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Keine Steuerfreiheit einer Zulage für Dienst zu wechselnden Zeiten bei einem Polizeibeamten

Niedersächsisches FG 28.6.2016, 10 K 146/15

Die einem Po­li­zei­be­am­ten ge­zahlte Zu­lage für Dienst zu wech­seln­den Zei­ten nach §§ 17a ff. EZulV ist nicht nach § 3b EStG steu­er­frei. Dies gilt auch, in­so­weit sich die Höhe der Zu­lage nach den tatsäch­lich ge­leis­te­ten Nacht­dienst­stun­den rich­tet.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläger sind ver­hei­ra­tet und wer­den für das Streit­jahr 2014 zur Ein­kom­men­steuer zu­sam­men ver­an­lagt. Der Kläger ist als Po­li­zei­voll­zugs­be­am­ter der Bun­des­po­li­zei nicht­selbständig tätig und er­zielte im Streit­jahr ne­ben sei­nen Grund­bezügen Zu­la­gen für Dienst zu wech­seln­den Zei­ten i.H.v. ins­ge­samt rd. 1.000 €. Diese ge­zahl­ten Zu­la­gen be­han­delte der Ar­beit­ge­ber als steu­er­pflich­ti­gen Ar­beits­lohn und un­ter­warf sie dem Lohn­steu­er­ab­zug. Der Kläger er­hielt zu­dem Zu­la­gen für Dienst zu ungüns­ti­gen Zei­ten für ge­leis­tete Stun­den an Sams­ta­gen (0,77 €/Std.), Sonn- und Fei­er­ta­gen (3,11 €/Std. (3,20 €/Std ab März 2014)) und zur Nacht­zeit (1, 47 €/Std (1,51 €/Std ab März 2014)). Der Ar­beit­ge­ber be­han­delte diese Zu­la­gen als steu­er­freien Ar­beits­lohn.

Im Ein­kom­men­steu­er­be­scheid 2014 setzte das Fi­nanz­amt die Steuer un­ter Berück­sich­ti­gung des vom Ar­beit­ge­ber über­mit­tel­ten Brut­to­ar­beits­loh­nes von rd. 49.500 € fest. Die Kläger wen­den sich ge­gen die Steu­er­fest­set­zung und ma­chen die Steu­er­frei­heit der Zu­lage für Dienst zu wech­seln­den Zei­ten gel­tend. Die Steu­er­frei­heit er­gebe sich aus § 3b EStG. Das Fi­nanz­amt ver­trat hin­ge­gen die Auf­fas­sung, die seit dem 1.10.2013 an die Stelle der bis­he­ri­gen "Zu­la­gen für Schicht- und Wech­sel­schicht­dienst" ge­tre­tene "Zu­lage für Dienst zu wech­seln­den Zei­ten" erfülle ebenso wie die zu­vor pau­schal ge­zahlte Zu­lage nicht die Vor­aus­set­zun­gen des § 3b EStG.

Das FG wies die hier­ge­gen ge­rich­tete Klage ab. Die Re­vi­sion zum BFH wurde we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che so­wie zur Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung zu­ge­las­sen.

Die Gründe:
Nach § 3b Abs. 1 EStG sind Zu­schläge, die für tatsäch­lich ge­leis­tete Sonn­tags-, Fei­er­tags- oder Nacht­ar­beit ne­ben dem Grund­lohn ge­zahlt wer­den, steu­er­frei, so­weit sie be­stimmte Pro­zentsätze des Grund­lohns nicht über­stei­gen. Die an den Kläger ge­zahl­ten strei­ti­gen Zu­la­gen erfüllen die Vor­aus­set­zun­gen des § 3b EStG nicht.

Rechts­grund­lage der vor­lie­gend strei­ti­gen Zu­la­gen sind §§ 17aff. der Ver­ord­nung über die Gewährung von Er­schwer­nis­zu­la­gen (Er­schwer­nis­zu­la­gen­ver­ord­nung - EZulV). Diese Vor­schrif­ten ha­ben mit Wir­kung ab 1. Ok­to­ber 2013 die bis da­hin gel­ten­den "Zu­la­gen für Schicht - und Wech­sel­schicht­dienst" er­setzt. Zwar rich­tet sich die Höhe der Zu­lage be­zo­gen auf die nach § 17a i.V.m. § 17b S. 1 Nr. 1 und 2 EZulV ge­leis­te­ten Beträge nach den tatsäch­lich in den Nacht­stun­den ge­leis­te­ten Dienst­stun­den und wird die Zu­lage auch ne­ben dem auch diese Stun­den um­fas­sen­den Grund­ge­halt gewährt.

Hin­ter­grund der Zah­lung ist al­ler­dings nicht al­lein der Um­stand, dass Dienste zur Nacht­zeit oder an Wo­chen­en­den ge­leis­tet wer­den. Die­sem Um­stand wird in­des be­reits durch die Zu­la­gen nach §§ 3ff. EZulV Rech­nung ge­tra­gen. Viel­mehr dient die Zu­lage vor­ran­gig dem Aus­gleich für Dienste zu wech­seln­den Zei­ten und würde bei­spiels­weise nicht ge­zahlt wer­den, wenn der Be­trof­fene re­gelmäßig nur in den Nacht­stun­den tätig ist. Dem­ge­genüber zieht sie Erfüllung der Vor­aus­set­zun­gen des § 17a S. 1 Nr. 1 EZulV re­gelmäßig die Erfüllung auch der Vor­aus­set­zung des § 17a S. 1 Nr. 2 EZulV nach sich, denn nach der in § 17a S. 2 EZulV ent­hal­te­nen De­fi­ni­tion der Wech­sel­schicht ist zu­min­dest bei Voll­zeit­be­schäfti­gung die Ab­leis­tung der Ar­beits­zeit auch in den Nacht­stun­den (zwi­schen 20 und 6 Uhr) der Wech­sel­schicht im­ma­nent.

Dem­zu­folge wird die Zu­lage, auch wenn sie bei der Be­mes­sung der Höhe al­lein an die Nacht­stun­den anknüpft, nicht al­lein "für" tatsäch­lich ge­leis­tete Sonn-, Fei­er­tags- und Nacht­ar­beit gewährt, son­dern zu­min­dest auch als fi­nan­zi­el­ler Aus­gleich für wech­selnde Dienste und den da­mit ver­bun­de­nen be­son­de­ren Be­las­tun­gen durch den Bio­rhyth­mus­wech­sel. Ein Aus­gleich der be­son­de­ren Be­las­tun­gen des Bio­rhyth­mus durch Wech­sel­schich­ten ist von der Re­ge­lung des § 3b EStG in­des nicht um­fasst. Da sich der Zu­schlag auch nicht nach ob­jek­tiv be­stimm­ba­ren Kri­te­rien in einen begüns­tig­ten und einen nicht begüns­tig­ten An­teil auf­tei­len lässt, kommt auch eine teil­weise Steu­er­frei­stel­lung nicht in Be­tracht.

Link­hin­weis:

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