Dieser erzwungene Wechsel bietet die Chance, wesentliche Grundlagen für eine nachhaltige und durchgängige Digitalisierung zu schaffen, in dem jetzt Stammdaten und Prozesse bereinigt werden. Das Datenvolumen und die Datenverarbeitung in Unternehmen steigen kontinuierlich ebenso wie der Austausch dieser Daten mit einer steigenden Anzahl von Systemen und Teilnehmern. Häufig fehlt jedoch die Gelegenheit, veraltete Datenstrukturen und nicht mehr zeitgemäße Prozesse zu modernisieren.
SAP S/4 HANA
SAP S/4 HANA stellt die vierte Generation der Anwendungssuite von SAP dar und ist der Nachfolger von SAP R/3. Es handelt sich jedoch nicht um ein einfaches Software-Update, sondern um die Einführung einer völlig neuen Technologie, die vergleichbar mit einer Umstellung von R/2 (Großrechnerwelt) zu R/3 (PC) ist.
SAP S/4 HANA unterstützt Prozesse durchgängig und vermeidet Medien- bzw. Systembrüche. Der Wechsel etwa in ein Business Warehouse, um einen Bericht zu erstellen, oder manuelle Schritte außerhalb von SAP sind nicht mehr erforderlich. Für den Anwender gibt es eine neue benutzerfreundlichere Oberfläche und auch prozessuale Vereinfachungen, da es künftig für eine Geschäftsanforderung nur noch genau eine Lösung geben soll. In der Vergangenheit standen innerhalb vom SAP ERP mehrere Transaktionen für einen betriebswirtschaftlichen Prozess zur Verfügung. Diese Veränderung bedingt auch eine stärkere Abgrenzung von Modulen und Entfernung von Redundanzen.
Die HANA Datenbank implementiert die In-Memory-Technologie, die sämtliche Daten im Arbeitsspeicher hält. Dies ermöglicht eine wesentlich höhere Zugriffsgeschwindigkeit auf Datensätze, was besonders bei der Analyse von großen Datensätzen, Stichwort „Big Data“, von großem Vorteil ist.
Der Wechsel zu SAP S/4 HANA erfordert keinen Wechsel in die Cloud. Das System kann weiterhin im eigenen Rechenzentrum sowie in einer „private oder public Cloud“ betrieben werden.
Chancen und Möglichkeiten
Durch eine betriebswirtschaftliche Standardisierung mit einheitlichen Datenstrukturen und Werteflüssen über alle Unternehmensbereiche werden die technischen (Grund-)Voraussetzungen der Digitalisierung geschaffen. Es entsteht eine einheitliche Datenbasis bzw. single source of truth, auf deren Grundlage u. a. (Big Data) Echtzeitanalysen, Self-Service-Reporting sowie auch Prozessautomatisierung (RPA / Software Bots) ermöglicht werden. Diese ermöglichen eine aktuellere, informiertere und spezifischere Unternehmens- und Prozessteuerung.
Roadmap
SAP wird die Mainstream-Wartung für die aktuelle Version der Business Suite bis Ende 2027 bereitstellen. Anschließend wird es keine Updates für z. B. gesetzliche Anforderungen oder Fehlerbehebungen mehr geben, sofern keine kostenpflichtige Support-Verlängerung erworben wird. Diese ist nach aktueller Planung nur bis 2030 verfügbar. Beide Zeitpunkte liegen zwar noch weit in der Zukunft. Die Umstellung auf SAP S/4 HANA ist jedoch kein Systemupdate, sondern vergleichbar mit einem langlaufenden Projekt zur Einführung eines komplett neuen Systems.
Derzeit können die Datengrundlagen und Prozessdefinitionen noch ohne Zeitdruck erarbeitet werden, bis das eigentliche langlaufende Migrations- bzw. Transformationsprojekt beginnt. Die Wahrnehmung der Umstellung als Transformationsprojekt ist weitaus passender als ein Migrationsprojekt, insbesondere wenn das Potenzial des Systems gehoben werden soll.
Transformationsszenarien auf S/4 HANA
SAP S/4 HANA ist zwar ein gänzlich neues Produkt – es stellt im Kern jedoch den Funktionsumfang von SAP ERP bereit und beruht auf dessen Datenmodell, wobei es dieses radikal vereinfacht hat. SAP S/4 HANA ist daher kompatibel mit dem klassischen ERP und erzwingt theoretisch keine komplette Neuimplementierung.
Anders als beim Vorgänger SAP ERP ist es nicht mehr möglich, SAP S/4 mit einer beliebigen Datenbank zu betreiben. SAP S/4 kann nur im Zusammenspiel mit der HANA-Datenbanklösung betrieben werden. Es bieten sich die folgenden Strategien zur Neueinführung an:
Greenfield
Bei diesem Ansatz werden alle Unternehmensprozesse in SAP S/4 HANA neu eingestellt, lediglich die Stamm- und Bewegungsdaten aus dem alten SAP ERP werden migriert. Dieser Ansatz ermöglicht es, komplett „von vorne“ zu beginnen, Prozesse zu optimieren und sich von Altlasten zu befreien, über die möglicherweise kein Überblick mehr besteht.
Dieser Ansatz ist insbesondere für Unternehmen interessant, die aufgrund von umfassenden, u. U. unternehmensspezifischen Systemveränderungen nicht mehr Releasefähig sind und ihr System erst aufwändig zum Standard zurückbauen müssten.
