Innovative Produkte sind zentral für den Erfolg eines Unternehmens. In der Vergangenheit waren die Unternehmerpersönlichkeiten im Mittelstand selbst die treibenden Kräfte für Innovationen. Dabei kam es meist zu einer Verbesserung bereits bestehender Produkte im oder am Rande des Kernbereichs der eigenen operativen Tätigkeit. Selten wurden radikale Innovationen durchgeführt. Doch die Zeiten haben sich geändert: Nochmals beschleunigt durch die Corona-Pandemie befinden wir uns mitten in der digitalen Revolution. Deshalb ist es für den Mittelstand umso bedeutsamer, neue Trends aufzunehmen und für sich wirtschaftlich nutzbar zu machen. Um nicht vom Wettbewerb überholt zu werden, müssen sich Unternehmen permanent neu erfinden. Aus eigener Kraft ist dies gegenwärtig kaum noch zu bewältigen. Mitunter müssen sich Unternehmen durch den technologischen Wandel auch innovative Lösungen außerhalb des eigenen Kernbereichs suchen und entwickeln, manchmal sogar so weitgehend, dass sie gegenüber dem eigenen bisherigen Geschäftsmodell disruptiv sind.
Innovationsmotor Start-up
Noch sind etablierte mittelständische Unternehmen verhalten, wenn es darum geht, Kooperationen mit Start-ups einzugehen. Allerdings setzt sich immer häufiger die Erkenntnis durch, dass es besser ist, eigene Innovationen zu beschleunigen oder sich auch an disruptiven Geschäftsmodellen und Technologien zu beteiligen, bevor diese das Geschäftsmodell gefährden.
Wie findet man nun das passende Start-up für eine Zusammenarbeit? Hierfür sind zunächst die Technologietrends zu analysieren, um zu erkennen, welche disruptiven Entwicklungen das Geschäftsmodell gefährden und welche Technologien erforderlich sind, um das bestehende Geschäftsmodell fortzuentwickeln. Im zweiten Schritt kann dann die Kontaktaufnahme mit der Gründerszene erfolgen. Einen Überblick verschaffen Informationsportale für Start-ups, Investoren und etablierte Unternehmen. Schließlich gilt es, eine passende Kooperationsform zu finden.
Start-up-Kooperationen
Die Range der Zusammenarbeit zwischen Mittelstand und Start-ups ist weit. Sie kann von einer bloßen Unterstützung, über eine klassische Kooperation bis hin zu Investitionsmodellen reichen. Sog. Start-up-Events stellen einen ersten Schritt des Kennenlernens dar. Mittelständler gewinnen neue Impulse durch Einblicke in innovative Trends. Auch ist zunächst eine lose Zusammenarbeit möglich: Kleinere Einzelprojekte können schließlich in einer erfolgreichen und langfristigen Kooperation münden. Denkbar ist auch das Zusammenspiel zwischen mehreren strategischen Partnern mit Universitäten und Forschungseinrichtungen.
Enger und auch beliebter ist die Kooperation in einer Partnerschaft. Hier geht es um die Verfolgung eines klaren Zieles, etwa um die Entwicklung eines Produkts oder die Realisierung eines konkreten Projekts. Denkbar sind verschiedene Formen, die von einer operativen Zusammenarbeit, über eine Entwicklungspartnerschaft bis hin zu einem Joint Venture reichen können. Erfolgen kann dies auch über die Zusammenarbeit von innovativen Köpfen aus der Start-up Szene gemeinsam mit dem eigenen Innovationsmanagement.
Auf die Rahmenbedingungen achten
Je enger die Zusammenarbeit, desto wichtiger ist, die Rahmenbedingungen von vornherein klar abzustecken. Die Projektziele und auch die Form der Kooperation sind klar zu definieren. Das Projektbudget und auch der Zeitrahmen sind festzulegen. Weiter sind Regelungen zu treffen, um Betriebsgeheimnisse zu wahren und die Rechte an Know-how und den Arbeitsergebnissen zu sichern. Auch sollten klare Exit-Strategien für den Fall des Scheiterns des Projektes definiert werden. Die Verständigung auf entsprechende Regeln führt zu einem Aufbau von Vertrauen und vermeidet frühzeitig Missverständnisse.
