Um als Krankenhaus langfristig eine qualitativ hochwertige und patientenorientierte medizinische Versorgung sicherzustellen und im harten Wettbewerb bestehen zu können, ist es zwingend notwendig, dieses auf wirtschaftlich gesunde Beine zu stellen. Häufig wird eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit mit harten Restrukturierungsmaßnahmen - insbesondere im Personalbereich - gleichgesetzt; an eine Erhöhung der Produktivität z.B. durch Optimierung der innerbetrieblichen Abläufe wird häufig erst im zweiten Schritt gedacht. Die Erhöhung der Produktivität führt zwangsläufig bei ansonsten unveränderten Voraussetzungen zu einer Leistungsausweitung, da mit den bestehenden Personalressourcen mehr Patienten behandelt werden können. Hierbei sind selbstverständlich budgetrelevante Restriktionen in der Planung mit zu berücksichtigen (Fixkostendegressionsabschlag, Mehrleistungsausgleich). Auch müssen im Rahmen von geplanten Leistungsausweitungen potenzielle sprungfixe Kosten (z.B. aufgrund von Mindestbesetzungen von Stationen) berücksichtigt werden.
Bevor Maßnahmen zur Produktivitätserhöhung entwickelt und umgesetzt werden können, müssen das Krankenhaus auf Optimierungspotenziale hin analysiert werden. Im Anschluss daran sind die relevanten Leistungseinheiten zu identifizieren. Um Hinweise auf solche Leistungseinheiten mit mangelhafter Produktivität zu erlangen, ist die Durchführung eines Benchmark-Vergleichs sinnvoll.
Ein solcher Benchmark-Vergleich kann innerhalb eines Krankenhauses (z. B. zwischen verschiedenen Abteilungen oder Stationen) oder auch extern (Vergleich mit anderen Krankenhäusern) durchgeführt werden. Falls durch den Benchmark Auffälligkeiten (Abweichungen) festgestellt werden, sind diese ein erster Indikator für potenzielle Verbesserungspotenziale und müssen unter Berücksichtigung von strukturellen Besonderheiten der untersuchten Leistungseinheit weitergehend untersucht werden.
Beispiele für Produktivitäts- und Leistungskennzahlen
Eine hohe Aussagekraft über die Produktivität eines Krankenhauses bzw. einzelner Leistungseinheiten (Fachabteilungen oder Stationen) bietet die Analyse der Case-Mix-Punkte je Vollkraft im ärztlichen Dienst bzw. in der Pflege.
Eine beispielhafte Analyse vergleicht die Produktivität im stationären Sektor für die Ärzte und das Pflegepersonal mit der Grundgesamtheit (500 Krankenhäuser des Ebner Stolz-Krankenhausbenchmarks ) sowie im zweiten Schritt mit einer vordefinierten Vergleichsgruppe (alle Krankenhäuser im erweiterten Einzugsgebiet (Fahrleitzone) mit vergleichbarer Trägerstruktur). Die Ergebnisse unterscheiden sich insbesondere, da die zweite Auswertung regionale und/oder strukturelle Besonderheiten berücksichtigt.
In der Analyse des ärztlichen Dienstes liegt das Muster-Krankenhaus beispielsweise im Vergleich mit allen Krankenhäusern schlechter (138 CMP je Arzt; Benchmark-Median 145 bis 160 CMP je Arzt). Der Vergleich mit Krankenhäusern im erweiterten Einzugsgebiet und ähnlicher Trägerstruktur zeigt, dass sich das Musterkrankenhaus hier innerhalb des Benchmarks (130 bis 150 CMP je Arzt) bewegt.
Die Analyse der Produktivität des Pflegepersonals zeigt ein ähnliches Bild. Hier liegt das Muster-Krankenhaus (65 CMP je Pflegekraft) im Benchmark mit der Vergleichsgruppe sogar über dem Benchmark (50 bis 60 CMP je Pflegekraft).
Eine weitere Möglichkeit, die stationäre Produktivität eines Krankenhauses zu messen, ist die Analyse des Leistungsspektrums anhand der InEK-Kostenmatrix. Indem die KH- oder fachabteilungsspezifischen InEK-Kosten für die zu analysierenden Dienstart (Bsp. Ärztlicher Dienst) durch die durchschnittlichen Ist-Personalkosten pro Vollkraft in der jeweiligen Dienstart geteilt werden, ergibt sich ein Soll-VK-Wert, der im stationären Bereich zu 100% refinanziert wird. Weicht das tatsächlich für die Leistungserbringung eingesetzte Personal (Vollkräfte) nach oben ab, ergibt sich somit ein Hinweis auf eine mangelhafte Produktivität bzw. auf Ineffizienzen bei der Leistungserbringung. Wichtig für eine solche Analyse ist es, eine Datenlage im Krankenhaus zu schaffen, die zumindest eine vereinfachte Trennung von stationären und ambulanten Aufgaben ermöglicht.
Die obigen Beispiele zeigen, dass die Durchführung und die Interpretation eines Benchmarks eine komplexe Aufgabe und somit eine Herausforderung für das Management im Krankenhaus sind. Gerne unterstützen wir Sie bei der Durchführung von Benchmark-Untersuchungen sowie bei der Analyse der Ergebnisse und entwickeln gemeinsam mit Ihnen Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung.