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Steuerberatung

Diskussionsentwurf eines Mindeststeueranpassungsgesetzes

Das BMF veröff­ent­lichte am 20.08.2024 den Dis­kus­si­ons­ent­wurf ei­nes Min­dest­steu­er­an­pas­sungs­ge­set­zes, mit dem neue Ver­wal­tungs­leit­li­nien der OECD in das Min­dest­steu­er­ge­setz ein­ge­ar­bei­tet wer­den sol­len.

Für Be­steue­rungs­zeiträume ab grundsätz­lich 2024 ha­ben Un­ter­neh­mens­grup­pen mit einem Ge­samt­jah­res­um­satz von min­des­tens 750 Mio. Euro in min­des­tens zwei der vier vor­an­ge­gan­ge­nen Ge­schäfts­jahre zu prüfen, ob der Ge­winn al­ler in ei­ner Ju­ris­dik­tion ansässi­gen Grup­pen­mit­glie­der ei­ner ef­fek­ti­ven Be­steue­rung von 15 % un­ter­liegt. Im Fall ei­ner nied­ri­ge­ren ef­fek­ti­ven Steu­er­be­las­tung ist ein ent­spre­chen­der Steu­erhöhungs­be­trag zu er­mit­teln und ab­zuführen, um die Steu­er­be­las­tung auf das Min­dest­ni­veau von 15 % hoch zu schleußen.

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Diese sog. glo­bale Min­dest­be­steue­rung, die auf OECD-Ebene be­schlos­sen wurde, wurde in Deutsch­land mit dem Min­dest­steu­er­ge­setz vom 21.12.2023 (BGBl. I 2023, Nr. 397) ein­geführt.

Die OECD veröff­ent­lichte am 15.12.2023 ergänzende Ver­wal­tungs­leit­li­nien, wel­che im Schwer­punkt den sog. CbCR-ba­sier­ten Safe Har­bour be­tref­fen. Da­bei han­delt es sich um Re­ge­lun­gen, die zeit­lich be­grenzt Er­leich­te­run­gen un­ter Ver­wen­dung der länder­be­zo­ge­nen Be­richte (CbCR) einräumen. Mit einem Min­dest­steu­er­an­pas­sungs­ge­setz sol­len in ers­ter Li­nie die von der OECD vor­ge­ge­be­nen Ände­run­gen im CbCR-ba­sier­ten Safe Har­bour in na­tio­na­les Recht um­ge­setzt wer­den. Das BMF legte dazu am 20.08.2024 einen Dis­kus­si­ons­ent­wurf vor, der u. a. fol­gende Ände­run­gen des Min­dest­steu­er­ge­set­zes vor­sieht:

