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Mangel an Halbleiterchips bremst die Automobilindustrie aus

2021 war ein re­kord­verdäch­ti­ges Jahr für welt­weite Fu­sio­nen und Über­nah­men, in dem die Zahl der Deals im Ver­gleich zu 2020 um noch nie da­ge­we­sene 24 % stieg. Der Wert der öff­ent­lich be­kannt ge­ge­be­nen Deals er­reichte mit 5,1 Mrd. US-Dol­lar einen Höchst­stand und lag da­mit gut 57 % über dem Wert von 2020. Auch wenn viele Deals auf­grund der Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie im Jahr 2020 auf das Jahr 2021 ver­scho­ben wur­den, deu­tet al­les dar­auf hin, dass auch das Jahr 2022 ein wei­te­res er­eig­nis­rei­ches Jahr wird.

Auch wenn der deut­sch-in­di­sche Han­dels­kor­ri­dor im Jahr 2021 keine großen Deals ver­zeich­nete, wie­sen die ein­zel­nen Länder im Trans­ak­ti­ons­be­reich hohe Wachs­tums­fak­to­ren auf. Deutsch­land ver­zeich­nete die meis­ten Deals in der DACH-Re­gion, wo­bei die Über­nahme der Deut­schen Woh­nen durch Vo­no­via das größte Auf­se­hen er­regte. Von den ins­ge­samt 1.696 Deals in der DACH-Re­gion in der ers­ten Jah­reshälfte 2021 ent­fie­len mit 1.292 Deals 76% der Trans­ak­tio­nen auf Deutsch­land.

Auch in In­dien er­reich­ten die Fu­sio­nen und Über­nah­men im Jahr 2021 einen Höchst­stand, der vor al­lem von Erstkäufern ge­tra­gen wurde. Die durch die Co­vid-19-Pan­de­mie aus­gelösten Störun­gen ha­ben den Ak­qui­si­ti­ons­trend in In­dien wei­ter be­schleu­nigt, wo sich Un­ter­neh­men für den Weg der Über­nahme ent­schie­den ha­ben, um höhere Wachs­tums­ra­ten zu er­zie­len. Nach An­ga­ben des Fi­nanz­markt­for­schungs­in­sti­tuts Re­fi­ni­tiv er­reich­ten die Fu­sio­nen und Über­nah­men in In­dien ein Drei­jah­res­hoch, nach­dem in den ers­ten neun Mo­na­ten des Jah­res 2021 Ge­schäfte im Wert von 90,4 Mrd. US-Dol­lar ab­ge­schlos­sen wur­den.

In der Re­gel spiel­ten sich die meis­ten Trans­ak­tio­nen, die in der Ver­gan­gen­heit zwi­schen Deutsch­land und In­dien ab­ge­schlos­sen wur­den, im Au­to­mo­bil­sek­tor ab. Deutsch­land, das als Ge­burts­land des Au­to­mo­bils gilt, hat mit sei­nen erst­klas­si­gen F&E-Ein­rich­tun­gen, der vollständi­gen In­te­gra­tion der in­dus­tri­el­len Wert­schöpfungs­kette und sei­nen hoch­qua­li­fi­zier­ten Ar­beitskräften ein in­ter­na­tio­nal wett­be­werbsfähi­ges Um­feld für die Au­to­mo­bil­in­dus­trie ge­schaf­fen. In­dien wie­derum ent­wi­ckelt sich zu ei­ner glo­ba­len Dreh­scheibe für die Be­schaf­fung von Au­to­mo­bil­kom­po­nen­ten. Dies macht die bei­den Länder zu idea­len Part­nern. Die Au­to­mo­bil­in­dus­trie ist so­wohl für In­dien als auch für Deutsch­land von zen­tra­ler Be­deu­tung und die Bran­che wan­delt sich in einem alar­mie­ren­den Tempo: da­bei rücken Elek­tro­fahr­zeuge verstärkt ins Ram­pen­licht. In der Ver­gan­gen­heit hat sich In­dien an eu­ropäischen Nor­men und tech­ni­schen Vor­schrif­ten ori­en­tiert. Dies er­sparte In­dien nicht nur viel Zeit und Mühe, son­dern ermöglichte auch den Zu­gang zu neuen Tech­no­lo­gien und In­no­va­tio­nen.

Al­ler­dings er­lebt die in­di­sche Au­to­mo­bil­in­dus­trie der­zeit eine enorme Ver­lang­sa­mung, die durch den welt­wei­ten Man­gel an Halb­lei­ter­chips ver­ur­sacht wird. Dies be­trifft ins­be­son­dere das Pkw-Seg­ment, wo In­dien einen Pro­duk­ti­ons­ver­lust von min­des­tens 0,5 Mio. Ein­hei­ten zu ver­zeich­nen hat.

