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Strenge Meldepflichten zum Transparenzregister bei Kommanditgesellschaften

Ju­ris­ti­sche Per­so­nen des Pri­vat­rechts und ein­ge­tra­gene Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten sind grundsätz­lich ver­pflich­tet, die er­for­der­li­chen An­ga­ben über ihre je­wei­li­gen wirt­schaft­li­chen Be­rech­tig­ten dem Trans­pa­renz­re­gis­ter mit­zu­tei­len. Die Mel­de­pflicht gilt nach der Fik­tion in § 20 Abs. 2 GwG als erfüllt, wenn sich die An­ga­ben u. a. aus dem elek­tro­ni­sch ab­ruf­ba­ren Han­dels-, Part­ner­schafts-, Ge­nos­sen­schafts-, Ver­eins- oder Un­ter­neh­mens­re­gis­ter er­ge­ben.

Im Hin­blick auf die An­wend­bar­keit bzw. den An­wen­dungs­be­reich die­ser Mel­de­fik­tion bei ei­ner Kom­man­dit­ge­sell­schaft (KG) be­steht das Pro­blem, dass im Han­dels­re­gis­ter für die Kom­man­di­tis­ten nur de­ren Haft­summe ein­ge­tra­gen wird, nicht aber die Ka­pi­tal­an­teile. Dar­aus las­sen sich ggfs. nicht die tatsäch­li­chen (pro­zen­tua­len) Be­tei­li­gungs­verhält­nisse der Ge­sell­schaf­ter ei­ner KG (Kom­man­di­tis­ten und Kom­ple­mentäre) er­ken­nen.

Strenge Meldepflichten zum Transparenzregister bei Kommanditgesellschaften© Thinkstock

Das Bun­des­ver­wal­tungs­amt ver­tritt im Rah­men ei­nes Ord­nungs­wid­rig­kei­ten­ver­fah­rens die Auf­fas­sung, dass bei ei­ner KG die Mel­de­fik­tion nach § 20 Abs. 2 GwG durch die Ein­tra­gung im Han­dels­re­gis­ter nicht erfüllt sei, so­dass eine ergänzende Mit­tei­lungs­pflicht zum Trans­pa­renz­re­gis­ter be­stehe. Diese Ver­wal­tungs­auf­fas­sung des Bun­des­ver­wal­tungs­amts steht da­mit im Ge­gen­satz zur Begründung des Ge­setz­ge­bers zur No­velle des GwG im Jahre 2017, wo­nach die Mel­de­fik­tion weit­ge­hend (in ge­schätz­ten 90 % der Fälle) auch bei der KG gelte.

Das Bun­des­ver­wal­tungs­amt hat uns auf un­sere An­frage in­zwi­schen (münd­lich) mit­ge­teilt, dass

  • die Mel­de­fik­tion nach § 20 Abs. 2 GwG bei KGs nur in Aus­nah­mefällen gelte, weil aus dem Re­gis­ter­an­ga­ben keine In­for­ma­tio­nen über die tatsäch­li­che Be­tei­li­gung der Ge­sell­schaf­ter an der KG er­sicht­lich seien; als Aus­nah­men mit Gel­tung der Mel­de­fik­tion seien nur die Fälle der Ein-Per­so­nen-KG, der sog. Ein­heits-KG und das Feh­len ei­nes wirt­schaft­li­chen Be­rech­tig­ten an­zu­se­hen;
  • es be­reits viele Ord­nungs­wid­rig­kei­ten­ver­fah­ren in KG-Fällen we­gen nicht erfüll­ter Mel­de­pflich­ten zum Trans­pa­renz­re­gis­ter geführt und (alle) ge­won­nen habe; die Ent­schei­dun­gen in die­sen Ver­fah­ren seien je­doch - da nur un­ter­ge­richt­lich (Amts­ge­richt Köln) ent­schie­den (mit nur ei­ner Rechts­be­schwerde zum Ober­lan­des­ge­richt) - nicht veröff­ent­licht;
  • eine neue Fas­sung der vom Bun­des­ver­wal­tungs­amt zu Fra­gen des Trans­pa­renz­re­gis­ters ver­fass­ten Hin­weise (FAQs) ins­be­son­dere mit Ausführun­gen zu den Mel­de­pflich­ten zum Trans­pa­renz­re­gis­ter bei KGs vor­aus­sicht­lich noch im Jahr 2019 (auf der Web­site der Bun­des­ver­wal­tungs­amts) veröff­ent­licht werde.

