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Wirtschaftsprüfung

Neu gegründeter International Sustainability Standards Board

Der In­ter­na­tio­nal Sus­tai­na­bi­lity Stan­dards Board, Frank­furt am Main (ISSB), ist ein un­abhängi­ges, pri­vat­wirt­schaft­li­ches Gre­mium, des­sen Auf­gabe es ist, in­ter­na­tio­nale Stan­dards (IFRS Sus­tai­na­bi­lity Dis­clo­sure Stan­dards - IFRS SDS) für die Nach­hal­tig­keits­be­richt­er­stat­tung zu ent­wi­ckeln. Da­bei trägt er die Ver­ant­wor­tung für die Aus­ar­bei­tung und Ver­ab­schie­dung der IFRS SDS ein­schließlich Stan­dar­dentwürfen un­ter Berück­sich­ti­gung des in der Sat­zung der IFRS-Stif­tung nie­der­ge­leg­ten Kon­sul­ta­ti­ons­pro­zes­ses.

Der ISSB un­ter­liegt der Auf­sicht der IFRS-Stif­tung und wurde im No­vem­ber 2021 gegründet. Er ist ne­ben dem IASB tätig und ar­bei­tet eng mit die­sem zu­sam­men, um die Ver­ein­bar­keit zwi­schen den IFRS und den IFRS SDS zu gewähr­leis­ten. Die nach­hal­tig­keits­be­zo­ge­nen Of­fen­le­gungs­stan­dards sol­len In­ves­to­ren und an­dere Ka­pi­tal­markt­teil­neh­mer mit In­for­ma­tio­nen über nach­hal­tig­keits­be­zo­gene Chan­cen und Ri­si­ken von Un­ter­neh­men ver­sor­gen und bei ei­ner fun­dier­ten Ent­schei­dungs­fin­dung un­terstützen.

Der ISSB be­steht in der Re­gel aus 14 Mit­glie­dern, da­von je­weils drei Mit­glie­dern aus Eu­ropa, Ame­rika, Asien, einem Mit­glied aus Afrika und vier wei­te­ren Mit­glie­dern mit je­weils fach­li­cher Kom­pe­tenz und ein­schlägi­ger Be­rufs­er­fah­rung.

Zur Un­terstützung der Vor­be­rei­tung der ge­plan­ten Tätig­keit des ISSB hat eine Ar­beits­gruppe der IFRS Stif­tung (Tech­ni­cal Rea­di­ness Working Group (TRWG)) im Jahr 2021 „Pro­to­ty­pen“ von Stan­dards ent­wi­ckelt, auf de­nen der ISSB bei der Ent­wick­lung der Stan­dards auf­baut.

Entwurf des ISSB eines Standards zu allgemeinen Vorschriften für die Angabe von nachhaltigkeitsbezogenen Finanzinformationen

Der ISSB hat am 31.03.2022 den Ent­wurf ei­nes all­ge­mei­nen Dar­stel­lungs­stan­dards ED/2022/S1 „All­ge­meine Vor­schrif­ten für die An­gabe von nach­hal­tig­keits­be­zo­ge­nen Fi­nanz­in­for­ma­tio­nen“ („[Draft] IFRS S1 Ge­ne­ral Re­qui­re­ments for Dis­clo­sure of Sus­tai­na­bi­lity-re­la­ted Fi­nan­cial In­for­ma­tion“ her­aus­ge­ge­ben, der auf einem „Pro­to­ty­pen“ der TRWG von No­vem­ber 2021 auf­baut.

