stimm­tes Ka­len­der­jahr be­wil­ligt wer­den kann. Vor­lie­gend ist für das Be­gren­zungs­jahr 2013 das Ge­setz für den Vor­rang er­neu­er­ba­ren En­er­gien in der Fas­sung vom 28.7.2011 (in Kraft ge­tre­ten am 1.1.2012) maßgeb­lich. Eine Be­gren­zung der Um­lage bei Un­ter­neh­men des sog. pro­du­zie­ren­den Ge­wer­bes er­folgt nach § 41 Abs. 1 EEG.

Der Be­griff des pro­du­zie­ren­den Ge­wer­bes wird in § 3 Zif­fer 14 EEG wie folgt de­fi­niert: Im Sinn die­ses Ge­set­zes ist ein Un­ter­neh­men des pro­du­zie­ren­den Ge­wer­bes je­des Un­ter­neh­men, das an der zu begüns­ti­gen­den Ab­nah­me­stelle dem Berg­bau, der Ge­win­nung von Stei­nen und Er­den oder dem ver­ar­bei­ten­den Ge­werbe in ent­spre­chen­der An­wen­dung der Ab­schnitte b) und c) der Klas­si­fi­ka­tion der Wirt­schafts­zweige des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes zu­zu­ord­nen ist. Die Kläge­rin ist in­so­weit nicht als pri­vi­le­gier­tes Un­ter­neh­men des pro­du­zie­ren­den Ge­wer­bes an­zu­se­hen, weil sie nach der Klas­si­fi­ka­tion der Wirt­schafts­zweige nicht dem ver­ar­bei­ten­den Ge­werbe in ent­spre­chen­der An­wen­dung der Ab­schnitte b) und c) zu­zu­ord­nen ist. Hauptsäch­lich ver­ar­bei­tet die Kläge­rin Kup­fer­schrott, wo­bei das her­ge­stellte Pro­dukt zu Kup­fer­ka­tho­den und Kup­fer­halb­zeug wei­ter­ver­ar­bei­tet wer­den kann. Diese Tätig­keit ist nicht als ver­ar­bei­ten­des Ge­werbe in ent­spre­chen­der An­wen­dung der Ab­schnitte b) und c) an­zu­se­hen.

Es be­ste­hen keine recht­li­chen Be­den­ken, dass für die Ein­grup­pie­rung der wirt­schaft­li­chen Hand­lun­gen und da­mit ent­ste­hen­den Pro­dukte der Kläge­rin von ei­ner ver­bind­li­chen An­wen­dung der Klas­si­fi­ka­tio­nen der Wirt­schafts­zweige, die durch das Bun­des­amt für Wirt­schaft er­folgt, aus­zu­ge­hen ist. In An­leh­nung an eine Ent­schei­dung des BVerfG ist fest­zu­hal­ten, dass der ge­setz­li­che Ver­weis auf die Klas­si­fi­ka­tion des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes zur Be­stim­mung ei­nes ge­setz­li­chen Be­grif­fes recht­lich nicht zu be­an­stan­den ist. Auch aus der Ge­set­zes­begründung er­gibt sich ein­wand­frei, dass der Ge­set­zes­ge­ber bei der De­fi­ni­tion des Be­griffs des pro­du­zie­ren­des Ge­wer­bes in dem zu­grun­de­lie­gen­den EEG 2012 die ver­bind­li­che An­wen­dung der Klas­si­fi­ka­tio­nen der Wirt­schafts­zweige be­ab­sich­tigt und diese auf be­stimmte Bran­chen be­schränkt hat. Der Be­klag­ten steht we­der ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum noch ein Er­mes­sens­spiel­raum zur Be­ant­wor­tung der Frage zu, ob ein Ge­werbe, das nicht den Ab­schnit­ten b) und c) der Wirt­schafts­zweige zu­ge­ord­net wer­den kann, gleich­wohl als pro­du­zie­ren­des Ge­werbe an­ge­se­hen wer­den kann.

Darüber hin­aus ist es recht­lich nicht zu be­an­stan­den, dass die Be­frei­ungs­re­ge­lun­gen der §§ 40 ff. EEG eng aus­ge­legt wer­den müssen. Denn mit der Be­frei­ung von strom­in­ten­si­ven Un­ter­neh­men geht zwin­gend eine höhere Be­las­tung der an­de­ren Strom­ver­brau­cher ein­her, weil die Kos­ten die um­ge­legt würden, sich nicht ver­rin­gern können. Es ist auch kein Ver­stoß ge­gen den Gleich­heits­grund­satz zu er­ken­nen, so­weit sich die Kläge­rin ge­genüber Un­ter­neh­men des ver­ar­bei­ten­den Ge­wer­bes be­nach­tei­ligt sieht. Auch der Um­stand, dass die Kläge­rin auf­grund ei­ner Neu­re­ge­lung des EEG 2014 als Re­cy­cling­un­ter­neh­men wie­der in den Ge­nuss der Be­frei­ung kom­men kann, kann nicht als Be­leg für eine Un­gleich­be­hand­lung her­an­ge­zo­gen wer­den. Denn die Be­weggründe des Ge­setz­ge­bers für die geänderte Fas­sung können wirt­schafts­po­li­ti­schen Über­le­gun­gen ge­schul­det wor­den sein, weil zum Bei­spiel ver­hin­dert wer­den soll, dass Re­cy­cling­un­ter­neh­men ihre Tätig­keit in das außer­eu­ropäische Aus­land ver­le­gen.

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