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Markenstreit um Neuschwanstein

EuGH 6.9.2018, C-488/16 P

Der EuGH hat die Ein­tra­gung der Uni­ons­marke Neu­schwan­stein zu­guns­ten des Frei­staats Bay­ern bestätigt. Der Ver­triebs­ort, auf den sich die Be­zeich­nung "Neu­schwan­stein" be­zieht, stellt als sol­cher in den Au­gen der maßgeb­li­chen Ver­kehrs­kreise die Be­schrei­bung ei­ner Be­schaf­fen­heit oder ei­nes we­sent­li­chen Merk­mals der von der an­ge­grif­fe­nen Marke er­fass­ten Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen dar.

Der Sach­ver­halt:

Ende 2011 trug das Amt der Eu­ropäischen Union für geis­ti­ges Ei­gen­tum (EU­IPO) zu­guns­ten des Frei­staats Bay­ern das Wort­zei­chen "NEU­SCHWAN­STEIN" als Uni­ons­marke für ver­schie­dene Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen ein, u.a. für Be­klei­dung, be­stimmte Le­bens­mit­tel, Spiele, Schmuck, Pa­pier­wa­ren, Glas­wa­ren, Le­der­wa­ren, Wer­bung, Fi­nanz- und Im­mo­bi­li­en­we­sen. Kurz dar­auf be­an­tragte der kla­gende Bun­des­ver­band Sou­ve­nir - Ge­schenke - Eh­ren­preise beim EU­IPO die Nich­ti­gerklärung die­ser Marke.

Das EU­IPO lehnte dies ab: Ers­tens ent­halte die an­ge­grif­fene Marke keine An­ga­ben, die dazu die­nen könn­ten, die geo­gra­fi­sche Her­kunft oder an­dere Merk­male der be­tref­fen­den Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen zu be­zeich­nen. Zwei­tens sei die Marke un­ter­schei­dungskräftig - das heißt, sie sei ge­eig­net, die Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen, für die die Ein­tra­gung be­an­tragt wor­den sei, als von einem be­stimm­ten Un­ter­neh­men stam­mend zu kenn­zeich­nen. Drit­tens habe der Bun­des­ver­band nicht nach­ge­wie­sen, dass die An­mel­dung der an­ge­grif­fe­nen Marke bösgläubig vor­ge­nom­men wor­den sei.

Das EuG wies die hier­ge­gen ge­rich­tete Klage des Bun­des­ver­bands ab. Das Rechts­mit­tel des Klägers hatte vor dem EuGH kei­nen Er­folg.

Die Gründe:

Die Ein­tra­gung der Uni­ons­marke Neu­schwan­stein zu­guns­ten des Frei­staats Bay­ern ist nicht zu be­an­stan­den.

Das EuG hat rechts­feh­ler­frei ent­schie­den, dass das Schloss Neu­schwan­stein als sol­ches kein Ort der Her­stel­lung von Wa­ren oder der Er­brin­gung von Dienst­leis­tun­gen ist, so dass die an­ge­grif­fene Marke kei­nen Hin­weis auf die geo­gra­fi­sche Her­kunft der von ihr er­fass­ten Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen bie­ten kann. Ins­be­son­dere steht nicht zu er­war­ten, dass der Ver­triebs­ort, auf den sich die Be­zeich­nung "Neu­schwan­stein" be­zieht, als sol­cher in den Au­gen der maßgeb­li­chen Ver­kehrs­kreise die Be­schrei­bung ei­ner Be­schaf­fen­heit oder ei­nes we­sent­li­chen Merk­mals der von der an­ge­grif­fe­nen Marke er­fass­ten Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen dar­stellt.

Das EuG hat auch das Vor­lie­gen der Un­ter­schei­dungs­kraft in recht­lich hin­rei­chen­der Weise da­mit begründet, dass al­lein die Ver­bin­dung die­ser Marke mit den be­tref­fen­den Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen es den maßgeb­li­chen Ver­kehrs­krei­sen er­laubt, sie von de­nen zu un­ter­schei­den, die an an­de­ren kom­mer­zi­el­len oder tou­ris­ti­schen Stätten ver­kauft oder er­bracht wer­den. Hin­sicht­lich der vom Kläger gel­tend ge­mach­ten Bösgläubig­keit des Frei­staat Bay­erns bei An­mel­dung der Marke ist klar­zu­stel­len, dass das dies­bezügli­che Vor­brin­gen des Klägers wohl in Wirk­lich­keit dar­auf ab­zielt, die vom EuG vor­ge­nom­mene Be­weiswürdi­gung in Frage zu stel­len. Dies je­doch ist un­zulässig.

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