Investitionsmodelle
Bei den Investitionsmodellen kann die gezielte Förderung von jungen Start-ups durch ein mittelständisches Unternehmen durch sog. Inkubator- oder Acceleratorprogramme erfolgen. Durch die Expertise und das Bereitstellen flexibler, auf die Bedürfnisse des Start-ups zugeschnittener Arbeitsmittel, finanzieller Ressourcen und Serviceleistungen eines etablierten Unternehmens sollen Produkte des Start-ups zur Marktreife gebracht werden. Im Gegenzug erhalten die mittelständischen Unternehmen vielfach Unternehmensanteile an dem Start-up.
Denkbar sind auch Beteiligungen in Form von Corporate Venture Capital. In diesem Fall stellen mittelständische Unternehmen interessanten Start-ups finanzielle Mittel zur Verfügung. Darüber hinaus unterstützen die Unternehmen mit Know-how, Kontakten und Marketing. Durch das Bereitstellen von Beteiligungskapital können Investoren erheblichen Einfluss auf den Erfolg des Start-ups nehmen - und sie profitieren durch die Erweiterung ihres Geschäftsfeldes und von neuen Technologien.
Eine weitere Möglichkeit zur Kooperation mittelständischer Unternehmen mit Start-ups stellen Ausgründungen dar. Diese Variante bietet sich an, wenn eine Idee nicht im Unternehmenskontext des Mittelständlers verwirklicht werden kann, die Idee aber dennoch mit finanziellen und anderen Ressourcen des Mittelständlers unterstützt werden soll. Bei dieser Form der Kooperation steht meist die Erschließung von Zukunftsmärkten im Fokus.
Anders als bei der Bereitstellung von Corporate Venture Capital stellt die Akquisition eines Start-ups durch den Mittelständler dessen vollständige Übernahme dar. Das Start-up verliert durch diesen Schritt seine Eigenständigkeit. Hierdurch kann das mittelständische Unternehmen schnell neue Technologien und Märkte erschließen.
Worauf in jedem Fall zu achten ist
Gleichgültig wie die Kooperation mit einem Start-up aufgesetzt wird, sollten folgende Aspekte nicht aus dem Auge verloren werden:
- Die gemeinsamen Entwicklungsvorstellungen sowie die kurz- und langfristigen Ziele der Zusammenarbeit sollten sorgfältig analysiert werden.
- Messbare Erfolge, wie etwa der Markteintritt eines Produkts oder bestimmte Entwicklungsschritte, wie Zertifizierungen, Skalierungen oder Internationalisierung, sollten festgelegt werden.
- Mit speziellen Regelungen sollten Anreize geschaffen werden, die Start-ups an Bord zu halten.
- Exit-Szenarien, der Zugriff auf Schutzrechte, Lizenzen und Eingriffsrechte müssen von vornherein klar definiert werden.
- Last but not least ist für eine Kooperation wichtig, den Start-ups nicht ihre Seele zu nehmen. Die größte Gefahr besteht darin, die Start-ups organisatorisch in die eigenen Prozesse integrieren zu wollen und sie einem Berichtswesen unterzuordnen, das ihnen die Freiheit und die Kreativität nimmt.
Die Rechtsanwälte von Ebner Stolz unterstützen bei der rechtlichen Beratung von jedweder Kooperation zwischen Mittelstand und Start-ups. Als Full-Service-Kanzlei unterstützen wir darüber hinaus in allen wirtschaftsrechtlichen Fragestellungen im Lebenszyklus von mittelständischen Unternehmen. Weitere Informationen zu unserem Leistungsspektrum finden Sie in dieser Broschüre. Kommen Sie gerne auf uns zu.