Brownfield
Unternehmensprozesse aus dem SAP ERP werden auf SAP S/4 HANA übertragen und an nötigen Stellen angepasst oder weiterentwickelt. Die alte SAP ERP-Benutzeroberfläche (SAP GUI) kann auf Wunsch beibehalten werden oder durch das neue, modernere SAP Fiori Interface ersetzt werden.
Hinweis: Die durch SAP S/4 HANA mögliche Verminderung der Systemkomplexität tritt bei diesem Ansatz meist nicht ein, da ohne ein entsprechendes Vorprojekt viele Altlasten erhalten bleiben könnten.
Ein Brownfield-Ansatz nur in der On Premise-Version von SAP S/4 HANA ist möglich. Dieser Ansatz bietet sich für Unternehmen an, die zurzeit keinen Anpassungsbedarf an ihren Prozessen sehen oder zunächst nur wechseln möchten, um in einem Nachfolgeprojekt das Pozential des neuen Systems zu heben. Unter Verwendung des SAP GUI sind Schulungsaufwände minimal, da sich für die Mitarbeiter in der Bedienung nur wenig ändert.
Hybrid / sog. Bluefield
Dieser Ansatz vermischt die Green- und Brownfield-Ansätze miteinander. Es wird eine vollständige Kopie der Konfiguration des aktuell bestehenden ERP-Systems erstellt. An diesem werden Anpassungen, Befreiung von Altlasten und Optimierung von Geschäftsprozessen etc., durchgeführt und getestet. Erst dann wird die Konfiguration in SAP S/4 HANA migriert und die Daten nachgezogen.
Hinweis: Welcher Ansatz am sinnvollsten ist, hängt immer von der individuellen Situation des Unternehmens ab; eine Standardlösung existiert hier nicht.
Wir unterstützen Sie auf dem Weg zu SAP S/4 HANA
Die Umstellung auf SAP S/4 HANA bietet viele Chancen - aber auch neue Herausforderungen. Unsere langjährige Erfahrung im Bereich der IT-Prüfung und Beratung im SAP-Umfeld ermöglicht es uns, mit Ihnen Chancen und Herausforderungen bei der Umstellung zu identifizieren und dabei rechtliche Aspekte nicht aus dem Auge zu verlieren.
Projektbegleitende Prüfung auf Basis von IDW PS 850
Bei einem großem IT-Projekt wie der Umstellung auf SAP S/4 HANA liegt der Fokus häufig mehr auf der technischen Implementierung oder der Umstrukturierung der Geschäftsprozesse. Ordnungsmäßigkeits- und Sicherheitsaspekte werden nur nachrangig berücksichtigt. Da die Umstellung auf SAP S/4 HANA auch die Umstellung auf ein neues Rechnungslegungssystem bedeutet, sollten diese Aspekte auf keinen Fall unterschätzt werden. Eine projektbegleitende Prüfung auf Basis des Prüfungsstandards 850 des IDW („Projektbegleitende Prüfung bei Einsatz von Informationstechnologie“) kann dabei helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und diesen gezielt entgegen zu steuern.
Die projektbegleitende Prüfung umfasst die Überprüfung der jeweils im Rahmen des Projekts getroffenen Entscheidungen in Bezug auf die für die Buchführung bestehenden Ordnungsmäßigkeits-, Sicherheits- und Kontrollanforderungen. Auf Wunsch können wir als Co-Projektleiter in der Projektumsetzung unterstützen und sind ein unabhängiger Sparringspartner für das Management, insbesondere bei einer Projektleitung durch ein Systemhaus.
Die projektbegleitende Prüfung erstreckt sich über die folgenden Phasen, die auch einzeln gewählt werden können:
- Beurteilung des Projektmanagements
- Planungsphase
- Definitionsphase
- Analysephase
- Design- und Customizing-Phase
- Testphase
- DatenmigrationsphaseProduktivsetzungsphase
Prozess- und Migrationsberatung
Neben den oben angesprochenen technischen Neuerungen von SAP S/4 HANA stellt sich die Frage, wie eine passende Migration aussehen kann und daraus resultierend, in welchem Umfang die neuen Funktionalitäten von SAP S/4 HANA genutzt werden sollen.
Zusammen mit Ihnen analysieren wir die aktuell bestehenden Unternehmensprozesse und identifizieren, inwieweit eine Überarbeitung bzw. komplette Neustrukturierung sinnvoll ist und wie neue Prozesse aussehen können. Anhand dieser Analyse erarbeiten wir mit Ihnen die passenden Transformationsstrategie.
Weiterführend unterstützen wir Sie bei der konkreten Planung der Migration mit Schwerpunkt auf der Vollständigkeit und Richtigkeit der zu migrierenden Daten sowie der Einhaltung der regulatorischen Vorgaben.
Beratung bei der Produktauswahl
Die mögliche Umstellung auf SAP S/4 HANA bietet auch die Chance, komplett zu überdenken, inwieweit SAP als ERP-System für Ihr Unternehmen das richtige ist. Auch hier unterstützen wir Sie gerne bei der Findung der auf Ihr Unternehmen passenden Lösung. Weiterführend analysieren wir mit Ihnen bereits bestehende Unternehmensprozesse und arbeiten heraus, wie eine Optimierung durch einen Produktwechsel aussehen kann.