deen

Steuerberatung

Steuerliche Anerkennung inkongruenter Gewinnausschüttungen

Das BMF führt aus, in wel­chen Fällen in­kon­gru­ente Ge­winn­aus­schüttun­gen bei ei­ner GmbH und ei­ner AG steu­er­lich an­zu­er­ken­nen sind, und über­nimmt da­bei u. a. die Rechts­auf­fas­sung des BFH zur An­er­ken­nung ei­nes punk­tu­ell sat­zungs­durch­bre­chen­den Ge­sell­schaf­ter­be­schlus­ses ei­ner GmbH.

Mit Schrei­ben vom 04.09.2024 (Az. IV C 2 - S 2742/19/10004 :003, DStR 2024, S. 2125) führt das BMF aus, dass eine vom An­teil am Grund- oder Stamm­ka­pi­tal ab­wei­chende Ge­winn­aus­schüttung (sog. in­kon­gru­ente Ge­winn­aus­schüttung) steu­er­lich grundsätz­lich an­zu­er­ken­nen ist, wenn sie zi­vil­recht­lich wirk­sam ist. In Ablösung des vor­ge­hen­den Schrei­bens vom 17.12.2013 (BStBl. I 2014, S. 63) und an­zu­wen­den in al­len of­fe­nen Fällen geht das BMF da­von bei ei­ner GmbH insb. dann aus, wenn

  • eine ab­wei­chende Ge­winn­ver­tei­lungs­re­ge­lung im Ge­sell­schafts­ver­trag vor­ge­se­hen ist,
  • der Ge­sell­schafts­ver­trag eine Öff­nungs­klau­sel enthält, wo­nach mit Zu­stim­mung der be­einträch­tig­ten Ge­sell­schaf­ter eine ab­wei­chende Ge­winn­ver­tei­lung be­schlos­sen wer­den kann,
  • mit den Stim­men al­ler Ge­sell­schaf­ter ein punk­tu­ell sat­zungs­durch­bre­chen­der Be­schluss ge­fasst wor­den ist und von kei­nem Ge­sell­schaf­ter an­ge­foch­ten wer­den kann (BFH-Ur­teil vom 28.09.2022, Az. VIII R 20/20).

Fer­ner er­kennt das BMF die Recht­spre­chung des BFH zur sog. ge­spal­te­nen bzw. zeit­lich in­kon­gru­en­ten Ge­winn­ver­wen­dung (BFH-Ur­teil vom 28.09.2021, Az. VIII R 25/19, DStR 2022, S. 140) an, wo­nach ein zi­vil­recht­lich wirk­sa­mer Ge­sell­schaf­ter­be­schluss, der vor­sieht, dass der auf den Mehr­heits­ge­sell­schaf­ter ent­fal­lende Ge­winn­an­teil in eine ge­sell­schaf­ter­be­zo­gene Ge­winnrück­lage ein­ge­stellt wird, während die Ge­winn­an­teile der Min­der­heits­ge­sell­schaf­ter aus­ge­schüttet wer­den, grundsätz­lich auch steu­er­lich an­zu­er­ken­nen ist und beim Mehr­heits­ge­sell­schaf­ter (noch) nicht zu einem Zu­fluss von Ka­pi­tal­erträgen nach § 20 Abs. 1 Nr. 1 EStG führt.

Bei ei­ner AG er­kennt das BMF in­kon­gru­ente Ge­winn­aus­schüttun­gen hin­ge­gen nur dann steu­er­lich an, wenn in der Sat­zung ein vom Verhält­nis der An­teile am Grund­ka­pi­tal ab­wei­chen­der Ge­winn­ver­tei­lungs­schlüssel fest­ge­legt wurde und die Aus­schüttung ent­spre­chend er­folgt.

Hin­weis: Die noch im Vorgänger­schrei­ben vom 17.12.2013 ent­hal­tene im­pli­zite Öff­nungs­klau­sel, dass eine steu­er­li­che An­er­ken­nung in­kon­gru­en­ter Ge­winn­aus­schüttun­gen ver­sagt wer­den kann, wenn hierfür keine be­acht­li­chen wirt­schaft­lich vernünf­ti­gen außer­steu­er­li­chen Gründe nach­ge­wie­sen wer­den, fin­den sich im ak­tu­el­len BMF-Schrei­ben nicht mehr wie­der.

nach oben