Mit Blick auf diese Ver­wal­tungs­pra­xis des Bun­des­ver­wal­tungs­amts ist u. E. da­her auch in ty­pi­schen Fall­kon­stel­la­tio­nen bei KGs (meh­rere Per­so­nen als Kom­man­di­tis­ten der GmbH & Co. KG, von de­nen min­des­tens eine zu mehr als 25 % des Ka­pi­tals oder der Stim­men be­tei­ligt ist) grundsätz­lich - vor­be­halt­lich der er­for­der­li­chen Prüfung der Verhält­nisse bei der be­tref­fen­den KG im Ein­zel­fall - von ei­ner Mel­de­pflicht zum Trans­pa­renz­re­gis­ter aus­zu­ge­hen. An­ge­sichts der aus­kunfts­gemäß um­fang­rei­chen Auf­griffs­pra­xis des Bun­des­ver­wal­tungs­amts bei mögli­chen Verstößen ge­gen Mel­de­pflich­ten zum Trans­pa­renz­re­gis­ter hal­ten wir eine Be­an­stan­dung durch die­ses in einem KG-Fall ohne Mit­tei­lung zum Trans­pa­renz­re­gis­ter für nicht un­wahr­schein­lich und mit Blick auf die mögli­che Sank­tion (Geldbuße) für ri­si­ko­be­haf­tet.

Im Er­geb­nis führt dies zu ei­ner nicht un­er­heb­li­chen Aus­wei­tung der Mel­de­pflich­ten bzw. Mit­tei­lun­gen zum Trans­pa­renz­re­gis­ter für KGs ge­genüber der bis­her in der Fach­li­te­ra­tur ver­tre­te­nen Auf­fas­sung und gängi­gen Pra­xis. Von der noch für die­ses Jahr an­gekündig­ten Veröff­ent­li­chung der ak­tua­li­sier­ten Hin­weise (FAQs) des Bun­des­ver­wal­tungs­amts er­war­ten wir in­so­weit keine Ab­wei­chung ge­genüber der der­zei­ti­gen Ver­wal­tungs­pra­xis, so dass u. E. im Zwei­fel in KG-Fällen zu ei­ner Mit­tei­lung zum Trans­pa­renz­re­gis­ter zu ra­ten ist.

Weiterer Ausblick

Die Bun­des­re­gie­rung hat am 31.7.2019 den Ent­wurf ei­nes Ge­set­zes zur Um­set­zung der Ände­rungs­richt­li­nie zur Vier­ten EU-Geldwäsche­richt­li­nie (Richt­li­nie (EU) 2018/843) vor­ge­legt, mit dem u. a. ein öff­ent­li­cher Zu­gang zum Trans­pa­renz­re­gis­ter, eine Mel­de­pflicht bei Un­stim­mig­kei­ten zu den An­ga­ben zum wirt­schaft­lich Be­rech­tig­ten im Trans­pa­renz­re­gis­ter so­wie eine Ver­net­zung der eu­ropäischen Trans­pa­renz­re­gis­ter ein­geführt wer­den soll (zum vor­he­ri­gen Re­fe­ren­ten­ent­wurf s. no­vus Juli 2019, S. 26). Die Ände­rungs­richt­li­nie ist von den Mit­glied­staa­ten bis zum 10.1.2020 in na­tio­na­les Recht um­zu­set­zen.

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