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Keine Versicherungsteuer auf Sportinvaliditätsversicherungen

BFH 17.12.2014, II R 18/12

Sport­in­va­li­ditätsver­si­che­run­gen un­ter­lie­gen auch dann nicht der Ver­si­che­rung­steuer, wenn ein Sport­ver­ein eine sol­che Ver­si­che­rung ab­schließt und da­mit das Ri­siko der Sport­in­va­li­dität ei­nes bei ihm an­ge­stell­ten Sport­lers ver­si­chert. Bei der An­wen­dung der Vor­schrift kann nicht da­nach dif­fe­ren­ziert wer­den, ob das Ri­siko des Sport­lers ab­ge­deckt wird, sei­nen Sport dau­ernd oder vorüber­ge­hend nicht mehr pro­fes­sio­nell ausüben zu können (sog. Spiel­er­ei­gen­de­ckung), oder ob das fi­nan­zi­elle (Aus­fall-)Ri­siko des Sport­ver­eins im Fall der In­va­li­dität sei­nes Sport­lers (sog. Markt­wert­de­ckung) ab­ge­deckt wird.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin ist ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men. Sie hatte in der Ver­gan­gen­heit Sport­in­va­li­ditätsver­si­che­run­gen mit Ver­ei­nen der Fußball-Bun­des­liga ab­ge­schlos­sen. Ver­si­che­rungs­neh­mer wa­ren die Ver­eine, ver­si­cherte Per­so­nen die Pro­fi­spie­ler und ver­si­cher­tes Ri­siko die Sport­in­va­li­dität. Bei Ein­tritt des Ver­si­che­rungs­falls stand dem Sport­ver­ein ein An­spruch auf eine ein­ma­lige Geld­zah­lung zu. Für die im Zeit­raum von Ja­nuar 2000 bis De­zem­ber 2003 an die Kläge­rin ge­zahl­ten Ver­si­che­rungs­ent­gelte von ins­ge­samt 684.992 € gab sie in der An­nahme, die Zah­lun­gen seien gem. § 4 Nr. 5 S. 1 Vers­StG in der hier maßgeb­li­chen Fas­sung von der Be­steue­rung aus­ge­nom­men, keine Steu­er­an­mel­dun­gen ab.

Die Steu­er­behörde sah die Vor­aus­set­zun­gen des § 4 Nr. 5 Vers­StG als nicht erfüllt an. Es er­rech­nete - un­ter Zu­grun­de­le­gung des bis zum Jahr 2001 bzw. ab dem Jahr 2002 gel­ten­den Steu­er­sat­zes - eine von der Kläge­rin nach­zu­en­trich­tende Ver­si­che­rung­steuer von ins­ge­samt 108.127 €. Das FG gab der hier­ge­gen ge­rich­te­ten Klage statt. Die Re­vi­sion des BZSt blieb vor dem BFH er­folg­los.

Die Gründe:
Die Zah­lung der Ver­si­che­rungs­ent­gelte für die von der Kläge­rin ab­ge­schlos­se­nen Sport­in­va­li­ditätsver­si­che­run­gen wa­ren gem. § 4 Nr. 5 S. 1 Vers­StG von der Be­steue­rung aus­zu­neh­men.

Bei der An­wen­dung der Vor­schrift auf Sport­in­va­li­ditätsver­si­che­run­gen kann nicht da­nach dif­fe­ren­ziert wer­den, ob sie das Ri­siko des Sport­lers ab­de­cken, sei­nen Sport dau­ernd oder vorüber­ge­hend nicht mehr pro­fes­sio­nell ausüben zu können (sog. Spiel­er­ei­gen­de­ckung), oder ob durch diese Ver­si­che­rung das fi­nan­zi­elle (Aus­fall-)Ri­siko ei­nes Sport­ver­eins im Fall der In­va­li­dität sei­nes Sport­lers (sog. Markt­wert­de­ckung) ab­ge­deckt wird. Zwar wer­den mit die­sen ver­schie­de­nen Ar­ten der Sport­in­va­li­ditätsver­si­che­rung un­ter­schied­li­che wirt­schaft­li­che Zwecke ver­folgt. Diese sind aber nach dem Wort­laut des § 4 Nr. 5 S. 1 Vers­StG, der aus­schließlich an die Ver­si­che­rung der hier näher auf­gezähl­ten Wag­nisse anknüpft, ohne Be­deu­tung.

Ins­be­son­dere enthält die Re­ge­lung kei­ner­lei Verknüpfung der Steu­er­be­frei­ung mit einem durch die Ver­si­che­rung ver­folg­ten Ver­sor­gungs­zweck und dif­fe­ren­ziert nicht da­nach, wes­sen Ri­siko durch die Ver­si­che­rung ab­ge­deckt wer­den soll. Die­ser Be­ur­tei­lung steht nicht ent­ge­gen, dass es sich bei den über­nom­me­nen Ri­si­ken der Ver­eine aus­schließlich um wirt­schaft­li­che han­delt. Denn sämt­li­che in § 4 Nr. 5 Vers­StG ge­nann­ten Ver­si­che­run­gen etwa für den Fall der Krank­heit, der Be­rufs- oder Er­werbs­unfähig­keit, des Al­ters oder des To­des zie­len dar­auf ab, die wirt­schaft­li­chen Fol­gen ei­nes schick­sal­haf­ten Er­eig­nis­ses durch fi­nan­zi­elle Leis­tun­gen des Ver­si­che­rers aus­zu­glei­chen oder ab­zu­mil­dern.

Für die An­wen­dung des § 4 Nr. 5 S. 1 Vers­StG ist dem­nach, nicht an­ders als für die Aus­le­gung des Merk­mals "Ver­si­che­rungs­verhält­nis" i.S.d. § 1 Abs. 1 Vers­StG al­lein auf das Vor­han­den­sein ei­nes vom Ver­si­che­rer ge­gen Ent­gelt über­nom­me­nen Wag­nis­ses ab­zu­stel­len (vgl. BFH-Ur­teil v. 11.12.2013, Az.: II R 53/11). Ein sol­ches Wag­nis in Ge­stalt der bei einem Sport­ler ein­tre­ten­den Sport­in­va­li­dität hatte die Kläge­rin im vor­lie­gen­den Fall auf­grund der mit den Sport­ver­ei­nen ge­schlos­se­nen Sport­in­va­li­ditätsver­si­che­run­gen über­nom­men.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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