deen

Rechtsberatung

Schleichwerbung auch via Instagram unlauter

OLG Frankfurt a.M. v. 28.6.2019 - 6 W 35/19

Emp­fiehlt ein "In­flu­en­cer" ein Pro­dukt, ohne den kom­mer­zi­el­len Zweck kennt­lich zu ma­chen, stellt dies ver­bo­tene ge­tarnte Wer­bung dar, wenn er sich haupt­be­ruf­lich mit dem Ge­schäfts­be­reich des Pro­dukts be­schäftigt und ge­schäft­li­che Be­zie­hun­gen zu den Un­ter­neh­men un­terhält, de­ren Pro­dukte er emp­fiehlt.

Der Sach­ver­halt:
Der An­trag­stel­ler ist ein Ver­ein, der sich für die Ein­hal­tung der Re­geln des un­lau­te­ren Wett­be­werbs ein­setzt. Der An­trags­geg­ner ar­bei­tet als sog. Aquascaper und ge­stal­tet Aqua­ri­en­land­schaf­ten. Über sei­nen Ins­tagram-Ac­count präsen­tiert er Aqua­rien, Aqua­ri­en­zu­behör und Was­ser­pflan­zen. Er zeigt dort un­ter an­de­rem Was­ser­pflan­zen ei­ner Firma, für die er nach ei­ge­nen An­ga­ben den "so­cial me­dia"-Be­reich ver­ant­wor­tet. Klickt der Nut­zer auf ein vom An­trags­geg­ner ein­ge­stell­tes Bild, er­schei­nen die Na­men von Fir­men oder Mar­ken der ge­zeig­ten Pro­dukte. Ein wei­te­rer Klick lei­tet den Nut­zer auf den Ins­tagram-Ac­count die­ser Firma

Das LG wies den Un­ter­las­sungs­an­trag we­gen Schleich­wer­bung ab. Die hier­ge­gen ge­rich­tete Be­schwerde hatte vor dem OLG Er­folg.

Die Gründe:
Der An­trags­geg­ner hat es zu un­ter­las­sen, ver­bo­tene re­dak­tio­nelle Wer­bung ohne Kenn­zeich­nung zu veröff­ent­li­chen.

Durch diese Veröff­ent­li­chung han­delt der An­trags­geg­ner un­lau­ter i.S.d. §§ 3, 5a Abs. 6 UWG. Er hat den kom­mer­zi­el­len Zweck sei­ner Hand­lung nicht kennt­lich ge­macht. Der Ins­tagram-Ac­count des An­trags­geg­ners stellt eine ge­schäft­li­che Hand­lung dar. Ge­schäft­li­che Hand­lung ist gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 1 UWG un­ter an­de­rem je­des Ver­hal­ten ei­ner Per­son zu­guns­ten des ei­ge­nen oder ei­nes frem­den Un­ter­neh­mens vor einem Ge­schäfts­ab­schluss, das mit der Förde­rung des Ab­sat­zes von Wa­ren ob­jek­tiv zu­sam­menhängt.

Bei dem streit­ge­genständ­li­chen In­ter­net­auf­tritt han­delt es sich um Wer­bung, die den Ab­satz der dort präsen­tier­ten Pro­dukte fördern soll. Die Ver­lin­kung der präsen­tier­ten Pro­dukte mit dem Ins­tagram-Ac­count des je­wei­li­gen Her­stel­lers ist ein star­kes In­diz dafür, dass es dem An­trags­geg­ner ge­rade nicht nur um eine pri­vate Mei­nungsäußerung geht, son­dern er viel­mehr mit der Präsen­ta­tion einen kom­mer­zi­el­len Zweck ver­folgt. Wei­ter­hin spricht dafür, dass der An­trags­geg­ner sich be­ruf­lich mit Aquascaping be­schäftigt und ge­schäft­li­che Be­zie­hun­gen zu den Un­ter­neh­men un­terhält, de­ren Pro­dukte er präsen­tiert.

Wei­ter setzt § 5a Abs. 6 UWG vor­aus, dass die ge­schäft­li­che Hand­lung ge­eig­net ist, den Ver­brau­cher zu ei­ner ge­schäft­li­chen Ent­schei­dung zu ver­an­las­sen, die er an­dern­falls nicht ge­trof­fen hätte. Eine ge­schäft­li­che Ent­schei­dung ist nicht nur das Auf­ru­fen ei­nes Ver­kaufs­protals, das dem Be­tre­ten ei­nes Ge­schäfts gleich­steht. Es genügt das Öff­nen ei­ner In­ter­net­seite, die es ermöglicht, sich näher mit einem be­stimm­ten Pro­dukt zu be­fas­sen. Da­von ist hier durch die Ver­lin­kung zu den Ins­tagram-Ac­counts der Pro­dukt­her­stel­ler aus­zu­ge­hen.

Link­hin­weis:
Für den in der Da­ten­bank des Lan­des Hes­sen veröff­ent­lich­ten Voll­text des Be­schlus­ses kli­cken Sie bitte hier.

nach oben