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Steuerberatung

Handlungsbedarf aufgrund Meldepflicht für grenzüberschreitende Steuergestaltungen

Grenzüber­schrei­tende Steu­er­ge­stal­tun­gen müssen dem Fis­kus ab 1.7.2020 in­ner­halb von 30 Ta­gen ge­mel­det wer­den. Ent­spre­chende Vor­ga­ben ei­ner EU-Richt­li­nie wur­den zwi­schen­zeit­lich in na­tio­na­les Recht um­ge­setzt.

Die EU-weite Mel­de­pflicht zielt vor­dergründig auf sog. ag­gres­sive Steu­er­ge­stal­tun­gen ab. Doch ist so­wohl der Wort­laut der EU-Richt­li­nie als auch die na­tio­nale Re­ge­lung, die am 1.1.2020 in Kraft ge­tre­ten ist, deut­lich wei­ter ge­fasst, so dass un­ter die Mel­de­pflicht u.a. auch Struk­tu­ren so­wie Aus­ge­stal­tun­gen grenzüber­schrei­ten­der Ge­schäfts­vorfälle im Kon­zern fal­len können.

Meldepflicht für grenzüberschreitende Steuergestaltungen ab 1.7.2020 löst schon jetzt Handlungsbedarf aus!© unsplash

Die Mel­de­pflicht für grenzüber­schrei­tende Steu­er­ge­stal­tun­gen greift ab 1.7.2020. Hand­lungs­be­darf be­steht aber be­reits für grenzüber­schrei­tende Steu­er­ge­stal­tun­gen, bei de­nen der er­ste Schritt zwi­schen dem 25.6.2018 und dem 30.6.2020 um­ge­setzt wurde bzw. wird. Diese Ge­stal­tun­gen müssen bis Ende Au­gust 2020 nach­ge­mel­det wer­den.

Die Mel­de­pflicht für grenzüber­schrei­tende Steu­er­ge­stal­tun­gen er­fasst Ge­stal­tun­gen, die mehr als einen Mit­glied­staat bzw. einen Mit­glied­staat und einen oder meh­rere Dritt­staa­ten be­tref­fen. Sie müssen spe­zi­elle in der Richt­li­nie ka­te­go­ri­sierte Kenn­zei­chen, sog. Hall­marks, auf­wei­sen. Ne­ben stan­dar­di­sier­ten Ge­stal­tungs­mo­del­len können auch in­di­vi­du­elle Ge­stal­tun­gen un­ter die Mel­de­pflicht fal­len, wenn min­des­tens ei­nes der vie­len Kenn­zei­chen vor­liegt. Im Er­geb­nis las­sen sich der­zeit pau­schal keine kla­ren Aus­sa­gen tref­fen, wann eine Ge­stal­tung mel­de­pflich­tig ist. Dazu enthält so­wohl die Richt­li­nie als auch die deut­sche Re­ge­lung zu viele un­be­stimmte Rechts­be­griffe. So können von der Mel­de­pflicht z. B. Um­struk­tu­rie­run­gen, grenzüber­schrei­tende Dar­le­hens­be­zie­hun­gen oder Li­zenz­zah­lun­gen er­fasst sein. Zur Mel­de­pflicht kann aber auch die „Um­wand­lung“ von Einkünf­ten in nied­ri­ger be­steu­erte oder steu­er­freie Ar­ten von Ein­nah­men führen. Teil­weise kann eine Mel­de­pflicht ver­mie­den wer­den, wenn hin­rei­chende wirt­schaft­li­che Gründe vor­lie­gen, so dass ein et­wai­ger Steu­er­vor­teil aus der „Ge­stal­tung“ in den Hin­ter­grund tritt (d.h. kei­nen der Hauptgründe für die „Ge­stal­tung“ dar­stellt).

Die Mel­dung muss elek­tro­ni­sch an das Bun­des­zen­tral­amt für Steu­ern über­mit­telt wer­den, von wo aus die Da­ten in ein von der EU-Kom­mis­sion ein­ge­rich­te­tes „Zen­tral­ver­zeich­nis“ wei­ter­ge­ge­ben wer­den. Das Zen­tral­ver­zeich­nis kann von den an­de­ren EU-Mit­glied­staa­ten ab­ge­ru­fen wer­den. Aber auch die na­tio­na­len Fi­nanz­behörden wer­den Da­ten er­hal­ten, um schnel­ler un­erwünsch­ten Ge­stal­tun­gen ent­ge­gen wir­ken zu können. Das lo­kale Fi­nanz­amt ist über eine um­ge­setzte mel­de­pflich­tige Ge­stal­tung so­gar un­mit­tel­bar vom Steu­er­pflich­ti­gen zu in­for­mie­ren, der zu ei­ner ent­spre­chen­den An­gabe in sei­ner Steu­er­erklärung ver­pflich­tet wird.

Zu über­mit­teln sind ne­ben ei­ner Be­schrei­bung und den steu­er­li­chen Aus­wir­kun­gen der mel­de­pflich­ti­gen Ge­stal­tung u. a. die ein­schlägi­gen Rechts­vor­schrif­ten (auch ausländi­sche!), die der Ge­stal­tung zu Grunde lie­gen.

Mel­de­pflich­tig sind grundsätz­lich die sog. In­ter­mediäre. Hier­un­ter fal­len insb. Steu­er­be­ra­ter, Wirt­schaftsprüfer, Rechts­anwälte, aber ggf. auch an­dere Be­ra­ter wie Ban­ken. So­fern In­ter­mediäre ei­ner ge­setz­li­chen Ver­schwie­gen­heits­pflicht un­ter­lie­gen, wie in Deutsch­land z. B. Steu­er­be­ra­ter, Rechts­anwälte oder Wirt­schaftsprüfer, und der Man­dant den Be­ra­ter hier­von nicht ent­bin­det, muss der Man­dant per­so­nen­be­zo­gene An­ga­ben grundsätz­lich selbst über­mit­teln. Die Mel­de­pflicht wird in sol­chen Fällen auf­ge­split­tet und ist teils vom Be­ra­ter und teils vom Man­dan­ten zu erfüllen.

Mit den neuen Mel­de­pflich­ten wird ein spürba­rer zusätz­li­cher Erfüllungs­auf­wand ein­her­ge­hen, der sich bei den In­ter­mediären und auch bei den Steu­er­pflich­ti­gen aus­wirkt. Wird die Mel­de­pflicht vorsätz­lich oder leicht­fer­tig ver­letzt, droht ein Bußgeld von bis zu 25.000 Euro pro Ver­stoß.

Hin­weis: Um der erst­mals Mitte die­sen Jah­res an­ste­hen­den Mel­de­pflicht ge­recht wer­den zu können, soll­ten vor­sorg­lich In­for­ma­tio­nen über po­ten­zi­ell mel­de­pflich­tige grenzüber­schrei­tende Ge­stal­tun­gen bzw. über Gründe, wa­rum keine Mel­de­pflicht vor­lie­gen dürfte, vor­ge­hal­ten wer­den.

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