  • Bei den sog. Safe Har­bour-Re­ge­lun­gen sind ei­nige Mo­di­fi­zie­run­gen vor­ge­se­hen.
    • Das Wahl­recht zur Nut­zung der Re­ge­lun­gen soll ex­pli­zit auch dann be­ste­hen, wenn keine Ver­pflich­tung zur Er­stel­lung ei­nes CbCR be­steht. In die­sem Falle sol­len Da­ten ver­wen­det wer­den, die zu be­rich­ten ge­we­sen wären (§ 84 Abs. 1 Satz 2 Min­StG-E).
    • Ergänzt wer­den soll zu­dem, dass ein Joint Ven­ture bzw. eine Joint Ven­ture Gruppe in einem Steu­er­ho­heits­ge­biet als ei­genständig zu tes­ten­des Steu­er­ho­heits­ge­biet zu be­han­deln ist (ei­ge­ner „Blen­ding Kreis“), wenn in dem­sel­ben Steu­er­ho­heits­ge­biet Ge­schäfts­ein­hei­ten der Un­ter­neh­mens­gruppe be­le­gen sind (§ 85 Abs. 1 Satz 1 Min­StG-E).
    • Die De­fi­ni­tion ei­nes qua­li­fi­zier­ten CbCR soll neu ge­fasst wer­den. Er­for­der­lich soll sein, dass die Da­ten auf Grund­lage von qua­li­fi­zier­ten Rech­nungs­le­gungs­in­for­ma­tio­nen er­ho­ben wer­den und sich je­den­falls für ein Steu­er­ho­heits­ge­biet aus ein­heit­lich er­mit­tel­ten Rech­nungs­le­gungs­da­ten er­ge­ben (§ 87 Satz 1 Nr. 1 Satz 1 Min­StG-E). Bis­her stellt das Ge­setz be­grifflich noch auf einen „qua­li­fi­zier­ten Kon­zern­ab­schluss“ ab. Als qua­li­fi­zierte Rech­nungs­le­gungs­in­for­ma­tio­nen sol­len u. a. die für Kon­so­li­die­rungs­zwe­cke an kon­zern­ein­heit­li­che An­satz- und Be­wer­tungs­re­geln an­ge­gli­chene Rech­nungs­le­gungs­da­ten der Ge­schäfts­ein­hei­ten (Be­richts­pa­kete) an­er­kannt wer­den, wenn sie den CbCR-Vor­ga­ben ent­spre­chen.
    • Ex­pli­zit ge­re­gelt wer­den soll, wel­che CbCR-Da­ten für eine Be­triebsstätte her­an­zu­zie­hen sind, wenn keine qua­li­fi­zier­ten Rech­nungs­le­gungs­in­for­ma­tio­nen er­stellt wur­den (§ 87 Satz 2 ff. Min­StG-E).
    • Durch den neu ein­zufügen­den § 87a Min­StG-E soll die Berück­sich­ti­gung der Er­werbs­me­thode für Zwecke des CbCR-Safe-Har­bours ge­re­gelt wer­den. Grundsätz­lich soll dies nur möglich sein, wenn die Er­werbs­me­thode be­reits im Rah­men des CbCR zur An­wen­dung kommt.
    • Zu­dem sol­len in § 87b Min­StG-E Re­ge­lun­gen zur Be­hand­lung hy­bri­der Ar­bi­trage-Ver­ein­ba­run­gen im Rah­men des CbCR-Safe-Har­bours ge­trof­fen wer­den.
  • Ne­ben Ände­run­gen im CbCR-ba­sier­ten Safe Har­bour be­trifft eine we­sent­li­che Ände­rung des Dis­kus­si­ons­ent­wurfs die Berück­sich­ti­gung von la­ten­ten Steu­ern im Rah­men der Voll­be­rech­nung (also außer­halb des An­wen­dungs­be­reichs der CbCR-ba­sier­ten Safe Har­bours), die auf­grund ei­nes Wahl­rechts oder auf­grund Ver­rech­nung im HB II-Er­geb­nis nicht aus­ge­wie­sen sind. Dem­nach sol­len la­tente Steu­ern bei der Er­mitt­lung der ef­fek­ti­ven Steu­er­be­las­tung (GloBE ETR) auch dann zu berück­sich­ti­gen sein, wenn ein Über­hang la­ten­ter Steu­ern in­folge der In­an­spruch­nahme des Wahl­rechts nach § 274 Abs. 1 Satz 2 HGB in der Bi­lanz nicht aus­ge­wie­sen wird (§ 50 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Min­StG-E) bzw. wenn ak­tive und pas­sive la­tente Steu­ern mit­ein­an­der ver­rech­net wer­den. Die Ent­wick­lung der ent­spre­chen­den Po­si­tio­nen muss an­hand ge­eig­ne­ter Da­ten nach­voll­zieh­bar sein.
  • Die be­ste­hen­den Überg­angs­re­ge­lun­gen bei ge­misch­ter Hin­zu­rech­nungs­be­steue­rung sol­len mo­di­fi­ziert wer­den (§ 88 Abs. 3 und 4 Min­StG-E).
  • Für die Über­mitt­lung des erst­mals zu er­stel­len­den Min­dest­steuer-Be­richts ist be­reits der­zeit eine um drei Mo­nate verlängerte Über­mitt­lungs­frist von 18 Mo­na­ten nach Ab­lauf des Ge­schäfts­jah­res vor­ge­se­hen (§ 75 Abs. 3 Satz 2 Min­StG). Um si­cher­zu­stel­len, dass diese Frist­verlänge­rung auch bei einem kürze­ren oder vom Ka­len­der­jahr ab­wei­chen­den Ge­schäfts­jahr gewährt wird, soll ergänzt wer­den, dass diese Frist nicht vor dem 30.06.2026 en­det (§ 75 Abs. 3 Satz 3 Min­StG-E).
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