Der Stan­dard re­gelt die all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten für nach­hal­tig­keits­be­zo­gene An­ga­ben zu we­sent­li­chen nach­hal­tig­keits­be­zo­ge­nen Chan­cen und Ri­si­ken, de­nen das Un­ter­neh­men aus­ge­setzt ist. Der Stan­dard ori­en­tiert sich an IAS 1 „Dar­stel­lung des Ab­schlus­ses“ und enthält Leit­li­nien, wie die er­for­der­li­chen An­ga­ben über nach­hal­tig­keits­be­zo­gene Chan­cen und Ri­si­ken iden­ti­fi­ziert und of­fen­ge­legt wer­den, wenn dies nicht ausdrück­lich in den the­men­be­zo­ge­nen IFRS SDS ge­re­gelt ist. Er enthält u. a. die Re­ge­lungs­in­halte Ziel­set­zung und An­wen­dungs­be­reich, We­sent­lich­keit, Ver­gleichs­in­for­ma­tio­nen, Quel­len von Schätzun­gen, Feh­ler und Erklärung der Übe­rein­stim­mung.

Nach dem Stan­dard sol­len alle für die primären Adres­sa­ten we­sent­li­chen In­for­ma­tio­nen zu Nach­hal­tig­keits­as­pek­ten an­ge­ge­ben wer­den, die für die Tätig­keit des Un­ter­neh­mens ent­schei­dend sind. Die Kern­in­halte be­tref­fen An­ga­ben zur Un­ter­neh­mensführung, zur Stra­te­gie, zum Ri­si­ko­ma­nage­ment so­wie zu Kenn­zah­len und Zie­len. Aus den An­ga­ben müssen die Zu­sam­menhänge zwi­schen den un­ter­schied­li­chen nach­hal­tig­keits­be­zo­ge­nen Chan­cen und Ri­si­ken her­vor­ge­hen und wie diese mit den An­ga­ben im Rah­men der all­ge­mei­nen Fi­nanz­be­richt­er­stat­tung verknüpft sind. Die An­ga­ben nach den IFRS SDS können Un­ter­neh­men in ihre La­ge­be­richt­er­stat­tung in­te­grie­ren oder als Quer­ver­weis auf­neh­men, wenn diese Quer­ver­weis­in­for­ma­tio­nen den Adres­sa­ten der Fi­nanz­be­richt­er­stat­tung zeit­gleich und zu den glei­chen Be­din­gun­gen wie die Fi­nanz­be­richt­er­stat­tung zur Vergütung ste­hen.

Die Kom­men­tie­rungs­frist en­det am 29.07.2022. Der Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens soll nach Ende der Kom­men­tie­rungs­frist fest­ge­legt wer­den. Die Veröff­ent­li­chung der fi­na­len Stan­dards ist für Ende 2022 vor­ge­se­hen. Der Stan­dard wäre pro­spek­tiv an­zu­wen­den; Ver­gleichs­in­for­ma­tio­nen müssen in der ers­ten Pe­riode, in der ein Un­ter­neh­men den vor­ge­schla­ge­nen Stan­dard an­wen­det, nicht an­ge­ge­ben wer­den.

Hin­weis: Ent­spre­chend der Pres­se­mit­tei­lung des ISSB wer­den die Vor­schläge des ISSB in zwei Live-Webi­na­ren am 28.04.2022 um 9:00h und um 17:00h bri­ti­scher Som­mer­zeit vor­ge­stellt.

Hin­weis: Der Ent­wurf kann hier ab­ge­ru­fen wer­den.

Entwurf eines Standards zu klimabezogenen Angaben des ISSB

Der ISSB hat zu­dem am 31.03.2022 den ers­ten Ent­wurf ei­nes the­ma­ti­schen Stan­dards ED/2022/S2 “Kli­ma­be­zo­gene An­ga­ben” („[Draft] IFRS S2 Cli­mate-re­la­ted Dis­clo­sures“) veröff­ent­licht, der eben­falls auf einem Pro­to­ty­pen der TRWG auf­baut. Da­nach sol­len Un­ter­neh­men In­for­ma­tio­nen über we­sent­li­che kli­ma­be­zo­gene Chan­cen und Ri­si­ken of­fen­le­gen, die sich auf das Un­ter­neh­men bzw. den Un­ter­neh­mens­wert aus­wir­ken, den Um­gang des Un­ter­neh­mens mit die­sen Chan­cen und Ri­si­ken und die Fähig­keit zur An­pas­sung an diese.

