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Rückzahlungspflicht der stillen Gesellschafter an den Geschäftsinhaber

BGH 20.9.2016, II ZR 120/15

Wird eine (hier: mehr­glied­rige aty­pi­sch) stille Ge­sell­schaft auf­gelöst, sind die stil­len Ge­sell­schaf­ter zur Rück­zah­lung der ih­nen zu­ge­flos­se­nen ge­win­nun­abhängi­gen Aus­schüttun­gen an den Ge­schäfts­in­ha­ber ver­pflich­tet, wenn der Rück­zah­lungs­an­spruch im Ge­sell­schafts­ver­trag ge­re­gelt ist. Der Se­nat sieht keine Ver­an­las­sung, von sei­ner bis­he­ri­gen Aus­le­gung der Re­ge­lun­gen in §§ 9, 16 GV ab­zu­wei­chen.

Der Sach­ver­halt:
Der Be­klagte hatte sich mit Bei­tritts­erklärung vom 9.12.2002 an der A-AG, de­ren Rechts­nach­fol­ge­rin die Be­klagte, eine GmbH & Co. KG, ist, be­tei­ligt. Hierzu wählte er das Be­tei­li­gungs­pro­gramm "Clas­sic" mit ei­ner Ein­mal­ein­lage i.H.v. 20.000 € zzgl. ei­nes Agios; beide Beträge hatte er in vol­lem Um­fang ein­ge­zahlt. Der aty­pi­sch stille Ge­sell­schafts­ver­trag ent­hielt u.a. die Re­ge­lun­gen §§ 9, 16 GV. Da­nach seien die stil­len Ge­sell­schaf­ter ver­pflich­tet, die Schul­den des Ge­schäfts­in­ha­bers, so­weit sie auf das Un­ter­neh­men ent­fie­len, an dem sie be­tei­ligt sind, möglichst aus­zu­glei­chen. Alle stil­len Ge­sell­schaf­ter soll­ten dem­nach dem Ge­schäfts­herrn die Schul­den­til­gung durch die Rück­zah­lung der Gelder ermögli­chen, die sie nicht als Ge­winn er­hiel­ten.

In den Jah­ren 2003 bis 2005 er­hielt der Be­klagte ver­trags­gemäß ge­win­nun­abhängige Aus­schüttun­gen i.H.v. 4.166 €. Am 11.12.2009 be­schlos­sen die stil­len Ge­sell­schaf­ter im Um­lauf­ver­fah­ren mit der nach Ge­sell­schafts­ver­trag er­for­der­li­chen Mehr­heit, die stille Ge­sell­schaft zum 15.12.2009 zu "li­qui­die­ren". Per 31.12.2009 wies das Ka­pi­tal­konto des Be­klag­ten nach Ver­rech­nung von Ge­winn­gut­schrift, Ver­lust­be­tei­li­gung, Ein­lage und Aus­schüttun­gen einen Ne­ga­tiv­saldo i.H.v. 7.812 € auf, von dem die Kläge­rin den darin ent­hal­ten­den Aus­schüttungs­be­trag von 4.166 € gem. § 16 Nr. 1 d) Ge­sell­schafts­ver­trag gel­tend machte.

Das AG gab der Klage statt; das LG wies sie ab. Auf die Re­vi­sion der Kläge­rin hob der BGH das Be­ru­fungs­ur­teil auf und wies die Be­ru­fung des Be­klag­ten zurück.

Die Gründe:
Der Be­klagte ist gem. § 9 Nr. 1 u. 2 i.V.m. § 16 Nr. 1 d) GV zur Rück­zah­lung der gem. § 11 Nr. 1 GV er­hal­te­nen Aus­schüttun­gen i.H.v. 4.166 € ver­pflich­tet.

Wird eine stille Ge­sell­schaft auf­gelöst, sind die stil­len Ge­sell­schaf­ter zur Rück­zah­lung der ih­nen zu­ge­flos­se­nen ge­win­nun­abhängi­gen Aus­schüttun­gen an den Ge­schäfts­in­ha­ber ver­pflich­tet, wenn die­ser Rück­zah­lungs­an­spruch im Ge­sell­schafts­ver­trag ge­re­gelt ist. In­so­fern trug die Re­ge­lung in § 16 Nr. 1 d) GV be­tref­fend die Pflicht zur Rück­zah­lung der ge­win­nun­abhängi­gen Aus­zah­lun­gen durch­aus dem Um­stand Rech­nung, dass den stil­len Ge­sell­schaf­tern bei der hier vor­lie­gen­den ver­trag­li­chen Kon­struk­tion das wirt­schaft­li­che Ri­siko des Un­ter­neh­mens des Ge­schäfts­in­ha­bers ob­liegt.

Für den Fall der Be­en­di­gung der stil­len Ge­sell­schaft re­gelt § 16 Nr. 1 d) GV nämlich die um­fas­send be­ste­hende Pflicht der stil­len Ge­sell­schaf­ter, die Schul­den des Ge­schäfts­in­ha­bers, so­weit sie auf das Un­ter­neh­men ent­fal­len, an dem sie be­tei­ligt sind, möglichst aus­zu­glei­chen. Die stil­len Ge­sell­schaf­ter sol­len dem Ge­schäfts­herrn die Schul­den­til­gung durch die Rück­zah­lung der Gelder ermögli­chen, die sie nicht als Ge­winn, son­dern zu Las­ten des Vermögens des Un­ter­neh­mens er­hal­ten ha­ben.

§ 16 Nr. 1 d) GV stellt zu­dem klar, dass diese Pflicht schon aus Gründen der Gleich­be­hand­lung je­den stil­len Ge­sell­schaf­ter trifft, der der­ar­tige Zah­lun­gen aus dem Vermögen des Un­ter­neh­mens des Ge­schäfts­in­ha­bers er­hal­ten hat un­abhängig da­von, ob die Be­en­di­gung der Ge­sell­schaf­ter­stel­lung auf ei­ner Kündi­gung des Ge­sell­schaf­ters, sei­ner Aus­schließung oder auf der Auflösung der stil­len Ge­sell­schaft be­ruht. Ebenso ver­weist § 9 GV für jede Form des Aus­schei­dens ei­nes stil­len Ge­sell­schaf­ters auf die Ein­zel­hei­ten der Be­rech­nung nach § 16 GV, der aus­weis­lich sei­ner Be­zeich­nung das "Ab­fin­dungs­gut­ha­ben bei Be­en­di­gung der aty­pi­sch stil­len Ge­sell­schaft" re­gelt. Der Se­nat sieht keine Ver­an­las­sung, von sei­ner bis­he­ri­gen Aus­le­gung der Re­ge­lun­gen in §§ 9, 16 GV ab­zu­wei­chen (Urt. v. 8.12.2015, Az.: II ZR 333; Be­schl. v. 3.2.2015, Az.: II ZR 52/14, II ZR 54/14, II ZR 77/14, II ZR 93/14, II ZR 103/14).

Link­hin­weise:

  • Der Voll­text die­ser Ent­schei­dung wird demnächst auf den Web­sei­ten des BGH veröff­ent­licht.
  • Für den Voll­text der Ent­schei­dung kli­cken Sie bitte hier.
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