Mit Impulsen von Matthias Schulze Steinmann, Chefredakteur des Fachmagazins top agrar, Josef Hempen, Geschäftsführer der Goldschmaus-Gruppe, sowie Cord Schiplage, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der GS agri, diskutierten über 40 Teilnehmer die aktuellen Fragen und Perspektiven der Wertschöpfungskette der Branche:
Wie kann die Transformation hin zu einer nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Wertschöpfungskette vom Stall bis zum Teller erfolgreich gestaltet werden? Vor welchen Herausforderungen stehen Tierhalter und die weiterverarbeitende Industrie? Welche Auswirkungen auf die Transformationspläne sind vom Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen Verwerfungen auf den internationalen Agrarmärkten zu erwarten? Kurz: Wie kann und soll es gehen?
Grüner wird es nicht!?
Die Trends und Treiber entlang der Wertschöpfungskette des Agribusiness sind vielfältig. Zu den äußeren Einflussfaktoren wie der Corona-Pandemie oder dem Krieg in Osteuropa kommt die anhaltende politische Diskussion um Themen wie Klimaschutz, Tierwohl und Biodiversität. Dabei definiert vor allem die EU-Kommission durch ihr Ziel eines klimaneutralen Kontinents bis 2050 („Green Deal“) die zentralen Leitplanken für eine kohlenstoffarme europäische Landwirtschaft, während der Handel den Wunsch vieler Kunden nach mehr Nachhaltigkeit direkt an die Agrar- und Ernährungsindustrie weitergibt (Tierhaltungsnachweis, Frischfleischinitiativen) und die Branche zu einschneidenden Anpassungen in der Produktion drängt. „Die Landwirtschaft wird sich verändern. Neben die traditionellen Konzepte treten neue, alternative Geschäftsmodelle. Der Strauß wird bunter: Wind- und Solarenergie, regenerative Landwirtschaft und Konzepte wie Carbon Farming gewinnen an Bedeutung“, zählt Matthias Schulze Steinmann einige der Zukunftstrends in der Branche auf.
Auslaufmodell mit Zukunftsvisionen
„Wir müssen die Landwirtschaft ändern, die verfügbaren Ressourcen nutzen und die Wertschöpfungskette insgesamt besser darstellen“, sagt Josef Hempen, der 1988 mit der Gründung der Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh (EZB) Bösel die Keimzelle der heutigen Goldschmaus Gruppe schuf. Die „Marke der Bauern“ etablierte sich seitdem als einer der führenden deutschen Fleischproduzenten und legte dabei besonderen Wert auf die größtmögliche Transparenz seiner Verarbeitungsprozesse - von der Besichtigung einzelner Bauernhöfe bis hin zur firmeneigenen Grill- und Kochschule. „Wir sind uns der Bedeutung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz bewusst. Die gesamte Wertschöpfungskette muss ineinandergreifen und dabei die Interessen von Mensch und Tier gleichermaßen berücksichtigen. Dafür muss die Politik klare Rahmenbedingungen schaffen“, fordert der Manager alle Seiten zu aktivem Handeln auf.
Neubestimmung der eigenen Position - Beispiel GS agri
Erodierende Zahlen beim Schlachtvieh, steigende Anforderungen an Haltungsformen, Herkunft und Futter, eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft im EU-Binnenmarkt sowie die von der Politik ausgerufene Agrarwende zur Förderung des Ökolandbaus, volatile Rohstoffmärkte und angespannte Lieferketten - die tierische Wertschöpfungskette ändert sich derzeit in rasanter Geschwindigkeit und zwingt auch große Agrarhändler wie GS agri zu einer strategischen Neuorientierung. Die norddeutsche Warengenossenschaft mit dem Schwerpunkt Futtermittelproduktion trägt diesen Herausforderungen Rechnung: „Wir versuchen seit einigen Jahren unsere Kräfte durch Allianzen und Kooperationen zu bündeln, die Digitalisierung voranzutreiben und unseren Rohwarenbezug zu diversifizieren“, erläutert Cord Schiplage. „Wir sind bereit die Transformation mitzugestalten und ihre Chancen zu nutzen, aber die Politik muss die Leitplanken für eine nachhaltige und integrierte Wertschöpfungskette in der Agrarwirtschaft längerfristig vorgeben.“
Ebner Stolz und die NORD/LB werden die erfolgreiche Kooperation mit weiteren Themen aus der Agrar- und Ernährungsindustrie fortsetzen. Christoph Havermann, Partner bei Ebner Stolz, zieht denn auch ein positives Fazit für die gemeinsame Veranstaltungsreihe: „Als führendes Beratungsunternehmen der Branche sind wir dem Agribusiness traditionell eng verbunden. Wir freuen uns auf den weiteren Dialog und stehen allen Marktteilnehmern mit unserer langjährigen Erfahrung entlang der gesamten Wertschöpfungskette gern als Sparringspartner zur Verfügung.“