Die kli­ma­be­zo­ge­nen An­ga­ben sol­len fol­gende vier Be­rei­che um­fas­sen:

  • Go­ver­nance: An­gabe zu Go­ver­nance-Pro­zes­sen, Ver­fah­ren und Kon­trol­len zur Über­wa­chung und Steue­rung kli­ma­be­zo­ge­ner Chan­cen und Ri­si­ken
  • Stra­te­gie: An­gabe zur Stra­te­gie zur Bewälti­gung kli­ma­be­zo­ge­ner Chan­cen und Ri­si­ken so­wie zu we­sent­li­chen kli­ma­be­zo­ge­nen Chan­cen und Ri­si­ken und ih­ren Aus­wir­kun­gen auf das Ge­schäfts­mo­dell, die Wert­schöpfungs­kette, die Stra­te­gie so­wie die Vermögens- und Fi­nanz­lage
  • Ri­si­ko­ma­nage­ment: An­gabe zur Iden­ti­fi­zie­rung, Be­wer­tung, Steue­rung und Min­de­rung kli­ma­be­zo­ge­ner Ri­si­ken
  • Messgrößen und Ziele: An­ga­ben zu den Er­fol­gen des Un­ter­neh­mens bei der Mes­sung, Über­wa­chung und Steue­rung kli­ma­be­zo­ge­ner Chan­cen und Ri­si­ken, u. a. bran­chenüberg­rei­fende bzw. bran­chen­be­zo­gene Messgrößen so­wie fest­ge­legte Ziele zur Min­de­rung von kli­ma­be­zo­ge­nen Ri­si­ken

Hin­sicht­lich des Zeit­raums der Kom­men­tie­rungs­frist, des Zeit­punkts des In­kraft­tre­tens und der pro­spek­ti­ven An­wen­dung gel­ten die zu ED 2022/S1 ge­mach­ten Ausführun­gen ana­log.

Hin­weis: Par­al­lel zu den sei­tens des ISSB veröff­ent­lich­ten Stan­dar­dentwürfen wer­den im Rah­men der Ent­wick­lung der EU-Richt­li­nie zur Nach­hal­tig­keits­be­richt­er­stat­tung von Un­ter­neh­men (Cor­po­rate Sus­tai­na­bi­lity Re­por­ting Di­rec­tive, CSRD) sei­tens ei­ner Pro­jekt­ar­beits­gruppe der Eu­ro­pean Fi­nan­cial Re­por­ting Ad­vi­sory Group (EFRAG Sus­tai­na­bi­lity Re­por­ting Board (SBR)) um­fas­sende eu­ropäische Stan­dards zur Nach­hal­tig­keits­be­richt­er­stat­tung (EU Sus­tai­na­bi­lity Re­por­ting Stan­dards, ESRS) ent­wi­ckelt. So­fern kein En­dor­se­ment-Pro­zess für die Überführung der ISSB-Stan­dards in EU-Recht (ent­spre­chend den IFRS) eta­bliert wird oder auf an­dere Weise ein Gleich­lauf zwi­schen den EU-Nach­hal­tig­keits­stan­dards und den ISSB-Stan­dards her­ge­stellt wird, kann dies dazu führen, dass in­ter­na­tio­nal tätige Un­ter­neh­men nach zwei ver­schie­de­nen Nach­hal­tig­keits­stan­dards be­rich­ten müssen. In einem Schrei­ben vom 25.03.2022 an Bun­des­jus­tiz­mi­nis­ter Busch­mann und Bun­des­fi­nanz­mi­nis­ter Lind­ner ha­ben da­her über 40 nam­hafte deut­sche Un­ter­neh­men ap­pel­liert, dass ein sol­cher En­dor­se­ment-Pro­zess auf­ge­setzt wird.

Hin­weis: Der Ent­wurf kann hier ab­ge­ru­fen wer­den.

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