Wie kam es zu der Ver­knap­pung von Halb­lei­ter­chips? Bei Halb­lei­tern han­delt es sich um Si­li­zi­um­chips, die für Steuer- und Spei­cher­funk­tio­nen in Pro­duk­ten wie Au­tos, Mo­bil­te­le­fo­nen und ver­schie­de­nen an­de­ren elek­tro­ni­schen Geräten ver­wen­det wer­den. Für die Ver­knap­pung die­ser Chips gibt es zwei we­sent­li­che Gründe: Die zu­neh­mende Ver­wen­dung von Halb­lei­tern in der Au­to­mo­bil­in­dus­trie in den letz­ten Jah­ren im Zuge des tech­no­lo­gi­schen Fort­schritts und der neuen Mo­delle, die im­mer mehr elek­tro­ni­sche Funk­tio­nen wie Blue­tooth, Na­vi­ga­tion, Fah­reras­sis­tenz usw. ent­hal­ten. Laut dem Cen­trum IB Au­to­mo­tive Up­date vom Fe­bruar 2022 ist der An­teil der Elek­tro­nik­kos­ten an den Ge­samt­fahr­zeug­kos­ten welt­weit von 22 % im Jahr 2000 auf 40 % im Jahr 2020 ge­stie­gen. Der zweite Grund be­steht in den Aus­wir­kun­gen der glo­ba­len Pan­de­mie. Die stärker als er­war­tet aus­ge­fal­lene Nach­fra­ge­er­ho­lung in al­len Bran­chen hat zu aku­ten Engpässen und War­te­zei­ten in der Bran­che geführt. Der Strom­aus­fall nach dem Po­lar­wir­bel in Te­xas, der Brand in der Re­ne­sas-Ein­heit in Ja­pan An­fang 2021 und die Ab­rie­ge­lungsmaßnah­men in wich­ti­gen Lie­fer­re­gio­nen (Ma­lay­sia und Thai­land) ha­ben die Lie­fer­ket­ten für Au­to­mo­bil­kom­po­nen­ten in In­dien, das der­zeit 100 % sei­nes Be­darfs an Halb­lei­ter­chips im­por­tiert, wei­ter er­heb­lich be­einträch­tigt.

In An­be­tracht der Knapp­heit und des Pro­duk­ti­onsrück­gangs in ver­schie­de­nen Bran­chen, der im Sep­tem­ber 2021 sei­nen Höhe­punkt er­reichte, kündigte In­dien in sei­nem Haus­halt 2022 einen 10-Mil­li­ar­den-US-Dol­lar-An­reiz­plan an, um Halb­lei­ter­her­stel­ler zur Er­rich­tung von An­la­gen auf dem Sub­kon­ti­nent zu be­we­gen. Als Teil sei­nes Plans, In­dien als glo­bale Dreh­scheibe für die Elek­tro­nik­pro­duk­tion zu eta­blie­ren, wird In­dien förde­rungswürdi­gen Her­stel­lern eine fi­nan­zi­elle Un­terstützung von bis zu 30 - 50 % der Pro­jekt­kos­ten gewähren. Zu den Un­ter­neh­men, die In­ter­esse an die­ser Möglich­keit ge­zeigt ha­ben, gehören Is­ra­els Tower Se­mi­con­duc­tor, Fo­xconn, United Mi­cro­elec­tro­nics Corp, Fu­jitsu, In­tel und AMD. Ne­ben den ausländi­schen Un­ter­neh­men kündigte auch die Tata Group an, bis zu 300 Mio. US-Dol­lar in eine Halb­lei­ter-Mon­tage- und Test­ein­heit zu in­ves­tie­ren, und Ve­danta, ein wei­te­res lo­ka­les Un­ter­neh­men, gab seine Ab­sicht be­kannt, eben­falls 15 Mrd. US-Dol­lar in ein Halb­lei­ter­werk zu in­ves­tie­ren.

Der Um­satz der in­di­sche Halb­lei­ter­in­dus­trie wird der­zeit auf 15 Mrd. US-Dol­lar ge­schätzt und soll bis 2026 auf 63 Mrd. US-Dol­lar an­wach­sen. Die Ent­schei­dung der Re­gie­rung, An­reize zu schaf­fen, um das Land zu einem glo­ba­len Chip­her­stel­ler ma­chen wird mit Span­nung er­war­tet. Dies könnte wie­derum dem deut­sch-in­di­schen M&A-Kor­ri­dor Auf­trieb ge­ben. Wenn so­wohl na­tio­nale wie auch in­ter­na­tio­nale Un­ter­neh­men diese Chance er­grei­fen, könnte der welt­weite Halb­lei­ter­man­gel end­lich gelöst wer­den.

Ob­wohl der wirt­schaft­li­che Op­ti­mis­mus nach wie vor groß ist und die Fak­to­ren, die zum Re­kord­markt für Fu­sio­nen und Über­nah­men im Jahr 2021 bei­ge­tra­gen ha­ben, auch im Jahr 2022 einen großen Ein­fluss ha­ben wer­den, be­steht eine der Lek­tio­nen, die die Pan­de­mie den Deal-Ma­chern er­teilt hat, darin, auf das neue, be­schleu­nigte Tempo des Wan­dels zu ach­ten. Die­ses kann er­heb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Trans­ak­tio­nen und die Bran­che ha­ben. Wir von Eb­ner Stolz ste­hen Ih­nen mit Rat und Tat zur Seite, nicht nur in Deutsch­land, son­dern welt­weit durch un­se­ren glo­ba­len Ne­xia-Part­ner.

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